Das kostbare Opfer
werden«,
wiederholte er leise. »Schrumpfkopf. Weiche Birne?« Dann gewann seine Stimme
die alte Lautstärke. »Ja wer zum Teufel denken Sie denn, daß ich bin?« brüllte
er. »Ich denke, ich bin der County Sheriff von Pine City, ja, genau das bin
ich! Und Sie haben meine Befehle zu befolgen!«
Mrs. Lavers kam mit einem
Tablett ins Zimmer und servierte Kaffee. »Aber, aber«, sagte sie warnend zu
ihrem Gatten, »denk an deine Leber!«
»Meiner Leber fehlt nichts«,
sagte er gereizt.
»Der Doktor ist aber anderer
Ansicht«, ermahnte sie ihn. »Du sollst dir mehr Bewegung machen«, sagt er.
»Jeden Morgen als erstes einen
Waldlauf«, schlug ich vor. Mrs. Lavers kicherte plötzlich und verschwand.
»Also schön, Wheeler«, sagte
Lavers mit trügerisch leiser Stimme. »Drei Tage lang haben Sie wegen Henry
Farnhams Tod ermittelt! Ist er ermordet worden oder nicht? Ich habe in der
ganzen Zeit von Ihnen nur einen einzigen Bericht erhalten. Sie haben mir
gesagt, einige Leute in einem Inkassobüro seien in die Sache verwickelt. Heute
nacht haben wir den Beweis erhalten. Cole wurde von seiner Frau in der Wohnung
von Farnhams Witwe ermordet, und dazu noch in ihrer Anwesenheit.«
»Und weiter«, sagte ich.
»Mrs. Farnham hat die
Mordabteilung angerufen. Hammond fuhr in ihre Wohnung. Der Mord stellt kein
Problem dar. Mrs. Cole hat ihren Mann umgebracht. Aber sie verlangt, daß ihr
guter Freund, Leutnant Wheeler vom Büro des Sheriffs, sofort herbeigerufen
werden soll. Hammond wußte nicht, was er tun sollte, und während er noch
darüber nachdachte, wurde die Frau hysterisch. Sie sagt, sie müsse unbedingt
mit Ihnen sprechen. Sie seien der einzige Mensch, dem sie vertrauen könne. Ihr
Liebhaber!«
Ich zuckte leicht zusammen und
konzentrierte mich auf meinen Kaffee. Es war ein guter Kaffee, aber im
Augenblick schmeckte er mir überhaupt nicht.
»Hammond hat ihr also erlaubt,
Sie anzurufen«, fuhr Lavers fort. »Dann hat er den guten Einfall gehabt, mich
anzurufen, und ich habe ihm gesagt, was er tun soll, sobald Sie ankämen.«
»Aber...«, fing ich an.
»Halten Sie die Klappe«,
schnaubte Lavers. »Was für einen Eindruck, glauben Sie, würde das morgen in den
Zeitungen machen?« fragte er leise. »Eifersüchtige Frau findet Ehemann in den
Armen seiner Geliebten und erschießt ihn. Verlangt Schutz durch ihren
Liebhaber, einen Polizeileutnant aus dem Büro des Sheriffs. Was glauben Sie,
wie sich das auf den ersten Seiten ausnehmen würde?«
»Aber...«
»Das ganze Büro wäre erledigt«,
sagte er barsch. »Und ich dazu. Und Sie haben die Stirn und kommen in meine
Wohnung und stellen mich darüber zur Rede, wie ich Sie behandle.«
Ich hatte begriffen. Ich wußte
auch, daß meine Strategie gänzlich falsch gewesen war. Kein Wunder, daß
Napoleon auf St. Helena und Annabelle Jackson auf meiner Couch gelandet waren.
»Zu Ihrer Information,
Wheeler«, fuhr Lavers fort. »Sie sind ab sofort entlassen.« Alles Gepolter war
aus seiner Stimme verschwunden, und sie klang schneidender, als ich sie jemals
zuvor gehört hatte. »Wir sind fertig mit Ihnen«, fuhr er fort. »Und das werde
ich den Zeitungen mitteilen. Sie können jetzt machen, daß Sie fortkommen, und
ich wäre dankbar, wenn ich Sie nie wiedersehen würde.«
Ich brauchte etwa eine halbe
Minute, um darüber nachzudenken und gleichzeitig meine Tasse Kaffee
auszutrinken. »Ich bin nicht Ihrer Ansicht, Sheriff.«
»Was?«
»Wie würde das denn aussehen?«
fragte ich ihn. »In den Zeitungen: Rothaarige Mörderin sucht Schutz ihres Geliebten,
eines Polizeileutnants. Sie werden doch nicht wollen, daß die Leute denken,
alle Polizeileutnants seien nihilistische Bohemiens, die sich von Frauen
anderer Männer verwöhnen lassen?«
»Das ist mehr oder weniger das,
was ich gesagt habe«, knurrte Lavers. »Deshalb bin ich mit Ihnen auch fertig!«
»Deshalb sind Sie mit mir eben
nicht fertig«, berichtigte ich freundlich. »Wovon soll ein degradierter
Polizist denn leben?«
»Das ist Ihr Problem, nicht
meines!«
»Normalerweise kann er nicht
leben«, sagte ich. »Es kann sogar scheußlich für ihn werden, sofern er nicht
etwas zu verkaufen hat.«
»Verkaufen?« Lavers sah mich
mißtrauisch an.
»Die wahre Geschichte des
Mordes«, sagte ich munter. »Eine der Boulevardzeitungen würde eine Menge für
eine solche Geschichte bezahlen. >Ich war Natalie Coles Geliebter! von Al
Wheeler, Ex-Leutnant der Polizei, Ex-Assistent des County Sheriffs. Wir
garantieren, daß nicht
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