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Das Kreuz der Kinder

Das Kreuz der Kinder

Titel: Das Kreuz der Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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erklärte Miriam und zog das Dokument des Gesandten an
sich, »daher ist es nur recht und billig, daß ich mich
wenigstens als Vorleserin zur Verfügung stelle, zumal ich
zugegebenermaßen darauf brenne zu erfahren, ob das Ungeheuer, das dem Schoß der großen Hure Rom entsprang,
endlich seiner verdienten Strafe zugeführt wurde.«
Da nicht einmal die Styrum Einwände erhob, erbrach sie
das Siegel.

aus der Niederschrift von Mahdia
Die scharfen Messer des Chirurgos
Bericht des Armand de Treizeguet
    Das Protokoll einer Operation – ob gelungen oder nicht –
betrifft in der Regel einen ›Casus‹ und ist weniger für den
Patienten gedacht als für die interessierten Kollegen in der
hohen Kunst der Medizin. Hier handelt es sich jedoch um
einen der raren Fälle, in denen eine seltsame Krankheit mit
mannigfaltigen Symptomen eine Gruppe von Menschen
befallen und untereinander so verschlungen, verknotet und
verrenkt hat, daß ein Skalpell kaum zum lösenden Schnitt
taugt, der dennoch vonnöten ist. Auch die bewährten
Regeln der Melothesie fruchten da wenig, diesem
›morbus‹ zu Leibe zu rücken, und die gute
Iatromathematik ist von den verwirrenden Fakten außer
Kraft gesetzt. Dennoch maße ich mir den Mut an, diesen
Bericht zu verfassen – späteren Studiosi als lehrreiches
und warnendes Beispiel, welche Folgen eine Krankheit
des Geistes zu zeitigen vermag, die mit relativ harmloser
Besessenheit begann.
    Das nach Palermo zurückgekehrte Hoffräulein Elgaine
d’Hautpoul, ihres Begleiters Rik van de Bovenkamp mehr
als überdrüssig, meldet sich im Palast zurück bei ihrer
Königin. Eine Erklärung für ihre abrupte Abreise und ihr
langes Fernbleiben gibt sie mit Raub und Haft durch die
Inquisition an, wobei sie insbesondere den Monsignore
Gilbert de Rochefort schwerstens beschuldigt. Die
Geschichte mit dem zweiten Ring verschweigt sie
geflissentlich, zumal sie immer noch Rik van de
Bovenkamp verdächtigt, ihn ihr vorzuenthalten. Damit
erreicht sie wenigstens, daß die Königin Constanze, eine
an und für sich treue und gehorsame Tochter der ecclesia
catholica, hellhörig wird gegenüber den Machenschaften
der ›Geheimen Dienste‹ Roms. Denn Elgaine geht mit
Recht davon aus, daß der Monsignore sie zweifellos bis
nach Sizilien verfolgen wird, um den verräterischen Ring
in seinen Besitz zu bringen.
    Rik van de Bovenkamp war sich bewußt, daß die
energische Elgaine jetzt in Palermo wieder über Mittel und
Beziehungen verfügte, die ihm keine Ruhe lassen würden,
weil sie nach wie vor fest davon überzeugt war, daß er
zumindest wußte, wer den Ring, nach dem sie trachtete, in
Wahrheit in den Händen hielt. Riks Ziel war, Sizilien so
schnell wie möglich wieder zu verlassen, denn er sah
keinen Sinn in seinem Leben, wenn es ihm nicht gelänge,
das Heilige Land zu erreichen, nachdem er schon als Ritter
seiner geliebten Dame Melusine so kläglich versagt hatte.
Offen nach einem Schiff zu suchen, erschien ihm höchst
leichtsinnig, denn er fühlte sich seit seiner Ankunft
beobachtet. Selbst in dem christlichen Hospiz, in dem er
Unterkunft gefunden hatte, durfte er sich keineswegs
sicher vor Nachstellungen wähnen. Er schwor sich, auf der
Hut zu sein, aber sein Gemüt war plötzlich wieder
aufgewühlt durch die Erinnerung an das Burgfräulein aus
dem Languedoc, dessen Bild er noch immer im Herzen
trug.
    Niklas, der Heiler aus Köln und Anführer jenes unseligen
Zugs der deutschen Kinder, den er auf Betreiben des
Monsignore Gilbert de Rochefort sich selbst überlassen
hatte, war mit seiner Kutsche weisungsgemäß von Rom
bis zum südlich gelegenen Kap der Circe gelangt, einem
beliebten Anlaufpunkt von Piraten und lichtscheuem
Gesindel, um in den verschwiegenen Buchten der
zerklüfteten Felsen Trinkwasser aus den reichlich
sprudelnden Quellen aufzunehmen. Hier sollte er von der
Flotte der beiden Handelsherren an Bord genommen
werden, hatte ihm der Inquisitor in Aussicht gestellt. So
postierte Niklas sich samt seiner Kutsche gut sichtbar auf
den Klippen und winkte mit dem Brief, den er übergeben
sollte, jedem Schiff zu, das in Sichtweite kam. Doch
keines nahm Notiz von der einsamen Gestalt. Niklas
verhielt sich so auffällig, daß diejenigen, die er erwartete,
mit Sicherheit eine Falle gewittert hätten, wären sie seiner
ansichtig geworden. Als der Eindruck, zum Narren
gehalten zu werden oder das vereinbarte Treffen versäumt
zu haben, Oberhand gewann, zog sich

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