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Das kostbare Opfer

Das kostbare Opfer

Titel: Das kostbare Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Mitglied des Trios
hockte noch immer auf dem Fußboden, heftig zitternd und die Hand über die Augen
gepreßt. Ich tippte ihm sanft auf die Schulter, und er sprang auf wie ein
ertappter Steuersünder — und um einen solchen handelte es sich ja auch.
    »Sie können jetzt
herauskommen«, sagte ich. »Es ist alles vorbei.«
    Er nahm die Hand zögernd von
den Augen und starrte mich an, als wäre ich der Geist aus Hamlet.
    »Sie hätten bei Ihren
Kontobüchern bleiben sollen«, sagte ich. »Ich sehe schon auf den ersten Blick,
daß Sie für das Dasein als verzweifelter Verbrecher nicht geschaffen sind.«
    Er richtete sich langsam auf.
Seine Augen drohten, aus den Höhlen zu treten. Dann entdeckte er Malones Leiche
auf dem Boden und begann wieder zu zittern. »Er ist t—t-tot!« sagte er mit
schriller Stimme.
    »Mr. Blount, nehme ich an?« sagte
ich. »Mr. Edgar Blount, der ehrsame Buchhalter. Oder sollte ich lieber sagen
Edgar Jones, der in Milwaukee wegen fünfunddreißigtausend Dollar gesucht wird?
Sie haben sich aber keinen übertrieben originellen Decknamen ausgesucht. Wie
kamen Sie überhaupt darauf?«
    »Ich war ein Narr«, sagte er.
»Ein verrückter Narr!«
    »Endlich fällt bei Ihnen der
Groschen.« Polnik grinste.
    Blount blickte erst Polnik,
dann wieder mich an. »Sind Sie von der Kriminalpolizei?« fragte er.
    »Sie merken auch alles.«
    »Ich bin froh, daß Sie kamen.«
Er schauderte aufs neue. »Ich glaube, die wollten mich umbringen.«
    »Das hätte mich nicht
überrascht«, sagte ich. »Sobald sie Ihr Geld hatten.«
    »Woher wissen Sie das?« fragte
er.
    Ich zündete mir eine Zigarette
an; sie schmeckte wunderbar. Es war die erste nach der, die sehr gut meine
letzte hätte sein können. »Dazu gehört nicht viel,« sagte ich. »Edna besuchte
Sie erstmalig am Nachmittag. Sie erzählte Ihnen, sie sei Ermittlerin eines
Inkassobüros und wüßte, wer Sie seien. Sie schlug Ihnen ein Geschäft vor. Sie
war bereit, den Mund zu halten und Sie aus Pine City weg an einen sicheren Ort
zu bringen, wo Sie sich verstecken konnten, bis Gras über die Angelegenheit
gewachsen war. Und das alles gegen eine kleine Entschädigung.«
    »Tausend Dollar«, sagte Blount.
»Das verlangte sie — damals.«
    Ich grinste Polnik an. »Schon
mal gehört, daß ein ehrlicher Mann so hineingelegt wurde, wie manche dieser
Kerle.« Ich konzentrierte mich wieder auf Blount. »Dann kam sie am gleichen
Abend zurück und sagte Ihnen, die Polizei sei Ihnen direkt auf den Fersen und
könnte jeden Augenblick im Hotel auftauchen. Ihr Freund hätte sich gerade eines
Beamten angenommen, und Sie müßten das Hotel sofort verlassen.«
    »Sie müssen ja direkt alles
beobachtet haben!« murmelte er.
    »In gewisser Weise, ja.« Ich
warf Polnik einen Blick zu, der Anstand genug hatte, schwach zu erröten. »Man
schaffte Sie also aus dem Hotel, in einen Wagen, und sie fuhr Sie hier heraus?«
    »Stimmt genau.«
    »Jetzt können Sie mal
weitererzählen«, sagte ich. »Schließlich ist es ja Ihre Geschichte.«
    »Sie sagte, sie würde heute
morgen wieder zurückkommen«, murmelte Blount langsam, »und ich dürfte mich
außerhalb der Hütte nicht blicken lassen. Das bedeutete, daß ich noch nicht
einmal hinausgehen und Holz sammeln konnte, um ein Feuer zu machen. Es waren
keine Decken vorhanden, und ich bin ziemlich schwach auf der Brust. Ich hätte
mir den Tod holen können! Jedenfalls habe ich die ganze Nacht zitternd vor
Kälte herumgesessen. Ich glaube, ich habe nicht einmal eine Stunde geschlafen.«
    »Hart«, sagte ich. »Dann kam
sie heute morgen wieder, aber Malone war schon vor ihr gekommen, und so hatten
Sie es mit zweien zu tun. Ich vermute, sie teilten Ihnen mit, der Preis sei
gestiegen, weil Sie zu einem heißen Eisen geworden seien. Wieviel verlangten
sie? Zwanzigtausend?«
    »Dreißig!« sagte er verbittert.
»Ich sagte ihnen, von den ursprünglichen fünfunddreißigtausend seien nur noch
achtundzwanzig übrig. Bevor ich nach Pine City kam, machte ich in Las Vegas
halt, weil ich glaubte, ich würde einen Mordsspaß haben, was jedoch nicht der
Fall war. Ich hatte überhaupt kein Glück. Ich glaube, es verließ mich, als ich
das Geld stahl.«
    »Endlich wird er schlau«, sagte
Polnik.
    »Hören wir uns die Geschichte
zu Ende an«, sagte ich.
    Blount nickte. »Als ich Malone
sagte, ich hätte nur noch achtundzwanzigtausend, grinste er. Dann merkte ich,
daß er nur deshalb dreißigtausend gesagt hatte, weil er hoffte, ich würde ihm
verraten,

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