Das Kreuz am Acker
Anstalt kommt, ist das für die Gemeinde sicher besser. Es wär nur zuwider, wenn er einmal etwas anstellte, denn die Verantwortung hätten dann wir. Ich bin aber auch dafür, daß wir es noch einmal für eine Zeit probieren.«
Damit waren alle einverstanden.
Dann verlas der Bürgermeister ein Schreiben der Regierung, daß es in diesem Jahr ernst werden sollte mit dem schon seit längerer Zeit geplanten Bau einer Straße, die das Regental mit dem Zellertal verbinden, bei Hintereben die Gemeinde berühren und von dort bis zur Frohnauermühle gehen sollte.
»Soweit ich aus dem Plan ersehe, soll sie vom Kühberg her zum Nothackerwald und über die Steinäcker vom Schwaiger und Rankl führen.«
»Gib einmal her!« Interessiert studierte der Schwaiger die Zeichnung: »Da müßt also von meinem Feld ein Eck dran glauben, und beim Rankl tat es gleich ein ganzes Drittel ausmachen.«
»Die Grundablösung soll sofort in Angriff genommen werden«, erinnerte der Lehrer den Bürgermeister. Der Schwaiger war nachdenklich geworden.
»Ich muß mir die Geschichte noch überdenken. Ich muß genau wissen, wie die Straße verlaufen soll, vorher kann ich nichts sagen.«
Es kam zu dem Beschluß, daß die Vermessung der Straße nach Abgang des Schnees durchzuführen sei und im gleichen Zug die Grundablösung erfolgen solle. »Und jetzt, Männer, habe ich noch einen wichtigen Punkt. Meine Zeit als Bürgermeister und unsere Amtszeit als Gemeinderäte geht in etlichen Wochen aus. Ich muß unter allen Umständen ausscheiden, meine Gesundheit leidet’s nimmer. Da mein ich aber, daß wir uns heut schon über einen anderen Vorschlag unterhalten können und es gar net erst nötig ist, daß wir zwei oder drei aufstellen. Damit ich es gleich sag: Der Schwaiger soll sich aufstellen lassen, und eine Liste für die Gemeinderäte bauen wir auch zusammen. Wir brauchen uns von Parteien in unser Gemeindewesen nichts dreinreden lassen«, fertigte er den Kramer ab, der Miene machte, etwas einzuwenden. »Wir haben das in unserer Gemeinde nicht nötig und dulden es auch net. Wir brauchen Mannsbilder, die was taugen, und alles andere ist uns Wurscht. Und der Schwaiger war der Mann für den Bürgermeister. Das wollt ich sagen, und jetzt tut euch darüber ausreden.«
Als der Gruber endete, war es still, und verstohlene Blicke streiften den Schwaiger, um zu sehen, wie dieser sich dazu stellte.
»Ich meine, das können wir alle gutheißen«, sagte endlich der Ödhofer, und die anderen nickten dazu.
»Muß mir das überlegen. Bin auch nimmer der jüngste«, wandte der Schwaiger bedächtig ein. »Sag euch aber in etlichen Tagen Bescheid.«
Die Sitzung dauerte noch über den Mittag hinaus, und als sie geschlossen war, blieben die Männer noch eine Weile beim Wirt. Nur der Schwaiger machte sich gleich auf den Heimweg. Der Kramer schob sich von einem zum anderen und tuschelte: »Mir paßt das mit dem Schwaiger nicht! Solang nicht das mit dem Rankl geklärt ist – die Feindschaft und – der Braun hat auch gemeint, ganz so unschuldig ist der Schwaiger net, der weiß was.«
Indes wanderte der Schwaiger Hintereben zu. Als er unterhalb des Ranklhofes vorbeiging, stand die Bäuerin auf der Hofgred.
»Grüß dich, Nachbarin! Wie geht’s?« rief er sie an.
»Dank der Nachfrage, es geht schon«, gab sie zurück.
Als er seinem Hof zuging, hörte er hinter den Stubenfenstern lustiges Lachen und Reden.
Wer mochte da zu Besuch sein, daß die Bärbel so gut aufgelegt war? War etwa das Eis schon gebrochen, und hatte der junge Rankl den Weg gefunden herüber zum Nachbarn? Könnt alles noch recht werden, dachte er.
Als er in die Stube trat und ein freundliches Gesicht aufgesetzt hatte, um den jungen Rankl zu begrüßen, stand er erstarrt vor Überraschung, und seine Miene wurde mit einem Schlag düster. Am Tisch saß bei der Barbara und der Hauserin der Wachtmeister Braun, sie hatten sich gerade anscheinend gut unterhalten. Die Barbara wurde verlegen und sah gespannt nach ihrem Vater. Braun grüßte höflich.
»Wollen Sie von mir etwas?« fragte der Schwaiger kalt und mit spürbarer Schärfe. Umständlich legte er den warmen Überrock ab und den Hut und ließ sich dabei von der Hauserin nicht helfen.
»Eigentlich nicht«, meinte Braun unsicher, »aber da ich gerade vorbeigekommen bin und heute keine dienstlichen Geschäfte mehr habe, bin ich etwas zugekehrt.«
Er hatte die Ablehnung im Verhalten des Bauern wohl verspürt.
Und weil er wußte, daß ich in der
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