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Das Kreuz der Kinder

Das Kreuz der Kinder

Titel: Das Kreuz der Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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ließ, um seine Herrschaft zu
retten, sitzt heute auf dem Stuhl Petri!
    GILBERT:
Ihr macht aus einem kleinen Aderlaß das
große Blutvergießen! Der weise Chirurgos hat – gerade
zweimal! – das Schröpfglas angesetzt, um den Druck zu
lindern, um dem Leib zu helfen, und Ihr erhebt solch
Wehgeschrei! Seit wann schlägt Euer Herz für Läuse,
Zecken und Flöhe!
    MARIE:
Ich weiß, daß gewisse Kreise der Kurie, alles
Leben, was der Kirche nicht als Priester, Mönch oder
Nonne dient, nicht wenigstens mit dem Zehnten oder
sonstwie als zu Schröpfender dienlich und gehorsam ist,
als unwert erachten, als völlig überflüssig – und das daher
auszumerzen ist! Diese Dunkelmänner, schwarze Krähen
des Todes, stehen hinter Euch, Gilbert, und Ihr besorgt
ihnen das schmutzige Geschäft!
GILBERT: Erwartet Ihr eine Beichte von mir?!
    MARIE:
Sofortige Buße! Ihr solltet noch heute Nacht
aus Rom verschwinden, Euch in einem Kloster Eures
Vertrauens verkriechen und beten, daß die Häscher,
todbringende schwarze Vögel aus dem gleichen Schwarm,
Euch dort nicht finden, denn Ihr habt ausgedient! Warum
glaubt Ihr, man ließe Euch am Leben?! Zumindest
Schnabel und Hirn wird man Euch zerhacken!
    GILBERT:
Ich kenne Euch, Schwesterchen, Ihr liebtet es
immer, mir Angst einzujagen! Doch seid gewiß, Euer
Brüderchen besitzt nicht nur eine gepanzerte Seele, auch
sein Gefieder ist aus Stahl! Und es kennt seine Krähen!
    MARIE:
Dann wißt Ihr ja auch, was aus den beiden
Ehrenmännern geworden ist, die gestern Nacht zur
gleichen Zeit hier auf diesen Stühlen saßen? Als Inquisitor
ist Euch geläufig, wie man auch verstockte Mäuler zum
Sprechen bringt. Was glaubt Ihr, werden die Elenden über
Euch und Eure Rolle ausspucken?! Diese Strolche – bald
schon Vogelscheuchen – werden die Krähen nicht als
Nestbeschmutzer ansehen, wohl aber Euch!
    GILBERT:
Wenn die diebische Elster keinen Löffel
findet, macht sie sich über die Eier her! Wären die beiden
Euch und Eurem Freund Armand de Treizeguet ins Netz
gegangen, würdet Ihr jetzt Forderungen stellen, statt zu
versuchen, mich ins Bockshorn zu jagen! Aber Ihr habt
ihre Spur verloren – eine Spur im stinkenden Mist, der
außer Euch auch keinen interessiert: kein Hahn kräht nach
den Würmern
    MARIE:
Ihr überschätzt das Interesse des Bauern, auf
seinen Misthaufen aufmerksam zu machen; Ihr
unterschätzt den Habicht, der über Euch kreist. Ich habe
Euch gewarnt!
    Damit war das Gespräch der Geschwister beendet. Miriam
beeilte sich, in ihr Bett zurückzufinden. Die Bilder in
ihrem Kopf wurden von Krähenschwärmen bestimmt, die
über einen stolzen Hahn herfielen, doch jedesmal, wenn
sie hinabstießen, um dem zerzausten Tier den Garaus zu
machen, breitete hoch oben am tiefblauen Himmel ein
majestätischer Greifvogel seine Schwingen, und ihr Traum
vermochte der häßlichen Wirklichkeit zu entfliehen.
    Frühmorgens berief der Monsignore seine beiden Gäste
nacheinander in sein Arbeitszimmer, als ersten den
›Heiler‹, der immer noch grün im Gesicht war. Miriam
konnte der Versuchung nicht widerstehen, wieder ihren
Lauschposten einzunehmen, nachdem sie die Tür ihres
Schlafgemachs von innen verriegelt hatte. Sie riskierte
jetzt bei Tageslicht auch nicht, ihren Kopf durch das Loch
zu stecken, sondern beschränkte sich darauf
mitzubekommen, wie der Inquisitor auf die Vorhaltungen
seiner Schwester reagieren würde. Monsignore Gilbert
teilte Niklas bündig mit, daß es ihm gelungen sei, die
beiden hilfswilligen Handelsherren noch einmal
umzustimmen, so daß sie den Schiffstransport der von
Niklas angeführten Deutschen ins Heilige Land
bewerkstelligen würden. Es sei bereits Befehl nach Pisa an
seinen Legaten Daniel ergangen, dort ohne weitere
Diskussion die Schiffe zu besteigen und in allem weiteren
der seemännischen Erfahrung der Eigner zu vertrauen. Da
Niklas also seinen Platz an der Spitze in Pisa nicht mehr
einnehmen könne, sei Vorsorge getroffen worden, daß er
im Süden des Kirchenstaats dennoch zu der Flotte stoße,
wenn sie ein letztes Mal an Land ginge, um ihren
Trinkwasserbedarf aufzufrischen. Nur müsse sich Niklas
sputen, um dieses Treffen nicht zu versäumen. Er könne
die Kutsche benutzen, die Knechte seien über Weg und
Ziel genauestens instruiert. Er habe ein Schreiben an die
beiden Handelsherren vorbereitet, das er ihnen persönlich
übergeben solle. Gottes Segen – und auch des Papstes –
würden ihn und seine

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