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Das Kreuz der Kinder

Das Kreuz der Kinder

Titel: Das Kreuz der Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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stinken!«
    »Monsignore Gilbert de Rochefort hat sich persönlich
für ihre Rechtschaffenheit verbürgt!«
Daniel war wütend. »Gilt plötzlich sein Wort weniger als
das Geschwätz eines sich im Hafen herumtreibenden
Krüppels?!«
Er sah, daß er zu weit gegangen war. »Randulf hat das
Gerede doch nur aus zweiter Hand aufgeschnappt –.«, gab
er sich versöhnlich, doch die Styrum ließ nicht locker.
»Wesentlich erscheint mir nur eines: der Zustand der
Schiffe! Von ihm will ich gern mein endgültiges Urteil
abhängig machen. Wenn Euch danach ist, Legatus, dann
könnt Ihr mich auf der Stelle zum angegebenen Liegeplatz
der Transportflottille begleiten!«
Dazu verspürte Daniel erst recht keine Lust. Wenn der
feiste Guglielmus ein Schwein sein sollte, dann war die
Styrum zumindest eine Ziege, richtiger: ein Ziegenbock!
Der gemeinsame Besitz der Kutsche führte dazu, daß sie
erst am nächsten Tag sich einig wurden, die Inspektion
durchzuführen. Doch mittlerweile war die Vorhut des die
tyrrhenische Küste entlangziehenden Kinderheeres am
Arno eingetroffen, gleich nach den ersten Gardisten
rumpelte auch schon der Karren mit Niklas heran. So
trafen der Legatus und die Styrum im Hafen auf den
Heiler, der dort bereits mit den beiden Kaufleuten am Kai
stand von den Schiffen war nichts zu sehen! Der ›Eiserne
Hugo‹ hatte die kluge Eingebung gehabt, besser gar nichts
herzuzeigen, als einen ersten, aber schlechten Eindruck zu
bieten. Seine ›Flotte‹ könne hier nicht untätig
herumliegen, erklärte Hugo schroff, er verlange eine
verbindliche Erklärung seitens der Führung des löblichen
Kreuzzugunternehmens, wann und wieviel Schiffsraum
benötigt würde. So sei es jedenfalls mit dem Herrn
Inquisitor abgesprochen gewesen!
»Das kann ich Euch heut noch schriftlich geben!« bot
sofort der Legatus an, aber der hochverehrte Niklas
düpierte ihn vor allen Anwesenden. »Ich habe mich
entschlossen«, ließ er Daniel wissen, »mich erst mal zu
Rom mit dem Papst zu beraten! Ohne den Segen des
Heiligen Vaters wird hier und jetzt gar nichts
entschieden!«
Die Styrum erkannte sofort ihre Chance. »Ich biete mich
und meine Kutsche an, Euch nach Rom zu begleiten!« rief
sie schnell. »Während unser lieber Daniel hier vor Ort die
Führerschaft innehält!«
Die beiden Kaufleute, die gehofft hatten mit ihrer
schlecht verhüllten Drohung, den Transport zu
verweigern, eine gewisse Gefügigkeit zu erzielen, sahen
sich schon um ihr Geschäft geprellt, doch Daniel gab
ihnen zu verstehen, daß er mit ihnen sicher zu einer
brauchbaren Vereinbarung kommen würde, sobald mit der
Kutsche auch die leidigen ›Meckerer‹ sich von Pisa
entfernt hätten. ›Armin‹ begriff zu spät, daß sie Daniel in
die Hand gespielt hatte. Zu ändern war an der
Aufgabenteilung nun nichts mehr, denn der Heiler hatte
sofort Gefallen an der Kutsche gefunden und an der
Vorstellung, in ihr vor Sankt Peter vorzufahren. Also
stellte sie alle Mißstimmung hinten an, herzte und küßte
den verdutzten Legaten, den sie beschwor, nichts in ihrer
Abwesenheit zu unternehmen, das dem erklärten Wunsch
des verehrten Inquisitors widerspräche. Dann bestieg sie
samt Miriam die Kutsche, denn Niklas hatte darauf
bestanden nur von seinen ›zwei Marien‹ begleitet zu sein,
Randulf mußte folglich in Pisa zurückbleiben.
Der Heiler ließ die Kutsche am Hafenpier von Pisa
entlangfahren und sich von den inzwischen eingetroffenen
Kindern feiern, die beidseitig Spalier standen, obgleich
sich viele kaum noch auf den Beinen halten konnten. Alle
sollten sie Kraft und Zuversicht daraus schöpfen, daß ihr
Anführer in Rom vom Papst empfangen würde und dessen
Segen auf ihrem Kreuzzug zöge. Sie ließen Niklas
begeistert hochleben. Die Kutsche entschwand gen Süden.

KAPITEL VI
DER RING SCHLIEßT SICH
    »Nicht auch noch Rom!« stöhnte Daniel und warf zum
Zeichen seiner Verzweiflung den Federkiel zu Boden. Wie
um seinen Protest zu untermalen, erhob sich aus der Ecke
mit dem Käfig ein unförmiger, gewürgter Klagelaut, mehr
brachte Luc mit dem dicken Knebel zwischen den Zähnen
nicht hervor. Keiner schaute hin, aber seine Anwesenheit
war allen zuwider.
    »Wolltet Ihr nicht so schnell wie möglich wieder zu
Melusine nach Linosa gelangen?!« flüsterte Rik der
Styrum zu, die die letzte Erzählung – bis auf einige
Einwürfe Daniels – allein bestritten hatte und jetzt
Anstalten machte, ungehemmt in ihrem Bericht

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