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Das Krähenweib

Das Krähenweib

Titel: Das Krähenweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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stelle. Sicher hofft er, dass ich mich bis auf die Knochen blamiere, aber das wird nicht geschehen.«
    So, wie Johanns Augen bei seinen Worten leuchteten, war es leicht zu glauben, dass ihm das Gold wichtiger als alles andere war. Annalena senkte enttäuscht den Kopf.
    »Sei nicht traurig, Annalena«, sagte Johann und zog sie an sich. Sie ließ es geschehen, ohne die Umarmung zu erwidern. »Ich wusste nicht, dass er ins Laboratorium kommen würde. Nun habe ich keine andere Wahl, als diese Prüfung zu bestehen.«
    »Kannst du nicht einfach sagen, dass du die Goldmacherei nicht beherrscht?«, fragte Annalena trotzig.
    Johann schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht. Zorn wirft mich raus, wenn ich die Transmutation nicht erfolgreich durchführe. Ich habe weder vor, meine Stellung zu verlieren noch meinen Ruf zu ruinieren. Nicht jetzt, wo ich kurz davor bin, es zu schaffen.«
    Und wenn du einfach fortgehen würdest?, fragte Annalena, aber nur mit ihren Augen und ohne Hoffnung auf eine Antwort. Irgendwohin, zu einem anderen Meister. Oder zu der kleinen Hütte im Wald …
    Aber Johann war sich seiner Sache sicher und die Erfolge der vergangenen Monate gaben ihm recht. Warum sollte er fliehen, wenn doch Ruhm auf ihn wartete?
    »Wann werde ich dich wiedersehen?«, fragte sie, und ihre Worte klangen bitter vor Enttäuschung.
    »Warum fragst du das? Sobald wie möglich, natürlich!«
    »Weil du immer verschwindest, wenn dir ein Versuch geglückt ist. Dann brütest du über deinen Studien und vergisst mich.«
    »Ich vergesse dich nicht«, entgegnete er und entließ sie aus seiner Umarmung. »Ich habe dich noch nie vergessen. Das habe ich dir doch erst vor kurzem gesagt.«
    Tränen stiegen in ihre Augen. Sie wollte sich einreden, dass es ihr nichts ausmachte, doch obwohl sie die Tränen zurückhalten konnte, war dieser Gedanke nicht mehr als eine Lüge.
    »In letzter Zeit fühlt es sich so an, als seien das nur Worte gewesen«, gab sie zurück und wartete auf eine Antwort von ihm. Vielleicht hoffte sie immer noch, dass er ihr sagte, er würde den Versuch absagen und mit ihr fortgehen. Doch in seinen Augen konnte sie sehen, dass das Gold alles andere aus seinen Gedanken verdrängte, auch sie. Sein Schweigen bestätigte dies nur noch. Seufzend wandte sie sich um. »Am besten, du gehst jetzt wieder. Ich wünsche dir Glück für deinen Versuch.«
    »Annalena!«, rief er ihr ein wenig hilflos nach, doch seine Stimme klang nicht so, als wollte er sie wirklich aufhalten.
    »Mach’s gut«, sagte sie leise. Ohne sich noch einmal umzudrehen, verschwand sie hinter der Tür. Eigentlich hatte sie nicht vorgehabt, nach draußen zu schauen, um herauszufinden, ob er ihr nachsah und sich vielleicht doch entschloss, ihr ins Haus zu folgen. Nach kurzem Zögern tat sie es trotzdem.
    Als sie den leeren Flecken sah, an dem er zuvor gestanden hatte, brach sie in Tränen aus.

    Friedrich Zorn hatte das Labor herrichten lassen und Schrader zu einigen Leuten geschickt, die er bei dem Transmutationsversuch dabeihaben wollte. Johann hätte auch Röber gern eingeladen, wagte aber nicht, diesen Vorschlag zu äußern, denn er wollte weder seinen Lehrmeister noch seinen Finanzier verärgern.
    Als es dunkelte, fanden sich die Gäste nach und nach in der Offizin ein. Als hätte man ihnen die Teilnahme an etwas Verbotenem in Aussicht gestellt, war ihre Kleidung auffällig dunkel. Auch sprachen sie leiser als sonst. Erwarteten sie, heute Abend den Teufel zu sehen?
    Johann ließ seinen Blick über ihre Gesichter schweifen. Die meisten hatten keinen oder nur einen kurzen Blick für ihn übrig. Sie sprachen mit Zorn, flüsterten fast, beachteten ihn aber nicht. Vielleicht hatte das Arkanum in seiner Tasche auch das Kunststück vollbracht, ihn unsichtbar zu machen? Nein, ganz gewiss nicht. Nichts, was in dieser Nacht vonstattengehen sollte, würde er den trügerischen roten Kristallen überlassen. Schon gar nicht denen, die er selbst hergestellt hatte. Seine ersten Versuche mit ihnen waren alles andere als vielversprechend gewesen, also würde er ihre Wirkungsweise im Geheimen testen.
    Jetzt brauchte er einen sicheren Erfolg! Und dafür hatte er Vorkehrungen getroffen. Wenn diese Nacht vorbei war, würde Zorn ihn hoffentlich nicht mehr davon abhalten, seine Experimente durchzuführen.
    »Und wo habt Ihr nun Euren Goldmacher?«, fragte einer der Männer schließlich.
    Zorn wandte sich um. »Komm her, Böttger!«
    Johann setzte eine zuversichtliche, ja beinahe

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