Das kostbare Opfer
Anfang
und Ende einer wundervollen Romanze erlebt hatte.
Die beiden Sergeanten sahen zu,
während ich bedächtig eine Zigarette anzündete. »Haben Sie schon die
erfreuliche Neuigkeit gehört?« fragte ich sie. Beide nickten verhalten, ohne
ein Wort zu sagen. »Ich bearbeite die Sache trotzdem weiter«, fügte ich hinzu.
»Auch das haben wir gehört«,
sagte Johns. »Brauchen Sie uns noch, Leutnant?«
»Die Angelegenheit mit Edna
Bright und Vince Malone ist noch nicht erledigt«, sagte ich ihnen. »Sie
übernehmen wieder Malone, Johns. Sobald es so aussieht, als wollte er sich aus
dem Staube machen, möchte ich es wissen.«
»Jawohl, Leutnant.« Johns
nickte. »Ich fange gleich an.« Er verließ das Zimmer.
Als sich die Tür hinter ihm
geschlossen hatte, blickte Polnik mich an und räusperte sich mehrere Male.
»Bekomme ich wieder die Blondine, Leutnant?«
»Beschatten können Sie sie ja«,
sagte ich. »Alle können eben keine Leutnants sein.«
»Wie war das?« sagte er
nachdenklich. »Was ist mit dieser anderen Lady, Leutnant? Scheint mir schön in
der Tinte zu sitzen, Leutnant — nicht daß es mich etwas anginge. Sie verstehen
doch, Leutnant?«
»Immer eines nach dem anderen«,
sagte ich kurz und bündig. »Heften Sie sich an Ednas Fersen und lassen Sie sich
nicht abschütteln. Für sie gilt das gleiche wie für Malone. Wenn es so
aussieht, als wollte sie sich aus dem Staube machen, möchte ich es unverzüglich
wissen. Aber gehen Sie nicht das Risiko ein, sie aus dem Auge zu verlieren,
wenn Sie mich anrufen müssen. Sie bleiben bei ihr, wohin sie auch geht, und
wenn sie nach Mexiko fahren sollte.«
»Sí, señor!« sagte Polnik
stolz.
»Wie steht’s mit dem Akzent?«
Ich sah ihn an.
»Ich beherrsche die Sprache«,
sagte er bescheiden. »In Mexiko werde ich keine Schwierigkeiten haben.«
»Wenn Sie so weit gekommen
sind, würde ich an Ihrer Stelle nicht mehr zurückkehren«, sagte ich. »Der
Sheriff würde Ihre Spesen niemals genehmigen.«
Mit niedergeschlagenem Blick
verließ Polnik das Büro. Fünf Minuten darauf kam Annabelle herein und ging zu
ihrem Schreibtisch. Ihr Gesichtsausdruck war verschlossen, und er wurde immer
verschlossener, als sie mich ansah. Sie setzte sich, lehnte einen
Taschenspiegel gegen ihre Schreibmaschine und kämmte ihr Haar.
»Guten Morgen, mein süßes
Kind«, sagte ich heiter. »Ich hoffe, Sie haben gestern nacht nicht allzu lange
gewartet.« Annabelle frisierte sich weiter. »Habe ich etwas getan?« fragte ich.
»Oder habe ich etwas nicht getan?«
Schließlich wandte sie den Kopf
und schaute mich an. Unter ihrem Blick wäre der Golfstrom zu Eis erstarrt. »Ich
war wütend, daß Sie mich letzte Nacht sitzenließen«, sagte sie mit einer
Stimme, die noch eisiger als ihr Blick war. »Dann las ich von dem Mord in der
Zeitung und wußte, daß das wenigstens stimmte.«
»Schön«, sagte ich. »Nachdem
diese Sache geklärt ist...«
»Auf dem Weg hierher traf ich
Margie Farrell«, fuhr sie mit der gleichen rauhen Stimme fort.
»Margie Farrell?«
»Eine Freundin von mir. Sie ist
Stenotypistin bei der Mordabteilung. Sie erzählte mir die neueste Geschichte,
die zur Zeit die Runde macht.«
»Oh«, sagte ich vorsichtig.
»Ist es wahr?« fragte sie
leise.
»Was?« Ich tat so, als wüßte
ich es nicht.
»Mit Ihnen und Mrs. Cole. Was
sie zu Leutnant Hammond sagte, als sie Sie anrufen wollte?«
»Es ist wahr«, sagte ich.
»Das wollte ich nur wissen!«
sagte sie abweisend.
Die Tür flog auf, und Lavers
kam hereinmarschiert, »’n Morgen, Miss Jackson«, brummte er, als er an ihrem
Schreibtisch vorbeikam. Er ging in sein Büro, knallte die Tür hinter sich zu
und ignorierte mich vollständig. Der Fernkurs, wie man eine dynamische
Persönlichkeit entwickelt, war sein Geld wert gewesen, dachte ich.
Ich erinnerte mich meines
Natalie gegebenen Versprechens und rief Jerry Schultz an. Er hörte zu, ohne
mich zu unterbrechen, während ich ihm die Einzelheiten durchgab.
»Mensch!« sagte er, als ich
fertig war. »Du suchst dir aber auch immer die einfachsten Sachen aus.«
»Ich glaube nicht, daß sie es
getan hat, Jerry«, sagte ich. »Ich arbeite noch an dem Fall.«
»Das würde ich auch tun«,
meinte er. »Dran arbeiten. Deinen Worten entnehme ich, daß du einen weiteren
Mörder finden mußt, um sie vor der Gaskammer zu bewahren.«
»Ja«, sagte ich ungeduldig.
»Willst du den Fall übernehmen oder nicht?«
»Hat sie Geld?« fragte er
vorsichtig. »Kann sie es sich leisten,
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