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Das Kreuz am Acker

Das Kreuz am Acker

Titel: Das Kreuz am Acker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Friedl
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aufgeklärt, wenn ein anderer Gendarm dagewesen wäre.« Staatsanwalt und Kriminalkommissar sahen sich an. Dann fragte dieser ganz bedächtig:
    »Herr Schwaiger, etwas erscheint mir aber doch nicht ganz logisch in dieser Angelegenheit. »Wenn der Braun auf Ihre Tochter spekuliert, dann hat er doch deswegen noch keinen Grund, seinen künftigen Schwiegervater zu verdächtigen? Im Gegenteil, dann müßte er sich doch ganz anders verhalten, meinen Sie nicht auch?«
    »Das weiß ich net! Ich weiß nur, daß er mich verdächtigt hat, indem er da schreibt, ich tat mehr wissen!« Die Hand des Bauern, die er auf dem Knie liegen hatte, zitterte, und er steckte sie in die Hosentasche.
    Der Staatsanwalt machte sich eine Notiz.
    »Na ja, so schlimm brauchen Sie diesen Vermerk des Hauptwachtmeisters auch wieder nicht zu nehmen. Es ist eine Vermutung, und um etwas aufzuklären, muß man oft vielen Vermutungen nachgehen.«
    Der Schwaiger würgte und sah den Staatsanwalt unter seinen buschigen Augenbrauen heraus unsicher an: »Ich bin Bürgermeister, und so ein Gerede ist bald unter die Leute gebracht. Das kann ich mir net gefallen lassen.«
    »Ich schlage vor, wir gehen jetzt einmal zu einer Tatortbesichtigung und machen vielleicht nachher hier weiter«, wandte der Kommissar ein und erhob sich.
    Sie machten sich, begleitet vom Hauptwachtmeister Braun und dem jungen Oberwachtmeister auf den »Weg nach Hintereben. Der Schwaigerhofer hatte sich wieder beruhigt, übersah aber geflissentlich den Hauptwachtmeister. Der Staatsanwalt erkundigte sich nach den gemeindlichen Sorgen des Bürgermeisters und ließ sich die Namen der Berge nennen, die sich in einer dunstig blauen Kette um das Tal reihten. Schnaufend hielt der dicke Kommissar Schritt und sah sich interessiert die Gegend an.
    Um das Dorf zeigten sich die ersten schneefreien Flecken und von den Hängen rieselte das Schmelzwasser. Als sie nach Hintereben kamen, waren sie wieder im Waldwinter. Nur auf dem Weg wurde die Eisdecke brüchig. In den Fahrrinnen gluckerte das Wasser.
    Auf den Bergfeldern am Nothackerwald lag der Schnee noch fußhoch. Sie schritten den strittigen Feldrain ab und ließen sich zeigen, wo der Schwaiger den Ranklhofer zuletzt bei der Arbeit gesehen hatte. Es war unweit des Steines, der aus dem Rain ragte und aus dessen oberen Teil noch das verrostete Stück des Kreuzes ragte, das er ehemals trug.
    »Um diesen Stein ging also der Prozeß in der Hauptsache?« fragte der Staatsanwalt den Schwaiger.
    »Jawohl! Das ist unser Familienstein, und der steht schon seit urdenklichen Zeiten. Ist einmal ein Kreuz drauf gewesen, das hat einer im Rausch heruntergeschlagen. Soll wieder eins draufkommen.«
    Sie überquerten den oberen Acker, der dem Schwaiger gehörte, und gingen bis zum Waldrand. Dort zeigte der Bauer, wo er die Birken geschlagen hatte, die den nachkommenden Fichtennachwuchs behinderten.
    Die beiden Äcker überschauend, die nur durch den Rain geteilt waren, stellte der Staatsanwalt fest:
    »Wenn der Rankl diese Lichtung auf dem normalen Weg verlassen hätte, dann wäre er besser in Ihren Gesichtskreis gekommen, und Sie hätten ihn wahrscheinlich auch weggehen sehen. Ist er aber den Rain entlang nach der anderen Seite gegangen, dann konnten Sie ihn der Sträucher wegen nicht bemerken.«
    Er fertigte eine Skizze an und legte sie in den Aktendeckel, den er unter dem Arm trug. Der Kommissar war indessen am Waldrand entlang gegangen und dann den anderen voraus wieder zum Kreuzstein. Diesen betrachtete er lange. Beim Bergabgehen wandte sich der Staatsanwalt an den hintennach gehenden Braun:
    »Sie führen da auch einen Adamsberger an, der mit dem Mann identisch sein könnte, den der junge Rankl vom Wald herunterkommen sah. Eine Vernehmung dieses Adamsbergers fehlt aber.«
    Braun erklärte, er hätte versucht, den geistesschwachen Mann einzuvernehmen, es sei aber nichts zu wollen mit ihm. Da der junge Rankl auch nicht völlig sicher sei, ob der Mann, den er gesehen hätte, dieser Adamsberger gewesen sei, habe er den Alten vorerst nicht mehr weiter befragt.
    Als sie an der Wegteilung angelangt waren, wo der Steig vom Nothackerwald in den Hangweg von Hintereben einmündete, zwischen dem Rankl- und dem Schwaigerhof, fragte der Bürgermeister:
    »Brauchen Sie mich noch? Ich hätt noch allerhand zu tun heute.«
    »Ich glaube, es ist nicht mehr nötig«, meinte der Kommissar, und der Bauer verabschiedete sich.
    Kaum waren die Beamten wieder im Dorfe angelangt, als sich der

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