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Das Kreuz der Kinder

Das Kreuz der Kinder

Titel: Das Kreuz der Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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hoffe,
anschaulich beschrieben zu haben.«
    In dem beklommenen Schweigen kam kein Beifall für
den Autor auf. Der Emir war aufgesprungen und tigerte
mit langen Schritten durch die ›Sala al-Kutub‹, hielt bei
den Fenstern inne, die keinen Blick ins Freie gaben. Er
war aufgewühlt und wollte es auch nicht verbergen.
    Es war Rik, der sich aufraffte und etwas wie ›Danke‹ in
die Richtung Alekos murmelte, um dann banal
hinzuzufügen: »Wir sind noch nicht am Ende der Reise –

»Nein, weiß Gott nicht!«
    ›Armin‹ war schon während der Vorlesung des Griechen
eingetreten, aber alle waren so gebannt gewesen, daß
keiner darauf geachtet hatte, außerdem hatte sich die
Styrum angewöhnt, Mahdia zu betreten oder zu verlassen,
wie es ihr beliebte. Weder die Torwachen am Bab Zawila
noch die Türsteher des Palastes hielten sie mehr auf.
›Armin‹ ließ auch gleich alle wissen, warum sie sich
wieder herbemüht hatte. »Steinig zog sich unser Weg bis
nach Golgatha –.«
    Kazar Al-Mansur schnitt ihr den zu erwartenden Diskurs
über das Los der deutschen Kinder ab, zumal er mit dem
Auftritt der energischen Dame unvermeidbar geworden
war. »Heute trifft ein lang erwarteter Gast ein« – die
kleine Spitze gegen ›Armin‹ mochte er sich nicht
verkneifen – »dessen Erscheinen Euch alle überraschen
wird, ein Sonderbotschafter von König Friedrich aus
Palermo –.«
    Timdal hatte keine Scheu, er genoß seine Narrenfreiheit,
dem Emir seinerseits in die Parade zu fahren: »Die engen
Kontakte zwischen Mahdia und dem Palazzo dei
Normanni sind bekannt.«
    Auch Rik schlug in die gleiche Kerbe, nicht zuletzt in
Verteidigung der eingeschnappten Styrum: »Ich frage
mich nur, worin Ihr das Außergewöhnliche seht? Es sei
denn, es handelt sich schon wieder um eine schöne Frau –

    »Bin ich Euch nicht schön genug, Rik?!« ›Armin‹ dankte
es ihm auf ihre Weise. »Elgaine kann es nicht sein –.«,
fügte sie spitz hinzu.
    Den Emir hatte das Geplänkel aufgeheitert, er gab sich
jetzt erst recht geheimnisvoll. »Es ist mir ein Vergnügen,
Eure Geduld auf die Folter zu spannen, hingegen ist es mir
ein Bedürfnis, nachzutragen«, wechselte er zur
Enttäuschung aller das Thema, »was meinen erhabenen
Onkel, den verstorbenen Wesir, betrifft – Allah
yarhamuhu! Er hatte schon damals die Bedeutung des
gegenseitigen Verstehens begriffen – Grundlage für jedes
gute Verhältnis!«
    Das mit der Folter war ihm mehr als nur ein Vergnügen,
es war ihm ernst damit. »Sein Schwiegersohn und
Nachfolger Fakhr ed-Din, der heute den Sultan El-Kamil
berät, hat die Politik der freundschaftlichen Verbundenheit
mit dem Staufer weitergeführt und vertieft, denn, seit die
Einigkeit des Sultanats, geschaffen vom großen Saladin,
wieder zerfallen ist in den alten Zwist zwischen Kairo und
Damaskus, scheint es wichtiger denn je, mit dem
zukünftigen Herrscher des Römischen Reichs jenes
Einvernehmen hergestellt zu haben, das so grausame wie
sinnlose, unerquickliche wie kostspielige Invasionen –
sprich ›Kreuzzüge‹ – unnötig macht!«
    Die Beendigung seines Sermons brachte Kazar AlMansur, angefacht vom Mohren, Beifall ein, auf den er
keinen Wert legte, zumal er nicht auf die erhoffte
Zustimmung gestoßen war.
    »Der Islam erfreut sich seit der Hedschra, also seit
nahezu sechs Jahrhunderten, des uneingeschränkten
Besitzes von Mekka«, wandte Daniel ein. »Das heilige
Jerusalem hingegen mußte immer wieder für die eine,
allein seligmachende christliche Kirche, die ecclesia
catholica, zugänglich gemacht und offen gehalten werden.
Zeigt mir den Weg, wie dies ohne Kriege vonstatten gehen
sollte!?«
    »Ihr solltet es den Juden überlassen!« war Timdals
schlagfertige Replik. Der Emir lachte.
»Das bringt uns nicht weiter –.«
Bevor er sich darüber auslassen konnte, war einer der
Türsteher herangetreten und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
»Das Schiff mit meinem hohen Gast ist im Hafen
eingetroffen!« verkündete er und überlegte kurz. »Heute
Abend erwarte ich Euch zu einem festlichen Mahl zu
Ehren des Gesandten.«
Er begab sich zur Tür. »Fahrt derweilen bitte fort, es will
mir nicht gelingen, Interesse für den zu erwartenden Teil
des deutschen Kreuzzugs zu heucheln!«
Rik war aufgesprungen und ihm nachgeeilt. »Wenn Ihr
es erlaubt, will ich Euch begleiten –.«
Er senkte seine Stimme zum Flüstern. »Auch mich
lassen die Stationen am Leidenswege der ›Armin‹ von
Styrum

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