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Das Kreuz der Kinder

Das Kreuz der Kinder

Titel: Das Kreuz der Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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Gefolgschaft auf der Reise nach
Jerusalem begleiten. Niklas war offensichtlich so dankbar
ob der glücklichen Wende, daß er nicht einmal mehr daran
dachte, nach dem weiteren Schicksal seiner
Begleiterinnen, der ›beiden Marien‹ zu fragen.
    Miriam gelang es natürlich nicht, den Heiler vor seiner
überhasteten Abfahrt noch einmal zu sehen. Sie eilte in
ihre Räumlichkeiten zurück und stand bald darauf vor dem
gestrengen Inquisitor. ›Armin‹ von Styrum sei – Miriam
stockte der Atem – so überraschend, wie sie erkrankt,
plötzlich wieder genesen! Sie glaubte, ein Bedauern aus
seiner unbeteiligten Stimme herauszuhören. Für ihre
Freundin und sie habe er eine Schiffspassage gebucht,
zurück nach Pisa, da er der Genesenden die beschwerliche
Reise zu Land nicht zumuten wolle. Dort, in der Stadt am
Arno, läge schon die Flotte bereit, die sie ins Heilige Land
bringen würde. Daniel, der tüchtige
    ›Legatus Domini‹, warte nur noch auf das Eintreffen der
Damen, um in See zu stechen. Miriam beging den Fehler
anzuzweifeln, ob die Flotte der beiden Handelsherren
tatsächlich noch in Pisa läge. Der Inquisitor ließ sich
seinerseits keinen Argwohn anmerken. Wenn dem
tatsächlich nicht so sein sollte, dann habe das Schiff, das
er ihnen zur Verfügung stelle, den Auftrag, unverzüglich
der Flotte nachzusegeln, bis es sie erreicht habe – Miriam
beging den zweiten Fehler, als sie vorsichtig anmerkte, es
wäre doch viel vernünftiger, gleich gen Süden zu segeln
und dort die Flotte abzuwarten? Der Monsignore wollte
sichergehen und gab sich einverständig. Miriam, die
schlaue Jüdin, meine wohl, den Punkt abzupassen, wo
zum letzten Mal Trinkwasser an Bord genommen würde?
Miriam nickte eifrig, seinen Verdacht vollauf bestätigend.
Aber er lächelte nur, und um ihre typisch weiblichen
Sorgen zu zerstreuen, bot er ihr die Wette an, daß sie in
jedem Fall, samt ihrer Freundin ›Armin‹, ihr Ziel
rechtzeitig erreichen würde. Nach dem Schicksal des
›Heilers‹ fragte sie nicht, auch nicht nach der
verschwundenen Kutsche. Sie fühlte sich ohnehin schon
ertappt!
    Die Beförderung der Styrum, die Miriam begleiten
durfte, auf einer Bahre aus dem Hospital direkt zum Hafen
von Ostia, verlief dank reichlicher Eskorte wie ein
Gefangenentransport. Willenlos ließ Miriam es mit sich
geschehen, jede andere Lösung, gar ein Verbleiben in der
Ewigen Stadt, deuchte sie wesentlich ungesünder für ihr
junges Leben. Das Los der Styrum war ihr Warnung
genug.
    Das Schiff segelte mit ihnen tatsächlich sofort nach Pisa,
doch dort trafen sie nur Daniel an, mutterseelenallein am
Hafenkai. Er schien froh, die beiden Marien
wiederzusehen, denn er eilte sofort zu ihnen an Bord des
Seglers. Von den deutschen Kindern keine Spur mehr. Die
beiden Kaufleute, die persönlich nicht wieder in
Erscheinung getreten seien, hätten eine gewaltige Flotte
geschickt und den Kreuzzug der Deutschen ohne Palaver
an Bord genommen, einzig Randulf, den Krüppel hätten
sie übriggelassen! Er, Daniel habe es als seine Pflicht
angesehen, zu bleiben und gegebenenfalls bei höchsten
kirchlichen Stellen als Zeuge aufzutreten, gegen die
offensichtlich unsauberen Machenschaften des Gilbert de
Rochefort; Randulf, der jetzt herbeihumpelte, um die
Damen zu begrüßen, würde seine Anklage beeiden. Das
waren die letzten Worte, die der ›Legatus Domini‹ in
Freiheit von sich gab, denn Bewaffnete drängten die
kleine Gruppe in die Kammer unter dem Heckaufbau,
während die Mannschaft die Leinen löste und der Segler,
wie vom Inquisitor vorausgesagt, die Flotte rechtzeitig
einholte, damit auch die gefährliche Restfracht bei der
Übergabe an die Sklavenhändler wie vorgesehen
vollständig versammelt war. Doch alles, was der Jüdin
Miriam noch widerfahren sollte, erschien ihr freudvoller
und erstrebenswerter als Rom, als der Großen Hure noch
jemals wieder ins Antlitz schauen zu müssen.
Glücklich zu Jerusalem im Jahre 4981 nach der
Zeitrechnung unseres Volkes!
     
»Das ist eine plumpe Fälschung!« entrang es sich Armins
heiserer Kehle, »und eine ziemlich dumme dazu!«
    Unterstrichen wurde ihr ärgerlicher Protest von einem
langgezogenem Wolfsgeheul, mit dem sich der Saifallah
aus seinem Käfig in der Ecke bemerkbar machte, aber
beide wurde übertönt von einer hellen Stimme.
    »Die Wahrheit ist niemals dumm«, sagte die junge Frau
in der offenen Tür, »höchstens der, der plump mit ihr
umgeht!«
    Miriam, von

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