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Das kostbare Opfer

Das kostbare Opfer

Titel: Das kostbare Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ihn und wen er sonst noch in diesem
Hotel bei sich hat, stören.«
    Sie nahm ihr Glas und warf es
nach dem Telefon. Etwa einen Meter davor schlug es gegen die Kante der Bar, und
die Glassplitter flogen auf den Teppich. »Machen Sie mir noch einen Drink, Al«,
sagte sie gepreßt.
    Ich füllte ein Glas, und sie
hob es zu einem Trinkspruch hoch. »Ich schenke Ihnen Laurence Cole, den edlen
und aufmerksamen Gatten«, sagte sie. »Ich schenke ihn Ihnen, oder wer immer ihn
haben möchte, diesen hinterhältigen kleinen Schuft!« Ich erwischte ihr
Handgelenk gerade noch rechtzeitig, um zu verhindern, daß das zweite Glas dem
ersten folgte.
    »Es ist nicht wegen der
Gläser«, sagte ich, »sondern wegen des guten Cognacs.«
    Langsam beruhigte sie sich und
brachte es sogar fertig, mich anzulächeln. »Ich weiß nicht, warum ich mich
wegen Laurence so aufrege«, sagte sie leise. »Es tut mir leid, Al. Es ist doch
das oberste Gesetz für eine Gastgeberin, die Gäste nie zu langweilen. Nicht
wahr?«
    »Ich bin weit davon entfernt,
mich zu langweilen«, versicherte ich ihr.
    »Erzählen Sie mir was über sich
selbst«, sagte sie. »Was für Interessen haben Sie? Haben Sie irgendwelche
Hobbies, Al?«
    »Neben dem einen ganz
offensichtlichen habe ich noch eine Hi-Fi-Anlage«, sagte ich. »Und eine
dazugehörende Schallplattensammlung.«
    »Erzählen Sie«, befahl sie.
    Es ist schon möglich, daß ich
Hi-Fi-Fanatiker bin, aber wenigstens bin ich mir dessen bewußt. Ich erzählte
ihr von dem Apparat, indem ich mich kurz faßte und mich auf das Wichtigste
beschränkte. Es konnten nicht mehr als zwanzig Minuten vergangen sein, bis ich
fertig war.
    »Das klingt faszinierend«,
sagte sie, »mit all diesen Lautsprechern und Verstärkern und so weiter. Ich
würde es liebend gern mal hören.«
    »Sie müssen mal an einem Abend
zu mir kommen und es sich anhören«, sagte ich. »Ich meine Sie und Ihr Mann.«
    »Fangen Sie doch nicht schon
wieder von diesem Hanswurst an«, sagte sie verbittert. »Sobald er rausgefunden
hat, wo sich die Lautsprecher befinden, würde er jedes Interesse verlieren.«
    »Ich dachte eben, daß ich Sie
auf die übliche Weise einladen müßte«, entschuldigte ich mich.
    »Sehe ich nach einer üblichen
Person aus, Al?«
    Sie warf mir einen langen Blick
zu, dann sah sie sich im Zimmer um. Ein Ausdruck angestrengten Nachdenkens lag
in ihren Augen, und sie rümpfte wieder die Nase. »Die reinste Scheune!« sagte
sie verächtlich. »Finden Sie nicht, daß es eine Scheune ist?«
    »Ja, es ist eine Scheune«, gab
ich zu. »Aber eine ziemlich teure.«
    »Viel zu groß für zwei Leute«,
fuhr sie fort. »Meine eigenen Zimmer liegen oben. Als das Haus gebaut wurde,
dachte ich mir, daß ich es mir ebensogut bequem machen könnte. Schließlich
zahlte ich ja das Geld für das Haus. Meine Zimmer haben eine ganz eigene
Atmosphäre. Intim. Sie würden Ihnen gefallen, Al.«
    Sie ging durch den Raum und
blieb unter dem Türbogen stehen. »Ich habe meine eigene Bar oben, aber wir
brauchen Eis«, sagte sie. »Bringen Sie welches mit. Sie können den Weg nicht
verfehlen. Gehen Sie oben an der Treppe nach links. Die zweite Tür rechts ist
es.«
    Sie verschwand durch den Türbogen,
und zurück blieben ich und meine moralischen Grundsätze. Wir blickten uns
lauernd an. Es dauerte etwa fünf Sekunden. Ich gewann.
    Ich ging hinter die Bar, nahm
eine Gefrierschale mit Eiswürfeln aus dem eingebauten Kühlschrank und kippte
die Würfel in eine Glasschüssel. Ich trug sie durch das Zimmer und durch den
Türbogen. Oben angekommen, ging ich nach links und klopfte an die zweite Tür
rechts.
    »Kommen Sie nur herein, Al«,
rief Natalies gedämpfte Stimme.
    Wenn man ein Wohnzimmer an
seinen Sitzgelegenheiten erkennt, so war dies eines. Ich entdeckte drei Sessel
und zwei Couches. Die Szene war wie in einem dieser französischen Filme, die
das Wort »Zensur« zu einem veralteten Begriff machten.
    Neben dem Wohnzimmer lag das
Schlafzimmer. Die Tür stand sperrangelweit offen, und ich konnte das Fußende
des Bettes und einen in die Wand eingelassenen mannshohen Spiegel sehen.
Außerdem sah ich noch Natalies Spiegelbild.
    Ohne das Cocktailkleid »Marke
Harem« sah Natalie viel haremsmäßiger aus, wie sie da im schwarzen spitzenbesetzten
Nylonhöschen stand. Ihre Beine waren lang und schlank; die Brüste fest und zart
gerundet, voller als ich gedacht hatte.
    Die Eiswürfel begannen zu
klappern wie Kastagnetten. Sie nahm ein flaumiges Negligé vom Bett

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