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Das Kreuz am Acker

Das Kreuz am Acker

Titel: Das Kreuz am Acker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Friedl
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Streit geworden! Ich hätt mit mir reden lassen. Das Schwaigerkreuz, das sag ich dir, Pfarrer, hat kein anderer vom Stein heruntergeschlagen als der Rankl! Ich geb der Nachbarin ein schönes Stück von meinem unteren Acker, wenn sie mir den strittigen Rain überläßt.«
    »Ich wollt dir auch den Rat geben, daß du dich mit der Ranklhoferin im guten auseinandersetzen solltest. Diese G’schicht sollte aus der Welt geschafft werden. Hat vielleicht eh schon ein Menschenleben gekostet.«
    Da richtete sich der Schwaiger auf und sah den anderen böse an: »Wie meinst das? Mit dem Rankl – mit dem Verschwinden von meinem Nachbarn hat der Stein im Acker nichts zu tun.«
    Für eine Weile war eine gespannte Stille in der Stube.
    »Hätt der Rankl ein gescheites Wort gefunden, hätt er den Rain haben können«, stieß der Bauer heraus. »Nachwerfen tu ich ihm meinen Grund nicht, und ich hätt es durch Recht und Gesetz regeln lassen.«
    Der Pfarrer schickte sich wieder zum Gehen an.
    »Was ich noch sagen wollt: Der Gruber will nimmer Bürgermeister sein und möcht im Frühjahr abdanken. Soviel ich im Dorf reden hör, will man dich dafür vorschlagen.«
    »Ich mag nicht.«
    »Darüber reden wir ein anderes Mal! Bleib liegen und halt dich, damit du bald wieder auf die Fuß kommst! Grüß dich Gott!«
    Dem Hangweg folgend, schritt der Pfarrer langsam dem Tal zu, wo man in einem kleinen Häusel schon auf ihn wartete, denn die Rothkopfin richtete sich zu ihrem Heimgang.
    Als der Abend kam, trieb es den Schwaiger unruhig in der Stube umher. Er brummte und grantelte, hielt sich stöhnend die wunde Seite und murmelte vor sich hin. »Wenn der Schnee geht…«
    Die Barbara, die am Ofen hantierte, hatte diese Worte mitgehört und wandte sich nun nach dem Vater um: »Was meinst denn damit?«
    »Womit?« fuhr er sie an.
    »Wenn der Schnee geht, hast doch grad gesagt.«
    »Ich? Nix hab ich gesagt!«
    Dann blieb er vor ihr stehen und fragte:
    »Hast dem Hetscher sagen lassen, daß er kommen soll?«
    »Nein, hab ihm nur sagen lassen, daß er noch etliche Besen für uns binden soll.«
    Da brauste der Schwaiger auf: »Herkommen hätt er sollen, hab ich gesagt, und ich hätt was zu reden mit ihm.«
    »Aber Vater, das wird doch net so pressieren!« meinte sie begütigend, schwieg aber schnell, als sie bemerkte, wie ihm die Zornesröte in das Gesicht stieg.
    »Bring mir die Schuh!«
    »Du kannst doch net – Du wirst doch net fortgehen?«
    »Das geht dich nix an!«
    So gut kannte sie ihren Vater, daß sie nun nicht mehr dawider reden durfte. Da aber gerade die Hauserin in die Stube kam, wandte sie sich an diese: »Der Vater möcht fortgehen!«
    »Das geht net, Bauer, Du bist krank, und in der Kälten kannst dir den Tod holen!«
    Da erwiderte er nichts mehr und kauerte sich auf das Kanapee. Mit düsteren Blicken verfolgte er die beiden Frauen bei ihrer Arbeit, bis sie den Viehtrank angerichtet hatten und in den Stall gingen. Als sich nun der Knecht in die Stube schob, schickte er ihn wieder hinaus, er solle im Stall helfen.
    Kaum war er aus der Stube, schlich der Schwaiger sich in die Kammer und holte die festen »Werktagsschuhe hervor. Stöhnend plagte er sich in die Stiefel, zog hastig den Janker an, schlang einen Schal um den Hals und drückte den Hut auf den Kopf. Dann lauschte er in die Flötz und verließ, leise die Türen ins Schloß drückend, das Haus.
    Schon nach wenigen Schritten mußte er stehenbleiben und sich die Seiten halten. Die kaum verheilten Wunden schmerzten und zuckten, daß er sich ächzend über dem Gehstock krümmte.
    »Das muß ich wissen – «, stöhnte er und schleppte sich weiter. Wieder einige Schritte, um dann wieder stehenzubleiben und den Schmerz zu verwinden. Heiß schoß ihm das Blut in die Schläfen, und er taumelte wie ein Betrunkener.
    »Hilft nix!« redete er sich zu. »Ich muß mit ihm reden – muß wissen, wie ich dran bin!«
    Die Winternacht war ohne Laut. Über ihm flirrten die Sterne, und seine taumelnden Schritte sangen im knirschenden Schnee. So stolperte er einen schmal ausgetretenen Pfad hinunter zum Elenderbach, wo der Steig auf einem Brett das murmelnde Wasser überquerte und am anderen Hang steil aufwärts führte. Feines Eis knisterte am Rande des eilenden Baches.
    Er sah sich um.
    Aus der Runde des Tales sahen die stumpfen Lichter der Häuser und Höfe von Hintereben zu ihm herunter.
    Im zwielichtigen Schein schien das Brett über dem Bach vor ihm sich zu wiegen und hin und her zu rutschen. Ob

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