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Das kostbare Opfer

Das kostbare Opfer

Titel: Das kostbare Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Hammond«, entgegnete
er.
    Das war alles, was ich wissen
wollte. Ich kannte den Leutnant von früher, und wir vertrugen uns so gut wie
zwei siamesische Kater. »Danke«, sagte ich zu dem Polizisten und wollte
hineingehen.
    Aber der Polizist trat nicht
auf die Seite. »Tut mir leid, Leutnant«, sagte er entschuldigend. »Aber
Leutnant Hammond hat strikte Anweisung gegeben, niemanden hineinzulassen.«
    »Ich bin ein verträglicher
Mensch«, sagte ich. »Ich warte hier, während Sie ihm sagen, daß ich hier bin.«
    Er sah zweifelnd drein. »Der
Leutnant hat gesagt, er wollte nicht gestört werden.«
    »Wenn Sie daran interessiert
sind, nicht arbeitslos zu werden, dann werden Sie ihn jetzt stören«, sagte ich
freundlich. »Und zwar auf der Stelle.«
    Der Beamte sah mich an und kam
zu der Überzeugung, daß es mir ernst war. Er ging in die Wohnung, und ich
zündete mir eine Zigarette an, während ich wartete. Schon zehn Sekunden später
war der Mann mit einem Ausdruck der Erleichterung im Gesicht zurück. »Leutnant
Hammond sagt, es sei schon in Ordnung, Leutnant.«
    »Sehr großzügig von ihm«, sagte
ich und ging hinein.
    Das Wohnzimmer war sozusagen
überfüllt. Noch zwei uniformierte Beamte, zwei Jungens vom Polizeilabor in
ihren zerknitterten Anzügen, und Leutnant Hammond. Eve Farnham saß in einem
Sessel und ihr gegenüber, auf der anderen Seite des Zimmers, saß Natalie Cole.
    »Al!« Natalie sprang auf, als
sie mich ins Zimmer kommen sah. »Bin ich froh, daß du gekommen bist. Ich...«
    »Halten Sie den Mund!« befahl
Hammond ungerührt. Natalie warf mir einen hilflosen Blick zu und ließ sich
wieder in den Sessel sinken.
    Ich wartete, während Hammond
durch das Zimmer auf mich zukam. Er sah noch dünner aus, als ich ihn vom
letztenmal her in Erinnerung hatte. Vielleicht hatte er sich noch ein weiteres
Magengeschwür zugelegt. Seine Hakennase sprang noch weiter hervor, und seine
Augen waren undurchdringlich wie eh und je.
    »Was wollen Sie, Wheeler?«
knirschte er.
    »Ich will verdammt bloß wissen,
was hier los ist«, sagte ich.
    Er sah mich etwa fünf Sekunden
lang schweigend an, dann machte er eine Kopfbewegung zur Schlafzimmertür.
»Wollen Sie mal einen Blick hineinwerfen?«
    »Ja«, sagte ich. »Gern.«
    »Treten Sie näher«, sagte er.
»Eintritt frei.«
    Ich ging an ihm vorbei ins
Schlafzimmer. Dort waren zwei weitere Jungen vom Labor damit beschäftigt,
Fingerabdrücke aufzunehmen und zu fotografieren; ich frage mich manchmal, ob
sie überhaupt jemals was finden.
    Laurence Cole lag auf dem
Fußboden, einen Ausdruck permanenter Überraschung auf seinem Gesicht. Er trag
ein Paar Shorts, sonst nichts. Er mußte aus dem Bett gefallen sein. Seine
rechte Hand hatte das Laken mitgerissen, und seine Faust umklammerte noch immer
einen Zipfel.
    Doc Murphy von der
Mordabteilung kniete neben der Leiche. Mit einem schmerzlichen Grunzen richtete
er sich auf. »Wenn das nicht unser lieber Freund Wheeler ist«, sagte er, als er
mich ansah. »Sind Sie gekommen, um die Liste Ihrer ungelösten Fälle zu
verlängern?«
    »Man hat mir gesagt, Sie seien
gestorben«, entgegnete ich, ihn eingehend betrachtend. »Jetzt glaube ich’s.«
    »Ich nicht«, sagte er
selbstzufrieden. »Ich habe zuviel Verstand, um mich gleich mit zwei schönen
Frauen einzulassen. Hände weg, sage ich, und man lebt länger.«
    »Selbst wenn man nichts davon
hat«, stimmte ich zu. »Wo hat es Cole erwischt?«
    »Im Hinterkopf«, sagte er. »Aus
nächster Nähe, ein Haufen Pulverspuren. Zwei Kugeln. Zack, zack.« Er schnippte
mit den Fingern.
    »Vielen Dank, Sie
Heilkünstler«, sagte ich. Murphy brummte und wandte sich wieder der Leiche zu.
    Ich sah mich rasch um und ging
dann wieder ins Wohnzimmer. Es gab nichts im Schlafzimmer, was mich
interessiert hätte, und so überließ ich es den Jungen von der
wissenschaftlichen Fakultät.
    Unmittelbar vor der
Schlafzimmertür wartete Hammond auf mich, die Hände tief in den Hosentaschen
vergraben. »Fertig, Wheeler?«
    »Ich habe noch gar nicht angefangen«,
sagte ich. »Was ist los?«
    »Ich gebe meinen Bericht an die
Mordabteilung ab«, sagte Hammond kurz.
    Ich sah ihn ungläubig an. »Ich
bin Kriminalbeamter«, sagte ich. »Kri-mi-nal-be-am-ter. Das Büro des Sheriffs
ist an diesem Fall unmittelbar interessiert. Was ist denn passiert?«
    Hammond grinste unfreundlich.
»Ich habe mit dem Sheriff telefoniert«, sagte er. »Vor kaum zehn Minuten, als
die Cole behauptete, sie kenne Sie. Der Sheriff hat mir

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