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Das Kreuz am Acker

Das Kreuz am Acker

Titel: Das Kreuz am Acker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Friedl
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irritierten ihn.
    »Seien Sie gescheit, Herr Braun, setzen Sie sich nieder! Ich verstehe ja das alles und – ich möcht ja auch net Schicksal spielen mit meiner Tochter. Wenn ich meine, daß auf einen alten Hof ein Bauer gehört, dann hab ich net unrecht, das müssen Sie verstehen. Wenn es aber doch net sein soll, dann kann ich es net aufhalten. Überlassen wir das der Zeit. Ich bin ein alter Mann, und leicht bin ich auf einmal nimmer da. Was dann die Bärbel tut, das soll ihre Sache sein.«
    Diese Rede setzte nun den Gendarmen vollends in Verlegenheit, und er wußte nicht gleich etwas darauf zu erwidern. Bis er sich faßte und unwillig hervorstieß: »Warum geben Sie es dann nicht gleich zu, daß wir zwei – «
    Da fiel ihm der andere ins Wort, trat ans Fenster und rief der Barbara: »Komm herein, der Herr Braun möcht behüt Gott sagen.«
    Als sie eintrat, erhob sich Braun wieder und reichte ihr kurzentschlossen die Hand. Diese unehrliche Situation wollte er nicht mehr länger andauern lassen.
    »Lebe wohl, Barbara. Wenigstens für eine Weile, denn ich werde wiederkommen. Dazu hat dein Vater mich eben eingeladen.«
    Zweifelnd sah die Tochter auf den Vater.
    »Wird schon einmal einen dienstfreien Tag haben, daß er uns aufsuchen kann«, tat der Schwaiger und wich ihren Blicken aus. Ein Lächeln erheiterte nun auch das Gesicht der Schwaigertochter: »Ich mein auch, daß Sie wieder einmal vorbeikommen sollen, wenn Sie sich in Kirchberg eingewohnt haben“
    Braun wurde es immer ungemütlicher. Hier war nicht alles echt, was gesagt wurde, das spürte er. Er drückte der Barbara fest die Hand und reichte sie auch dem Bauern hin. Dann verließ er hastig die Stube und schritt auf dem Dorfweg schnell aus, um bald aus der Nähe dieses Hauses zu kommen, das ihm gerade jetzt, da man zum erstenmal dort zu ihm freundlich gewesen war, unheimlich wurde. Er fühlte sich erleichtert, als hätte er etwas Übles überstanden. Zu diesen Menschen fand er nicht. Die waren anderer Art, oder sie waren zu ihm nicht aufrichtig.
    »Gut, daß er fort ist«, knurrte der Schwaiger und sah aus dem Fenster hinter dem »Weggehenden her.
    »Für wen ist es gut?« Hart und scharf klang hinter ihm die Stimme seiner Tochter. Da riß es ihn herum.
    »Für dich und für mich und für uns alle!« sagte er heftig. Dazu reckte er sich, als hätte man ihm einen Stein von den Schultern genommen, der ihn bislang niederdrückte.
    »Es ist schad um ihn, wenn er auch kein Bauer war«, gab die Barbara zurück und sah dabei ihrem Vater fest in die Augen.
    Schon wollte dem Schwaiger wegen der Widerrede der Zorn auflaufen, aber er beherrschte sich und meinte süßsauer: »Mußt dich halt trösten. Vielleicht kommt er wieder, und es gibt auch noch andere Mannsbilder bei uns.«
    Da ging sie zur Türe. Er rief ihr nach:
    »Was ich sagen wollt: Richt dem Hetscher, dem armen Teufel, einen kleinen Osterbescheid her, die Hauserin soll es ihm hinübertragen. Und du, mein ich, hättest auch ein Osterbinkerl herzurichten, könnt sein, daß sich der Franzl eins erwartet.«
    »Der Franz?« Spöttisch lachte sie auf: »Der schaut mich schon seit vierzehn Tagen überhaupt net mehr an! Ist aber auch gar net nötig!« Die letzten Worte ließen den Ärger erkennen, den sie doch über das Verhalten des Ranklhofers hatte. Der Bauer schmunzelte. Gutmütig und freundlich, wie er schon lange nicht mehr gewesen war, hielt er sie bei diesen Reden noch fest.

»Das ist alles net so schlimm. Und was willst denn? So ein Bursch hat auch ein Herz und eifert halt mit anderen Mannsbildern. Du hast ja für ihn noch net viel Zeit übrig gehabt, und der Braun war die letzte Zeit auch des öfteren bei uns oder ist dir sonst nachgelaufen. Das hätt mich als jungen Burschen auch geärgert.« Er schien eine behagliche Freude bei diesen Reden zu empfinden und fuhr fort: »Weißt du, das ist halt ein Waldler und kann net alles so fein und gedrechselt daherreden, wie andere es können. Aber ein guter und tüchtiger Kerl ist er. Mach ihm nur das Osterbinkerl.«
    Bestürzung malte sich im Gesicht der Barbara. »Aber Vater! Ich kann ihm doch net das Ostergeschenk machen, wie es Brauch ist zwischen Liebsleuten? Es ist ja gar nichts zwischen uns, und was sollt er sich da denken!«
    »Oh, der freut sich ganz bestimmt!« lachte der Schwaiger.
    »Und ich will net!«
    Ehe er noch etwas sagen konnte, war sie aus der Stube gewischt. Er legte die Schreibsachen zusammen und verschloß sie in einem Wandschränkchen.

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