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Das Kreuz der Kinder

Das Kreuz der Kinder

Titel: Das Kreuz der Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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kalt.«
Kazar Al-Mansur musterte seinen Freund belustigt.
»Neugierig seid Ihr hingegen auf die eingetroffene
Person?« stellte er fragend fest, Rik konnte nur nicken, er
wirkte bei solchen Gelegenheiten immer noch wie ein
ertappter Schüler, freute sich der Emir und zog die Tür zur
Bibliothek hinter sich zu, bevor der Türsteher
herbeispringen konnte. »Ich bitte Euch, geht und holt
Karim, meinen Sohn, hinzu. Er soll sich daran gewöhnen,
bei solchen Anlässen würdig präsent zu sein!«
Kaum hatte sich die Tür hinter dem Emir und Rik
geschlossen, stellte Timdal trocken fest: »Ihre mangelnde
Begeisterung muß nicht unbedingt damit zu tun haben,
daß ihnen Melusine auf deutscher Seite abgeht, sondern
weil dieser Kinderhaufen erheblich hinter dem zügigen
Fortgang der Geschichte her hängt –.«
»Das wollen wir nicht auf uns sitzen lassen!« rief
›Armin‹ aus.
»Faßt Euch kurz!« barmte sich Daniel, dem die
Niederschrift zufiel, denn Alekos, der Dichter, blieb zwar
zugegen, machte aber keine Anstalten ihm beizuspringen,
und Timdal galt als unfähig, die Feder zu führen. Alles
blieb wie immer an ihm hängen, seufzend strich Daniel
seine Seiten glatt.

aus der Niederschrift von Mahdia
In den Klauen des Teufels
Bericht der Irmgard von Styrum
    Die Vorausabteilung der Deutschen unter Niklas hatte die
Alpenkette nahezu schadlos überwunden. Seine Gardisten
hatten sofort seinen Karren wieder zusammengebaut und
geleiteten den Heiler unter dem Jubel der Bevölkerung
durch das Piemont und Montferrat. Die einfachen
Bergbauern ließen es den ersten jugendlichen
Kreuzfahrern an nichts fehlen. So zogen sie zügig zur
ligurischen Küste hinab und hielten auf Genua zu.
    Noch vor Erreichen der Hafenstadt trafen sie auf den
›Legatus Domini‹ Daniel, der seine Leute durch die
nördliche Provence geführt hatte und von da aus die Küste
entlangtrieb, ebenfalls auf die Seerepublik zu, denn das
war der vereinbarte Treffpunkt. Allerdings folgten sie
ihrem Anführer im Gänsemarsch, die Kette zog sich
immer länger auseinander, was zur Folge hatte, daß die
letzten Nachzügler weder auf offene Arme noch auf
gedeckte Tische stießen.
    Zu Daniel hatte sich bereits in Südfrankreich der Mohr
Timdal gesellt, der Marseille nach Abfahrt der Schiffe mit
den französischen Kindern als feiner Herr in der Kutsche
verlassen hatte, so daß er dem Legaten eine komfortable
Reisemöglichkeit anzubieten vermochte. Die Kutsche
gehörte zwar ursprünglich der Marie de Rochefort, aber
die hatte sie Melusine überlassen, die der Mohr auch mit
Freuden als seine neue Herrin akzeptierte. Doch dann war
das Fräulein de Cailhac überstürzt in See gestochen und
hatte Timdal allein zurückgelassen. In die Dienste der
Marie de Rochefort zurückzukehren, erschien ihm wenig
erstrebenswert. Eine Zeitlang liebäugelte er mit dem
Gedanken, sich den deutschen Kindern anzuschließen,
doch, was er kurz darauf in Genua erleben mußte,
erinnerte ihn fatal an die Situation in Marseille.
    Niklas war heilfroh, seinen Legaten wieder um sich zu
haben. Seine erste Frage galt allerdings der Hauptmasse
der Kinder, die Ripke gleich hinter ihm über den Paß
führen sollte. Von denen war bislang weder etwas zu
hören noch zu sehen, was Daniel höchst alarmierte, denn
er hatte noch erlebt, wie sie abmarschiert waren, Richtung
Mont Cenis.
    Niklas, der ›Heiler‹, nahm den möglichen Verlust
gelassen hin, unterließ es aber auch geflissentlich, dem um
ihn gescharten Rest – immerhin noch einige Tausend,
zusammen mit Daniels Truppe – etwas Ähnliches wie
›Das Meer wird sich uns öffnen!‹ als wirklichen Vorgang
zu prophezeien – den Zahn hatte ihm Timdal gezogen mit
dem Bericht über das Desaster von Marseille –, sondern
benutzte es nur als ›Bild‹ für seine Anhänger, denn er ließ
bereits seinen vorausgeschickten Legaten mit dem
Flottenkommando der ›Superba‹ um Stellung von
Schiffsraum verhandeln.
    Nun waren es die Genuesen gewohnt – daran hatten auch
die mannigfachen Kreuzzüge nichts geändert –, ihre
kostbaren Schiffe nur gegen teures Geld oder gegen noch
ergiebigere Handelsmonopole herzugeben. Beides konnten
die Kinder nicht bieten, und die Genuesen waren, schon
aus Prinzip, keineswegs gewillt, eine Ausnahme zu
machen. Doch Daniel erwies sich als zäher und
geschickter Unterhändler.
    Die ›Superba‹, die Stolze – so nannte sich die Seemacht
am tyrrhenischen Meer im Gegensatz

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