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Das kostbare Opfer

Das kostbare Opfer

Titel: Das kostbare Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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kurzen Blick
auf Vince Malones Leiche. »Ich bin schon immer der Meinung gewesen, man soll
retten, was noch zu retten ist«, sagte sie. »Vince ist tot, und ich kann ihm
jetzt nicht mehr weh tun. Sie könnten bei Ihrer Aussage vor Gericht angeben,
daß er einen bösen Einfluß auf mich ausübte, daß ich erst nach unserer Hochzeit
entdeckte, was er für ein Mensch war. Er zwang mich, ihm zu helfen; er schlug
mich mehrere Male und machte mir Angst. Die Geschworenen würden die Geschichte
glauben, wenn Sie sie ihnen erzählten.«
    Entschlossen zog sie ihr Kleid
um fünf Zentimeter hoch, so daß man ein bißchen mehr zu sehen bekam. Ich sah
auf ihre Beine und dachte mir, daß es sehr schöne Beine seien, so schön wie der
ganze Rest; aber nur zum Ansehen.
    »Ich würde Ihnen die
zehntausend geben, bevor ich vor Gericht gestellt werde«, fuhr sie mit leiser
Stimme fort. »Wenn Sie das für mich tun würden. Und danach würde ich mich Ihnen
als sehr dankbar erweisen. Sehr dankbar, in recht praktischer Hinsicht.«
    »Und Sie vertrauen mir, daß
ich, nachdem Sie mir das Geld gegeben haben, die Geschichte erzählen würde?«
fragte ich sie.
    Sie lächelte mich an. »Ich würde
Ihnen vertrauen. Was glauben Sie wohl, wieviel ich bekommen würde, wenn Sie das
den Geschworenen erzählen?«
    »Vielleicht gar nichts«, sagte
ich. »Da Vince tot ist, würde niemand da sein, um die Wahrheit anzuzweifeln.
Die Geschworenen würden wahrscheinlich sogar zu Ihren Gunsten entscheiden, und
Sie könnten das Gericht also frei und ungehindert verlassen.«
    »Dann werden Sie es also tun?«
fragte sie. Ihre Stimme zitterte vor Eifer.
    »Wissen Sie was, Edna?« sagte
ich. »Ich würde es tun und sogar ohne Bezahlung, was das Geld angeht, wäre da
nicht eine Sache.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
fragte sie steif.
    »Es war doch Ihr Einfall,
Blount für immer kaltzumachen und in den See zu werfen«, sagte ich. »So was
kann ich nicht leiden.«
    Sie warf mir giftige Blicke zu
und bedachte mich mit einem häßlichen Ausdruck.
    »Liebling«, sagte ich heiter.
»Meine Aussage wird Sie hinter die Gitter des Zuchthauses Corona bringen. Wenn
Sie wieder herauskommen, wird nicht nur Ihr Kleid, sondern auch ihr Gesicht
außer Mode sein.«
    Sie sprang vom Stuhl auf und
schlug wütend mit der Handtasche nach mir. Ich packte ihr Handgelenk und drehte
es um, bis sie die Tasche zu Boden fallen ließ. »Es sind Frauenzimmer wie Sie«,
sagte ich, »die mein Vertrauen zum weiblichen Geschlecht unterhöhlen.«

ELFTES KAPITEL
     
    Es war gegen vier am
Nachmittag, als ich ins Büro zurückkam. Annabelle schaute mich über ihre
Schreibmaschine hinweg an und sagte: »Der Sheriff möchte Sie umgehend
sprechen.«
    »Keine jubelnden Volksmengen?«
fragte ich. »Keine Riesenkapellen, keine wehenden Fahnen?«
    »Vielleicht hat es sich noch
nicht herumgesprochen, daß Sie schon tot sind«, meinte sie spitz.
    Ich klopfte an die Tür zum Büro
des Sheriffs und betrat den Raum. »Setzen Sie sich, Wheeler«, sagte er.
    Ich nahm gehorsam Platz. »Ja,
Sir?«
    »Ich hörte, Malone wurde von
Polnik erschossen, bevor er Gelegenheit hatte, Sie niederzuknallen«, sagte er.
»Das ist ein Kreuz mit den Sergeanten heutzutage, sie werden zu übereifrig.«
    »In unserer Vereinbarung war
doch nichts enthalten, daß ich verpflichtet bin, über Ihre Witze zu lachen,
oder, Sir?« fragte ich besorgt.
    Lavers machte ein finsteres
Gesicht. »Ich habe auch gehört, daß Blount vor der Ermordung gerettet werden
konnte und wegen Unterschlagung verhaftet wurde. Diese Bright wurde wegen
ungefähr sechs Vergehen, von Nötigung bis Entführung, ebenfalls festgenommen.
Sie waren heute sehr emsig, Wheeler.«
    »Ja, Sir.«
    »Aber keiner von ihnen hat Cole
gestern nacht umgebracht?«
    »Nein, Sir.«
    Er zog die Mundwinkel nach
unten. »Bei Ihrem Talent, Sachen zu erfinden, hätte ich eigentlich damit
gerechnet, daß Sie den Mord einem davon in die Schuhe schieben würden.«
    »Ich hab’s versucht«, gestand
ich.
    »Pech«, sagte er. »Sie können
einfach nicht glauben, daß eine Frau schuldig sein soll, die Ihnen ihre Gunst
gewährt, wie?«
    »In diesem Fall zu Recht«,
sagte ich. »Haben Sie mich kommen lassen, um mit mir etwas Wichtiges zu
besprechen?«
    »Aber gewiß«, sagte er. Seine
Stimme troff vor Ironie, als er fortfuhr. »Ich wollte Ihnen zu Ihrer
pflichtbewußten Handlungsweise gratulieren, Leutnant.«
    »Vielen Dank, Sir«, sagte ich
mit unbewegtem Gesicht. »Ist das vorläufig

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