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Das Kreuz am Acker

Das Kreuz am Acker

Titel: Das Kreuz am Acker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Friedl
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Stuhl.
    Dann klappte die Türe, und jammernd kroch der Alte zum Ofen, deckte sich mit einem Bündel alter Kleider zu und schlief seinen Rausch aus.
    Der Schwaigerhofer wurde blaß wie der Tod, als unvermittelt der Oberwachtmeister Eder auf dem Hof erschien und ihm bestellte, daß der Staatsanwalt und ein Kriminaler im Dorf seien und der Schwaiger zu einer Vernehmung kommen solle. Die Ranklhoferin und ihren Sohn habe er ebenfalls verständigen müssen, und auch die Kathl, die nunmehr Dirn in der Frohnauermühle war, müsse herbeigeholt werden.
    Schnell hatte der Schwaiger sich wieder gefaßt und sagte, daß er sofort kommen wolle.
    »Bind einen Schal um«, meinte die Hauserin, als der Bauer sich zum Gehen richtete, »schaust ja aus wie ein Todkranker.«
    Er wies sie zurück, als sie ihm helfen wollte, schlang das Wolltuch, das sie ihm reichte, um den Hals und stülpte den Hut auf. Ohne ein Wort zu reden, ging er. Auf dem Weg zum Dorf holte er die Ranklhoferischen ein. Sie sprachen nicht viel miteinander und hingen ihren Gedanken nach.
    »Wenn nur einmal etwas rauskommen tat!« seufzte die Ranklin.
    »Ja, war schon Zeit – die Ungewißheit – «, bestätigte der Schwaiger und schwieg wieder.
    Der Franz ging den beiden voraus und beteiligte sich an dem Gespräch überhaupt nicht.
    In einem Vorraum beim Kramer mußten sie warten, bis sie nacheinander in das Dienstzimmer des Polizeipostens gerufen wurden.
    Der Staatsanwalt, ein junger, hagerer Mann mit einer schwarzgefaßten Hornbrille, machte die Sache kurz und prüfte im wesentlichen nur die Vernehmungen des Hauptwachtmeisters Braun nach. Auch der dickliche Kriminalkommissar hatte nur wenige Fragen zu stellen, und so konnten die Vorgeladenen, bis auf den Schwaiger, bald wieder entlassen werden.
    Es ergab sich keine neue Sachlage, und so verdichtete sich der Gegenstand der Erhebungen auf zwei Dinge: die Feindschaft zwischen dem Verschollenen und seinem Nachbarn und die Tatsache, daß beide vor dem Verschwinden des einen noch zusammen droben auf den Bergäckern waren.
    Als der Schwaiger als letzter in das Dienstzimmer gebeten wurde, überließ der Staatsanwalt das Fragen dem Kriminalkommissar.
    Der Schwaigerhofer gab an, daß er den Rankl noch am späten Nachmittag am Feldrain, der ihre Äcker trenne, habe herumarbeiten sehen. Wo aber der Nachbar dann hingegangen sei, wisse er nicht, da er nicht darauf geachtet hätte. Als er bei anbrechender Dämmerung nach Hause gegangen und dabei am Rain vorbeigekommen sei, wäre der Rankl schon nicht mehr zu sehen gewesen. »Um diesen Rain wurde doch gestritten? Das war doch der Grund des Prozesses, den Sie mit dem Rankl oder er mit Ihnen führte?«
    »Ja.«
    »Hatten Sie denn nichts dagegen, daß der Ranklhofer an diesem Rain herumarbeitete, wie Sie sagten?«
    Die Spannung, die in den harten Zügen des kantigen Bauerngesichtes lag, verschärfte sich, und aufmerksam und mißtrauisch hefteten sich die Blicke aus den grauen Augen auf den Frager.
    »Hat mich wohl geärgert. Aber der Prozeß ist noch nicht entschieden gewesen, und so hätte ich doch nur streiten müssen, und nachgegeben hätte der Rankl net.«
    »Am selben Tag wurde aber vor dem Amtsgericht Ihrem Nachbarn jedwede Schmälerung des Feldrains untersagt. Daraus hätten Sie doch das Recht ableiten können, ihn auf diesen Umstand aufmerksam zu machen?«
    Einen Augenblick schien der Bauer unsicher zu werden.
    »Was hätt ich tun sollen? Der hätt net mit sich reden lassen!«
    »Sie haben ihn also nicht zur Rede gestellt?«
    »Nein!«
    Den Staatsanwalt mit einem fragenden Blick ansehend, wiederholte der Kommissar: »Die Sache liegt bis zu einem gewissen Punkt sehr einfach: Auf einem rings vom Wald umschlossenen Ackerstück befanden sich zwei Männer. Der eine verschwindet, der andere weiß nicht, wo er hingekommen ist. Wann haben Sie den Rankl zum letztenmal gesehen, Herr Schwaiger?«
    »Das kann ich net genau sagen. Das kann um drei, aber auch um vier Uhr nachmittags gewesen sein.«
    »Und wann sind Sie heimgegangen?«
    »Das wird so um fünf oder halb sechs gewesen sein. Grad wie es finster worden ist.«
    »Also, in der Zeit – sagen wir von vier Uhr bis um fünf Uhr ist entweder der Rankl weggegangen oder es ist ihm eben in dieser Zeit etwas zugestoßen. Haben Sie auch keinen anderen Menschen in dieser Zeit gesehen?«
    Der Schwaiger verneinte.
    In seinen Notizen blätternd, fragte der Kommissar weiter:
    »Der junge Rankl ist zu der Zeit, in der Sie heimgingen auf dem Wege

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