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Das Krähenweib

Das Krähenweib

Titel: Das Krähenweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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allein«, entgegnete Annalena glücklich, und ihr Lächeln verlieh ihren Worten so viel Wärme, dass sich nun auch Hildegards Züge ein wenig erweichten.
    Aber nur für einen Moment. »Beeil dich«, brummte sie. »Ich erwarte dich gleich unten in der Küche.«
    Annalena nickte, und die Haushälterin machte daraufhin kehrt. Nun konnte sie die Kammer genauer in Augenschein nehmen. Sie war finster und lag unter einer Dachschräge. Das einzige Fenster war von Schmutz so verkrustet, dass kaum Tageslicht hindurchdrang.
    Aber es war ihr eigenes Zimmer. Außerdem gab es hier nichts, was sie an Mertens und die Zeit in Walsrode erinnerte.
    Plötzlich sprang die Tür auf und eine junge Frau trat mit einem Strohsack in der Hand ein. Ihr Kleid war einfach und ebenfalls braun, aber sauber und wies keinerlei Flickstellen auf. »Ich bin Marlies«, stellte sie sich vor, als sie den Sack auf den Boden geworfen hatte. Ihr Lächeln entblößte eine Zahnlücke. »Frau Hildegard sagte mir, dass wir jetzt ’ne Neue haben. Wie ist dein Name?«
    »Annalena«, antwortete sie. Marlies’ grüne Augen blickten sie neugierig an und Annalena unterdrückte unwillkürlich ein Zittern. Die andere Magd durfte niemals ihren Rücken sehen.
    Marlies streckte ihre Hand aus und strich ihr lächelnd eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Dabei kam sie Annalena so nahe, dass sie einen Geruch von Butter und Wolle wahrnahm, der sie umgab.
    »Und woher kommst du?«
    »Aus Mecklenburg. Ich war dort bei einem Händler in Anstellung, aber er ist gestorben.«
    »Das brauchst du hier nicht zu fürchten, unser Herr ist ein Mann von guter Gesundheit.« Ein seltsames Lächeln huschte über ihr Gesicht. Ihre Verehrung für den Hausherrn schien ziemlich groß zu sein. »Es wird dir gutgehen, wenn du fleißig bist.«
    »Das hat mir Hildegard auch schon gesagt.«
    »Nenn sie lieber Frau Hildegard. Hildegard darf nur unser Herr zu ihr sagen, allen anderen nimmt sie es übel.«
    »Danke für den Hinweis«, entgegnete Annalena, schüttelte aber innerlich den Kopf über solch eine Eitelkeit.
    Marlies grinste sie breit an, und nachdem ihr Blick einen Moment lang auf ihren Haaren geruht hatte, fragte sie: »Siehst aus wie eine Zigeunerin, bist du eine von denen?«
    Annalena schüttelte den Kopf. »Nein, meine Großmutter hatte solches Haar, und sie gehörte nicht zum fahrenden Volk.«
    »Wenn du je Geld brauchst, solltest du einen Perückenmacher aufsuchen. Der wird es dir für gutes Geld abkaufen.« Marlies streckte die Hand nach Annalenas Flechten aus, zog sie aber zurück, bevor sie sie berühren konnte. »Sieh zu, dass du fertig wirst. Frau Hildegard mag es nicht, wenn die Mägde saumselig sind.«
    »Was ist eigentlich mit der Magd geschehen, die vorher hier gedient hat?«, fragte Annalena, bevor Marlies wieder aus der Kammer verschwand.
    »Sie ist fortgelaufen. Ein undankbares Ding war sie, das kannst du mir glauben.«
    Nur einen Atemzug später war sie verschwunden.

Zweites Buch Krämerseelen
    Berlin, Sommer 1701
    6. Kapitel
    A us den geheimen Aufzeichnungen des Johann Friedrich Böttger:
    Gott hat für jeden Menschen seinen Stand eingerichtet, das lehrt man uns schon von Kindesbeinen an.
    Ich, Johann Friedrich Böttger, Sohn des Münzmeisters Johann Adam Böttger und Geselle des hochangesehenen Apothekers Friedrich Zorn, habe das Glück, dass Gott mich in einen Stand gesetzt hat, der es mir ermöglicht, den Wissenschaften nachzugehen.
    Doch nicht nur denen, die mir mein Lehrherr vorgibt, nein, ich trachte nach mehr. Mein Herz schlägt für die Alchemie und ich bin mir sicher, dass es mir eines Tages gelingt, den Stein der Weisen zu finden und Gold zu schaffen, wenn ich nur fleißig forsche.
    Wenn Meister Zorn um die verbotenen Bücher unter meiner Schlafstätte wüsste, würde ihm gewiss die Stirnader schwellen, wie es immer der Fall ist, wenn ihn etwas erregt. Dabei ist Zorn ganz und gar kein schlechter Lehrmeister. Die schwellende Ader ist meist das einzige Zeichen seines Ärgers, seine Stimme bleibt fast immer ruhig, und statt mit der Hand weist er seine Lehrlinge mit Worten zurecht.
    Das war schon etliche Male mein Glück, denn ich muss zugeben, dass mein Leichtsinn groß genug war, dass ich mich zweimal aus diesem sicheren Horst fortschlich. Beim ersten Male ging ich, auf der Suche nach alchemistischer Weisheit, nach Breslau, doch mich ergriff rechtzeitig die Besinnung, so dass ich kehrtmachte, noch bevor ich die Stadt erreichte. Beim zweiten Mal verschlug es mich in

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