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Das Kreuz am Acker

Das Kreuz am Acker

Titel: Das Kreuz am Acker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Friedl
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hochherziges Angebot.
    Krähen flogen kreischend vor seinem Schlitten auf und taumelten über die Lichtung. Ein Riesenrabe setzte sich auf den Stein im Acker und gellte sein rauhes Geschrei.
    Ein im lichterspielenden Behang schimmerndes Wäldchen hatte er noch zu durchqueren, dann öffnete sich das Tal, und er glitt das letzte Stück nieder zum Hof. Auf der Hauswiese gegen den Fahrweg lud er die Stämme ab und machte sich wieder, den Schlitten hinter sich herziehend, auf den Weg hinauf zum Bergwald. Eine saure Arbeit, die ihn viel Schweiß kostete. Nur mit mehrmaliger Rast konnte er die Strecke bewältigen. Als er die Stelle erreicht hatte, wo droben unterm Nothackerriegel der Weg sich teilte und zum Schwaigerholz abbog, rastete er wieder. Mit dem Halsgeläut behängt, zogen die Pferde des Nachbarn gerade einen Fuhrschlitten, mit Holz beladen, bergab. Hinterdrein stapfte der Schwaiger, immer noch sich schwer auf den Stock stützend und der kranken Seite nachgebend. Einen freundlichen guten Morgen wünschte er dem jungen Rankl und blieb vor ihm stehen. Die Kälte hatte sein Gesicht gerötet, und die buschigen Augenbrauen waren angereift.
    »Habt ihr heuer viel Holz droben?« fragte er.
    »Tut’s schon, in vierzehn Tagen bring ich es leicht, wenn die Bahn herhält.«
    »Ich werde in der Woche fertig«, sagte der Schwaiger nach einigem Besinnen, »und wenn du noch Leute brauchst – «
    »Hab sonst grad auch nix zu tun«, meinte der Rankl, »sind zu dritt und schaffen es schon.«
    Die Stirne des Schwaiger furchte sich: »Braucht es aber net, daß du dich schindest und mein Sepp hätt Zeit.«
    »Was tätest dafür verlangen?« forschte nun lächelnd der junge Bauer.
    »Bist doch auch einer wie dein Vater!« brummte der Schwaiger. »Soll eine Nachbarschaftshilf sein, und da wird nix verlangt. Braucht einer schließlich auch einmal den anderen.«
    »Nachher nehm ich es an. Dank dir halt schön, Schwaiger!«
    Der Rankl stellte sich wieder zwischen die Hörner, um weiterzuziehen. Doch der andere machte keine Miene zum Gehen.
    »Wie geht es daheim?« forschte er.
    »Dank der Nachfrag, es geht. Haben die Rothkopf Agatha nun bei uns, und das ist der Mutter schon eine Hilf!«
    »Wollt schon wieder einmal rüberkommen und die Geschichte mit dem Acker ganz ausreden. Hab aber alleweil keine Zeit gefunden.«
    »Ich glaub, daß gegen den Tausch nichts dawider ist.«
    Befriedigt nickte der Alte.
    »Rede noch einmal mit der Mutter und sag mir dann Bescheid. Kannst ja einmal ein bissei in die Sitzweil kommen, ist gleich der Abend net so lang, wenn man eine Unterhaltung hat. Verschlafen kann man die langen Nächte auch net alle.«
    »Komm gern einmal, und mit der Mutter werd ich reden.«
    »Alsdann!« sagte der Schwaiger, nickte dem jungen Mann noch einmal zu und wanderte weiter zu Tal. Der Franz schuftete den Schlitten die letzte steile Höhe hinan.
     
    Am gleichen Abend schon betrat der junge Rankl zum erstenmal nach vielen Jahren wieder den Schwaigerhof. Etwas unsicher und verlegen schob er sich zur Türe hinein und sah überrascht die Barbara an, deren Gesicht bei seinem Erscheinen abwechselnd rot und blaß wurde. Schnell aber hatte sie sich gefaßt, und kurz und trotzend klang ihr Gruß. Anders verhielt sich der Schwaiger. Hatte er den Nachmittag und den Abend stumm versessen, so wurde er jetzt ganz geschäftig und aufgeräumt, nötigte den Rankl gleich zum Sitzen und brachte geschickt die Rede in Fluß.
    Das Erstaunen und die Überraschung der Barbara wuchsen.
    Um das Holzfahren, das schöne Wetter, den guten Schnee und die Holzpreise ging das Wort, und der Alte mühte sich, daß die Unterhaltung nicht ins Stocken kam. Die Barbara und die Hauserin strickten, ohne sich mit einem Wort in die Rede der beiden einzumengen, und der Sepp lehnte auf der Ofenbank und döste.
    Dann kam der Rankl auf die Hauptsache zu sprechen.
    »Wegen dem Tausch meint die Mutter, daß wir jetzt einmal tauschen und dann später verbriefen lassen.«
    »Ist mir recht!« freute sich der Bauer. »Ist mir ganz recht! Sagst der Mutter, daß es mich freut, daß sie so gescheit ist. Muß einmal aus der Welt geschafft werden!« Dann erklärte er, daß der Straßenbau sowieso die Nutzung des Ackers so weit einschränken würde, daß es sich nicht mehr rentierte, wenn jedes das verbleibende Stück noch selbst bearbeitete. Dann wollte sich der Franz zum Gehen anschicken, aber der Schwaiger hielt ihn noch zurück.
    »So ein Geschäft muß man, wie es Brauch ist,

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