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Das Krähenweib

Das Krähenweib

Titel: Das Krähenweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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Ihre Kleider waren nicht viel mehr als Lumpen. Gewiss nicht der rechte Auftritt, um sich einem Herrn wie diesem als Magd zu empfehlen.
    »Bettler sind hier nicht willkommen!«, donnerte der Mann wütend.
    Annalena zuckte zusammen, hob dann aber das Gesicht und sagte mit fester Stimme: »Ich bin nicht hier, um zu betteln. Seid Ihr der Kaufmann Röber?«
    »Der bin ich!«
    »Dann möchte ich Euch fragen, ob Ihr immer noch eine Magd sucht.«
    Der Blick des Mannes wurde fragend. »Woher weißt du das?«
    »Die Haußmannsche sagte es mir, als ich bei ihr vorgesprochen habe.«
    Der Mann blickte sie noch eindringlicher an. Vielleicht stellte er sich vor, wie Annalena gewaschen, gekämmt und in sauberen Kleidern aussehen würde. Zumindest hoffte sie, dass seine Musterung so zu deuten war.
    Schließlich rief er: »Paul, geh die Hildegard holen. Sie soll sich das Mädchen hier anschauen.«
    »Sehr wohl, Herr Röber.« Der Gehilfe, der hinter ihm aufgetaucht war, verschwand hinter einem Vorhang.
    Röber schaute ihm nicht nach. Sein Blick blieb förmlich an Annalena kleben. »Hast du auch einen Namen?«
    »Annalena. Annalena Habrecht.«
    »Und woher kommst du?«
    »Aus dem Mecklenburgischen.«
    Der Kaufmann zog erstaunt die Augenbrauen hoch. »Dann hast du einen ziemlichen Weg hinter dir. Sag, was hat dich hierher geführt?«
    »Ich habe meine Anstellung dort verloren, weil mein Herr verstarb.« Diese Erklärung kaufte Röber ihr offenbar ab.
    »War er zufrieden mit dir?«
    Bevor Annalena antworten konnte, kehrte der Gehilfe zurück. Im Schlepptau hatte er eine Frau, die beinahe doppelt so breit war wie sie selbst. Ihr braunes Kleid spannte dermaßen, dass man meinen könnte, es würde jeden Augenblick reißen.
    »Das ist Hildegard, meine Haushälterin«, stellte Röber vor. »Ihr unterstehen die Knechte und Mägde in meinem Haus. Du wirst ihr genauso wie mir gehorchen.«
    Annalena nickte hoffnungsvoll. In ihren Ohren klang es, als sei sie eingestellt. Doch das hing wohl davon ab, welche Meinung Hildegard hatte.
    »Wie ist dein Name, Mädchen?«, fragte die Haushälterin streng, nachdem sie sie gemustert hatte.
    »Annalena Habrecht.«
    »Siehst mager aus, bist du dir sicher, dass du die Arbeit schaffst?«
    »Mein früherer Herr hat sich nicht beklagt.«
    »Hat er dir ein Zeugnis gegeben?«
    »Das konnte er nicht, denn er ist plötzlich gestorben.«
    Hildegard schob nachdenklich die Unterlippe vor. »In diesem Haus gibt es viel zu tun. Ich kann keine Rücksicht darauf nehmen, ob du beim Schrubben des Bodens oder beim Tragen von Wassereimern zusammenbrichst.«
    »Ich scheue harte Arbeit nicht«, entgegnete Annalena bestimmt.
    »Wie alt bist du denn, Mädchen?«, fragte Hildegard weiter.
    »Dreiundzwanzig, wenn ich mich nicht verzählt habe.«
    »Kannst du denn weiter als zwanzig zählen?«
    Annalena nickte. »Bis fünfzig hat es mir mein Vater beigebracht.«
    »Kannst du auch schreiben?«
    »Meinen Namen. Und wenn es sein muss, noch etwas mehr.«
    Auch das konnte die strenge Miene der Haushälterin nicht erweichen. »Du scheinst nicht auf den Mund gefallen zu sein, aber ich sage dir, so etwas ist hier nicht erwünscht. Du sollst deine Arbeit machen, deine Gebete sprechen und niemandem zur Last fallen.«
    »Das will ich gern tun«, versprach sie.
    Hildegard ließ sich Zeit mit einer Erwiderung. Als Annalenas Bangen fast schon unerträglich wurde, sagte die Haushälterin: »Du wirst dich waschen und ich werde dir ein neues Kleid geben. Gleich heute Abend beginnst du mit der Arbeit.«
    Annalena lächelte und wollte schon zum Dank ansetzen, doch Hildegard hob ihre Hand. »Freu dich nicht zu früh, Mädchen! Du wirst hier nur auf Probe angestellt. Ob du die Stelle bekommst, entscheidet sich, wenn ich gesehen habe, wie du dich bei der Arbeit anstellst.«
    Annalena nickte. »Ich werde Euch nicht enttäuschen, das verspreche ich.«
    »Dann komm mit«, sagte Hildegard und stapfte dann, mit ihrem dicken Hintern wackelnd, voran. Sie zeigte Annalena den Lagerraum und den Keller. Nachdem sie auch die Küche kennengelernt hatte, ging es über eine schmale Treppe hinauf in den obersten Teil des Hauses. Hier befanden sich die Gesindekammern. Die Balken im Dach ächzten und knarrten, Wind pfiff durch die Ritzen und der Boden war staubig. Vor einer der Türen machte Hildegard halt und stieß sie auf. »Das ist deine Kammer. Richte dich so gut wie möglich ein. Teilen musst du sie noch mit niemandem.«
    »Ich hatte noch nie ein Zimmer für mich

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