Das Kreuz der Kinder
aufgeschlossene
Staufer zum Büttel dieses vermessenen Bischofs von Rom
hergeben –?! Ich will und kann das nicht glauben!« erregte
sich der Emir. »Sein treuer Bewunderer, der erhabene
Großwesir in Kairo, wird entsetzt sein, wenn er solche
Nachricht von mir empfängt«, Kazar holte Luft, »der
mächtige Amir al-Mu’minin, unser Sultan El-Kamil –
Allah schenke ihm ein langes Leben – wird mich der
Verleumdung eines Freundes zeihen! Es kann und darf
nicht wahr sein!«
Der Chevalier hatte den Empörten sich erschöpfen
lassen, dann sagte er: »Genauso wie Ihr denkt auch mein
Herr Friedrich. Deswegen hat er mich schon im Vorfeld
entsandt, damit wir gemeinsam eine Lösung finden, die
auf seine Verpflichtung, der er nicht entgehen wird,
Rücksicht nimmt, die keinen Schaden zwischen unseren
Völkern anrichtet noch deren Glauben – und die vor allem
beiden betroffenen Herrschern erlaubt, ihr Gesicht zu
bewahren, denn in den Moscheen der Muslime gibt es
ebenso viele Fanatiker der reinen Lehre und der
Unduldsamkeit gegenüber dem anderen wie in den
Kirchen Roms! Auch ihre Reaktionen müssen bedacht
werden, wenn das, was ich Euch heute im Vertrauen
offenbart habe, in einen offiziellen Aufruf zu einem neuen
Kreuzzug münden wird –.«
»Und der läßt sich wirklich nicht vermeiden!?«
Der Emir klang wider seinen Willen kleinlaut, Armand
de Treizeguet lag nichts daran, dies auszunutzen.
»Das Wort wird fallen, lautstark und mit viel
Schwertergeklirr! Mein Herr legt Wert darauf, daß seine
Freunde sich davon nicht ins Bockshorn jagen lassen –
sagt mal, Kazar Al-Mansur, ich werde seit einiger Zeit –.«,
der Gesandte senkte seine Stimme und schaute sich
prüfend um, bis sein Blick an der Tür hängen blieb, »das
Gefühl nicht los, jemand würde uns belauschen?!«
Der Emir runzelte die Stirn, erhob sich dennoch leise
und glitt wie ein Panther durch den Raum. Er riß die Tür
auf: Moslah, der feiste Baouab, stand auf der obersten
Treppenstufe, als habe er sie gerade mühsam erklommen.
»Habt Ihr nach mir gerufen, Herr?!« keuchte er.
Der Emir ließ ihn zappeln, so daß er nicht wußte, ob vor
oder zurück. »Laß dich nicht sehen –.«, beschied er seinen
Majordomus, dessen kahlen Kopf mit dem kühlen
Interesse eines Arztes betrachtend, »wenn keiner dich
gerufen hat!«
Der Moslah wandte sich eiligst zum Gehen. »Sollten
deine Ohren dich trügen, ein bedauerliches Leiden sie
befallen haben, dann wird der Hakim sie dir mit einer
glühenden Nadel durchstechen, das soll hilfreich –.«
Der quallige Molch fiel die Treppe fast hinunter, so
geschwind nahm er die Stufen.
Der Gesandte Siziliens stand in der Tür, als der Emir
sich umwandte. »Es wird sich ohnehin nicht geheimhalten
lassen«, besänftigte er den aufgebrachten Kazar AlMansur, »wichtig ist, daß wir eine Antwort auf die
Herausforderung finden, der keiner etwas entgegensetzen
kann–«
»– die alle Intriganten, derer wir uns erwehren werden
müssen«, stimmte ihm der Emir zu, »– zur Machtlosigkeit
verdammt!«
Er begleitete seinen Gast hinunter, dann fiel ihm eine
besondere Aufmerksamkeit ein. »Wenn Ihr vernehmen
wollt, was unser lieber Mohr Timdal gerade zu berichten
weiß, will ich Euch gern zum Gehörgang des Ohres
führen, dessen Muschel in die Bibliothek ragt –.«
Es war auch eine Geste des Vertrauens, und der
Eingeladene wußte dies zu schätzen.
»Besser andere gut belauscht, als selbst schlecht
abgehört!« lachte Armand und ließ den Emir vorausgehen.
aus der Niederschrift von Mahdia
Die Gunst des Großwesirs
Bericht des Mohren
Die Staatsbarke des Großwesirs von Kairo war eigentlich
eine Triere mit gewaltigem Prunksegel: drei übereinander
angeordnete Reihen von Rudersklaven teilten mit ihren
Blättern gleichzeitig die Fluten des Mittelmeeres zum
Rhythmus der dumpfen Paukenschläge. Eskortiert wurde
das Schiff des hohen Würdenträgers von kampfstarken
Seglern, während waffenstarrende Galeeren seine Flanken
sicherten. Der Verband hält auf die kleine Insel Linosa zu,
wo der Großwesir sich mit der ägyptischen Flotte
verabredet hat, damit sie ihn wohlbehalten nach
Alexandria geleitet.
Melusine hat ihrem Gastgeber die Freude bereitet, an
seiner Tafel gemeinsam mit ihm unter dem Sonnensegel
das Mittagsmahl einzunehmen. Um nicht durch
unangenehme Fragen nach ihrem Vater und dem
Königshof von Palermo überfordert zu werden, hatte sie
keck ihre Herkunft bereits auf das Haus Aragon
Weitere Kostenlose Bücher