Das Kreuz am Acker
zu diesen Bergfeldern gewesen, um nachzusehen, wo sein Vater bliebe. Er will jemanden bemerkt haben, der auf der anderen Seite vom Wald bergab lief. Also war doch noch jemand droben. Auch Ihre Spur hat er gesehen, da gerade der erste Schnee gefallen war. Wer könnte der andere gewesen sein? Vielleicht der Rankl senior?«
In den Augen des Schwaiger blitzte es auf. Eifrig bestätigte er: »Das könnt er schon gewesen sein. Kann mir aber net denken, warum er dann net heimzu ist, sondern zum Sträßlein hinunter.«
»Anderseits meint aber der junge Rankl, daß der Mann, den er ja nur mehr als Schatten in der einbrechenden Dunkelheit erkennen konnte, den Sprüngen nach auch dieser Dorfnarr hätte sein können, den Sie da in Ihrer Gemeinde haben. Ein Besenbinder oder ähnlich.«
»Das glaub ich kaum, denn der Mann, den Sie meinen, der ist verkrüppelt und kann kaum laufen.«
»Was haben Sie an diesem fraglichen Nachmittag da droben geschafft?« fragte der Staatsanwalt.
»Junge Birken ausgehauen in meinem Wald.«
»Da haben Sie sich doch wohl des öfteren nach Ihrem feindlichen Nachbarn umgesehen?«
»Hab net viel sehen können. Sind ja die Haselstauden dazwischen.«
»Wir werden uns das an Ort und Stelle ansehen müssen«, warf der Kommissar ein.
Der Staatsanwalt wandte sich nun an den Hauptwachtmeister Braun, der am Fenster stand.
»Es ist also nichts weiter gefunden worden als der Hut des Bauern Rankl und eine Schaufel?«
»Jawohl, Herr Staatsanwalt!«
»Diese beiden Sachen haben Sie ja in Verwahrung?«
»Jawohl, aber ich habe die Gegenstände wieder an die rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben, nachdem ich die Erhebungen abgeschlossen hatte«, erklärte Braun.
Ein nachsichtiges Lächeln des Kommissars quittierte diese Antwort. Die Stirne des Staatsanwalts lief rot an. Ein vernichtender Blick traf den jungen Hauptwachtmeister.
»Sie haben sich die Sache sehr leichtgemacht. Erstens mußten Sie wissen, daß in diesem Falle die Staatsanwaltschaft sofort, und nicht erst nach -Wochen oder Monaten, zu verständigen war, und zweitens ist Ihnen doch wohl bekannt, daß zur Sicherung von Spuren alles getan werden muß. Sie hätten diese Dinge nicht weggeben dürfen.«
Gekränkt erwiderte Braun: »Ich habe zusammenfassend alles erwähnt und auch die Spuren angeführt, die noch zu verfolgen sind.«
Mit einer Handbewegung bedeutete der Staatsanwalt, daß dieser Einwand nichts besage. Er blätterte in einem Aktenstück:
»Ich weiß schon! Hab mir das Ding schon angesehen. Betrachten Sie vielleicht das als eine Spur?« Mit dem Bleistift einer Zeile nachfahrend, las er vor: »Es ist zu erwähnen, daß der Bauer Josef Schwaiger vermutlich mehr sagen kann, als er bisher gesagt hat, und daß es sehr wahrscheinlich ist, daß der geistesbeschränkte Adamsberger, Besenbinder von Hintereben, zur Sache auch etwas sagen kann, aber aus irgendwelchen Gründen nichts sagt. Welche Gründe haben Sie für diese Vermutungen? Und übrigens sind Vermutungen keine Spuren!«
Der Schwaiger war aufgefahren: »Das ist doch eine ganz gemeine Verdächtigung! Ich habe angegeben, was ich weiß, und mehr weiß ich nicht.«
Der Staatsanwalt winkte ab. »Sie brauchen sich deswegen nicht aufzuregen, Herr Bürgermeister. Wenn ich diesem Bericht irgendeine Bedeutung zugemessen hätte, dann hätte ich Ihnen das nicht gerade jetzt vorgelesen.«
»Ich möcht aber dazu doch was sagen dürfen!« Der Schwaiger hatte sich erhoben, und zornlodernde Blicke funkelten den jungen Hauptwachtmeister an.
»Ja bitte, sagen Sie es nur!« bedeutete ihm der Staatsanwalt.
»Ich möchte den Herren das aber allein sagen; denn es ist eine Familienangelegenheit, die sonst niemanden etwas angeht.«
»Warten Sie doch draußen, Herr Hauptwachtmeister!«
Der Kommissar schloß hinter Braun die Türe und sah gespannt auf den Bauern.
»Herr Schwaiger, wissen Sie vielleicht doch noch mehr?«
»Nichts weiß ich! Ich möcht Ihnen aber gesagt haben, daß der Braun keinen Grund hat, mich zu verdächtigen, und daß es ein gemeiner Racheakt ist, wenn er das tut! Er wollte meine Tochter und weiß, daß er bei mir kein Glück hat. Der junge Mann weiß ganz genau, daß meine Tochter Alleinerbin ist von einem schönen Bauernhof. Ich brauch aber einen Bauern. Ich hab als Bürgermeister auch schon aus anderen Gründen beantragt, daß der Braun versetzt wird und ein älterer und erfahrener Beamter an seine Stelle kommt. Die Sache mit dem Rankl wär, so mein ich, schon längst
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