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Das Kreuz der Kinder

Das Kreuz der Kinder

Titel: Das Kreuz der Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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ansehen, obgleich der nie Anstalten gemacht hatte,
ihr näher zu treten. Dafür sorgte schon ihr ›Liebster‹
›Armin‹, denn mit der Styrum lebte sie genötigterweise im
Zustand der Sünde, seitdem die ihretwegen den Obristen
Ripke in den Tod geschickt hatte.
    »Diese buhlerische Schlange!« unterbrach sich die erboste
›Armin‹ beim Verlesen des Schriftstücks, nachdem sie
schon zuvor mehrfach geschluckt hatte. »Dieses
heuchlerische Flittchen, dessen Geilheit kein Dutzend
Kerle hätte je befriedigen können…«
    Die Styrum rang um Fassung. »Ich weigere mich, diese
verleumderischen Lügen noch länger…«
»Wollt Ihr abgelöst werden?« unterbrach Daniel eiskalt
das Lamento.»Ich bin durchaus bereit…«
»Das könnte Euch so passen!« fauchte ›Armin‹ und zog
das Pergament wieder an sich.

Einsichten einer jungen Jüdin angesichts
der Großen Hure Rom
Bericht der Miriam
    Noch zu nachtschlafender Zeit weckte Niklas seine
›beiden Marien‹, denn er hatte gehört, daß der Heilige
Vater bereits in den frühen Morgenstunden die Basilika
des Petrus aufsuche, doch das wußten auch Hunderte von
Gläubigen, sie harrten seiner dicht gedrängt, so daß nicht
die geringste Aussicht bestand, auch nur in die Nähe des
Papstes zu gelangen. Mit Mühe erhaschten sie seinen
Anblick auf seinem Thron neben dem Altar, ein Bereich,
in den offensichtlich nur ausgewählte, hohe
Persönlichkeiten vorgelassen wurden. Sie wollten schon
von ihrem Bemühen ablassen, als sie von päpstlichen
Soldaten in eine Seitenkapelle abgedrängt wurden.
    Dort erschien dann ein noch recht junger Schwarzrock
und fragte Niklas, ob er der Anführer der deutschen
Kinder aus Köln sei, der sich ›Heiler‹ nenne? Niklas geriet
ins Schwitzen und Stottern, die Styrum versuchte die
Situation zu retten, indem sie erklärte, Niklas hätte sich
selbst nie diesen Beinamen angemaßt, er sei ihm gegen
seinen Willen von anderen angehängt worden. Sie hätte er
nicht gefragt, fertigte der schwarze Mönch die Styrum ab
und befahl Niklas, ihm zu folgen. Den beiden Marien
wurde die Begleitung verwehrt, sie konnten nur aus der
Ferne verfolgen, wie ihr Niklas vor den Papst geführt
wurde.
    Die Unterredung war kurz, der Bescheid bündig, wie der
Heiler später eingestehen mußte. Der Heilige Vater schien
über alles informiert, ließ den armen Niklas auch nicht zu
Wort kommen, sondern verwies ihm streng die
Fortsetzung des unsinnigen Unternehmens. Er solle dafür
sorgen, daß die von ihm verführten, unschuldigen Seelen
schleunigst und wohlbehalten heimkehrten, wenn er sich
nicht der Strafe übelster Höllenpein aussetzen wolle.
Niklas mußte niederknien und demütig seine Sünden
bekennen, die der junge Mönch ihm aufzählte. Es fehlte
eigentlich keine, doch das Schlimmste schien dem
Ankläger die Anmaßung zu sein, sich priesterlicher
Funktionen bedient zu haben, ohne die zuständigen
Organe der Kirche einzubeziehen, oder auch nur zu
informieren. Das röche arg nach Ketzerei!
    Der Heilige Vater in seiner Güte ließ es mit der
Verwarnung bewenden, und der völlig geknickte Heiler
wurde aus der Basilika gewiesen. Als er von den beiden
Marien gestützt und getröstet wieder ins Freie trat,
erwartete ihn auf dem Vorplatz Monsignore Gilbert.
    Der Inquisitor gab sich väterlich gegenüber dem
Unglücklichen, zu den Damen zeigte er sich äußerst
galant, wenngleich er die Styrum alsbald zur Rede stellte.
Ob sein ›Legatus‹ sie denn nicht, wie ihm aufgetragen, die
vorgefundenen Schiffe hätte besteigen lassen, war gleich
die erste Frage des besorgten Monsignore, wobei er
ungeniert den Leib der Miriam betrachtete, was der
Styrum zusätzlich mißfiel. Gesichtet habe sie diese Kähne
schon, sie aber weder als ausreichend noch als geeignet
befinden können: übelriechende Wracks, die – beladen –
kaum die Mündung des Arno erreichen würden,
geschweige denn die hohe See!
    Das konnte dem Monsignore nicht gefallen, er wußte
jetzt, wer sein Gegner war. Also tat er erst recht freundlich
zu der Styrum, die er geschickt als tüchtige Generalin des
lieben Niklas ansprach. Es sei natürlich unbedacht von
diesem gewesen, ohne Einführung und Empfehlung
einfach so vor den Heiligen Vater zu treten! Bei etwas
Protektion und geschickter Vorbereitung hätte der
Pontifex genau gegenteilig reagiert und dem löblichen
Unternehmen des Niklas seinen Segen gegeben! Das
müsse jetzt mühsam neu eingefädelt werden! Er

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