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Das Kreuz am Acker

Das Kreuz am Acker

Titel: Das Kreuz am Acker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Friedl
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gehörte zu fast gleichen Teilen zum Schwaiger- und zum Ranklhof. Ein Wässerlein, das aus dem Gefels entsprang und hinunter zum Elenderbach rieselte, schied die Waldteile voneinander.
    Noch im späten Sommer hatten der Ranklhofer und sein Sohn dort oben eine Anzahl von Bäumen geschlagen, die man nur bei genügender Schneemenge abbringen konnte, und auf der anderen Seite hatten einige Holzhauer ein Stück des Schwaigerwaldes niedergearbeitet. Auch dort ließen die Felsen und Hänge den Abtransport nur im Winter zu. Mit dem jungen Ranklhofer arbeiteten die Kathl und die Agatha, um die Stämme auf den großen Hörnerschlitten zu laden, mit dem der Franz dann zu Tal fuhr. Drüben klang im Wald das Rufen der Männer, die der Schwaiger angeworben hatte.
    »Ist halt doch ein großer Bauer, der Schwaiger, und wir Fretter müssen die Arbeit selber machen«, sagte der Ranklhofer, als sie den ersten Schlitten beladen hatten und er sich zum Abfahren richtete.
    »Ist freilich eine schöne Sach, der Schwaigerhof«, bestätigte die Agatha, »und kein Bub da. Das gibt einmal ein schönes Einheiraten für einen andern.« Aber sie war doch betroffen, als der Franzi darauf antwortete:
    »Das könnt man sich ja einmal überlegen.«
    Er stemmte die Bremskralle unter die Kufen des Schlittens und ließ ihn abwärts gleiten. Die beiden Mägde hatten inzwischen zu tun, weitere Stämme freizuschaufeln.
    Drunten lag in der ersten Morgensonne der Talkessel von Hintereben, und ein Stück weiter, durch einen Waldstreifen geschieden, ragte aus einer breiten Mulde der Kirchturm des Pfarrdorfes.
    Dicht unter ihm sahen die Dächer des Rankl- und des Schwaigerhofes zur Höhe.
    Ihnen gegenüber, auf der anderen Talseite, duckte sich die Hütte des Hetscher unter die Stauden und Bäume, und weiter hinten im Tal der Ödhof und das Häusel der Rothkopfin. Das konnte nun verpachtet werden, und die Agatha konnte die paar Mark auch brauchen.
    Da hatten sie keinen schlechten Griff getan mit dem Dirndl. Schien sie auch schmächtig und zart wie ein Schmalreh und konnte sie nicht so die schweren Stücke anheben wie die Kathl, so war sie dafür fleißiger und entgegenkommender, immer freundlich und zu helfen bereit. Gerade so ein Dirndl konnte die Mutter jetzt brauchen. In diesen Tagen war sie sichtbar eine andere geworden, und der Grund mußte das kleine Rothkopfdirndl sein, denn fast ging die Ranklhoferin mit ihr um wie mit einem eigenen Kind.
    Leicht rauschten die Schlittenkufen über den Schnee. Tausend Lichter setzte die Sonne auf die Bäume und den Waldboden, und diese blitzenden und blinkenden Sonnen und Sterne sausten an ihm vorbei gegen den Berg. Er mußte sich fest einstemmen, um die nachdrückende Last nicht in Überschwung kommen zu lassen und damit die Herrschaft über den Schlitten zu verlieren. Die nächste Kurve brächte unfehlbar den Tod, wenn es ihn an einen Baum schmetterte. Knirschend grub sich die Bremskralle in die Schneebahn. Erleichtert schnaufte er auf, als er das steilste Stück der Abfahrt geschafft hatte und im Wald auf den Fahrweg einbog, der vom Waldteil des Schwaiger droben am Nothackerriegel ins Tal führte. Noch eine Weile ging es »durch hochstämmige Fichtenbestände, dann glitt der Schlitten vorbei an den Hochäckern. Hier herrschte schon der Birkenwald vor, und die Sonne hatte an das Geäst tausend funkelnde Diamanten in den glitzernden Rauhreif gesetzt. Wie leuchtendes, blühweißes Linnen lagen die Hochfelder, umgeben vom Wald, in zwei Hälften geteilt durch einen winternackten Haselrain. Mit einer weißen Haube bedeckt, ragte der Kreuzstein des Schwaigerhofes aus dem verschneiten Acker.
    »Herr, gib ihm die ewige Ruhe, wenn er nicht mehr leben sollt«, gedachte der junge Bauer seines Vaters.
    Daß wegen eines Steines auf einem Rain zwischen zwei Nachbaräckern soviel Kummer werden konnte! Grau und kalt sah ihn der Stein an, und er wandte den Blick ab und wieder auf den Weg. Er konnte diesen Stein nicht mehr leiden. Er wollte auch dieses Feld nicht mehr länger bearbeiten. Es war gut, wenn einmal Ruhe wurde um diesen Erdenfleck, an dem immer die Erinnerung an einen unguten Zwist haften blieb. Wenn der Schwaiger noch dazu den schönen Seugenacker dafür geben will, dann konnte man froh sein darüber.
    War nicht leicht gewesen, diesen Bergacker zu bebauen und das Abgeerntete zu Tal zu bringen.
    Daß aber der Schwaiger dafür seinen schönen Seugenacker geben wollte?
    Tat er das um des Friedens willen? Dann war es ein

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