Das Kreuz am Acker
hast du dir aber einen großen Nachteil eingetauscht«, bemerkte wieder der Kramer höhnisch.
»Ist alles meine Sache«, wies der Schwaiger ihn zurück. Eine Weile ging die Rede noch hin und her, und dann fand die Sitzung ihr Ende.
Der Schwaiger ließ sich in der Gaststube nicht mehr halten.
»Bin alleweil noch net gut beinander«, entschuldigte er sich und verließ das Wirtshaus.
Auf dem Heimweg sprach er auf dem Ranklhof vor. Man sollte den Ackertausch bald verbriefen, redete er der Ranklin zu, damit dem Straßenbau nichts im Wege stehe.
Die Agatha war beim Kommen des Schwaigers aus der Stube gegangen, und der junge Rankl beteiligte sich nicht am Gespräch zwischen seiner Mutter und dem Bürgermeister. Bis sich dieser an ihn wandte:
»Hast die ganze Woche fest geschuftet, hab’s schon gesehen. Und die ganze Woche hast nicht einmal vorbeigeschaut bei uns.«
»Ist mir grad, als war es jemandem net recht, wenn ich komm. Aufdrängen möcht ich mich net«, antwortete der Franz unwirsch.«
»So meinst? Bist aber allweil gern gesehen.«
Der Franz zuckte vielsagend die Schultern: »Sieht grad aus, als wollt ich dem Gendarmen ins Gäu gehen und ihm die Braut abreden. Das will ich net.«
Wie gestochen fuhr der Bauer herum. Eine Zornröte lief ihm auf. Da merkte der junge Rankl, daß er zuviel gesagt hatte, und gleich setzte er hinzu:
»Ich meine nur so, weiß nichts Gewisses!«
»Mir reicht es!« Mit einem kurzen Gruß ging der Schwaiger.
Schon am folgenden Tag fuhr der Schwaiger in die Stadt und suchte die vorgesetzte Stelle der Landpolizei auf. Er trug dort vor, daß er als Bürgermeister Bedenken gegen ein weiteres Verbleiben des Hauptwachtmeisters Braun auf dem Polizeiposten in seiner Gemeinde äußern müsse. Der Mann sei noch zu jung und werde deshalb nicht ernst genommen. Er habe im Auftrag des Gemeinderates darum zu ersuchen, einen älteren Beamten als Postenführer dorthin zu beordern. Nach den näheren Gründen befragt, erklärte er, die Leute hielten sich darüber auf, daß es Braun noch nicht gelungen sei, auch nur den kleinsten Hinweis über das Verschwinden des Bauern Rankl von Hintereben beizubringen, und daß er anscheinend mehr Interesse an jungen Frauenzimmern als an den Dienstobliegenheiten hätte. Als Bürgermeister aber verlange er Gendarmen, die vor allem für die Sicherheit und die Ordnung sorgten und keine Schürzenjäger seien. Er lege sehr großen Wert darauf, daß eine Versetzung des Braun bald erfolge, und er bitte darum. Als ihm zugesichert wurde, daß man sich die Angelegenheit überlegen und nach Möglichkeit seinem Ansuchen entsprechen wolle, fuhr er befriedigt heim.
Auf dem Sträßlein nach Hintereben fand er den Hetscher. Er lag mit dem Gesicht im Schnee und konnte sich nicht mehr erheben.
Es kostete ihn viel Mühe, den nach Schnaps riechenden Besenbinder wieder auf die Beine zu bringen.
»Hopp, weiter! Du erfrierst, wenn du da liegenbleibst!« Er zerrte ihn vorwärts. Der Hetscher achtete in seiner Trunkenheit nicht darauf, mit wem er es zu tun hatte.
»Ich sag nix, Kramer, ich weiß nix«, lallte er.
Da horchte der Schwaiger auf.
»Bist beim Kramer gewesen? He, sag, wer hat dir den Schnaps geben!«
»Kramer«, geiferte der Alte, »mag keinen Schnaps mehr!«
Keuchend schleppte der Bürgermeister den Hetscher vorwärts. Der Knecht des Ödbauer holte sie ein und zu zweit brachten sie den Besenbinder zu seinem Häusel.
»Kannst gehen«, bedeutete der Schwaiger dem Ödbauerknecht, »ich bring ihn schon unter sein Dach.«
Er zerrte den Besenbinder in die Stube und setzte ihn auf den Stuhl. Es war dämmerig in dem kleinen Raum und kalt. Schwer atmend stand der Bauer vor dem Hetscher und hielt ihn fest, damit er nicht vom Stuhl fallen konnte.
Nach einer Weile schüttelte er den Betrunkenen.
»He, Hetscher!«
»Tu mir nix, Schwaiger, ich bitt dich, tu mir nix!« ächzte der Alte. »Du brichst mir den Arm!«
Ganz nahe brachte der Bauer sein Gesicht an das des anderen und flüsterte heiser: »Was wollte der Kramer von dir wissen? Sag es, oder ich dreh dir den Hals um!«
»Ob ich – dem Rankl – etwas getan hätt, oder ob ich etwas gesehen hätt – «
Das Gesicht des Schwaiger wurde hart. »Und was hast du ihm gesagt!«
»Nix! Ich weiß nix und sag nix!«
»Hast du was gesehen, damals? Raus mit der Red oder ich druck dir die Seel aus dem Leib!«
»Nein! Nix – nix! Gar nix!« winselte der Besenbinder und wand sich. Da ließ der Bauer ihn los, und er fiel vom
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