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Das Kreuz der Kinder

Das Kreuz der Kinder

Titel: Das Kreuz der Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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der alle nur wußten, daß sie in Jerusalem
verheiratet war, stand an der Seite der energischen
Madame Blanche, die auch ihren Bibliothekar und Gärtner
Marius mitgebracht hatte.
    Armin starrte die Erscheinung fassungslos an, dann
raffte sie sich auf. »Miriam, welch freudige
Überraschung!« rief sie und stolperte mehr, als daß sie
schritt, auf die ehemalige Geliebte zu, beide Arme
ausgebreitet wie ein flatterndes Huhn.
    Miriam ließ die Umarmung über sich ergehen, eher
erschüttert über die harte Knochigkeit der Styrum, die
kaum noch weibliche Züge aufwies. »Meine alte
Arminsul!« versuchte sie scherzend die Ungestüme auf
Distanz zu halten.
    Die Sajidda Blanche nahm das Heft in die Hand, zumal
hinter ihnen jetzt der Emir den Raum betreten hatte. »Der
Chevalier Armand de Treizeguet läßt allen seine Grüße
ausrichten. Seine Aufgaben als Gesandter Siziliens
zwangen ihn zur plötzlichen Abreise.«
    Blanche nahm keine Rücksicht auf die Ungeduld des
Kazar Al-Mansur. »Er bat mich jedoch beim Abschied,
hier nach dem Rechten zu sehen.«
    Marius nahm die Gelegenheit wahr, mit verstohlenem
Blick die Lage des Saifallah in seinem Käfig festzustellen.
»Besonders Daniel schien dem Gesandten reif für eine
Ablösung, weswegen ich euch den tüchtigen Marius von
Beweyler wieder mitgebracht habe.«
    Wider alles Erwarten empörte sich jedoch Daniel:
»Meine Reife festzustellen, obliegt allemal dem ›Großen
Pflücker‹! Solange der mir Augenlicht und
Fingerfertigkeit – sowie ein gutes Gehör beläßt, will ich
von niemandem auf meinem Posten abgelöst werden!«
    Die energische Sajidda lachte, als sie das erleichterte
Gesicht ihres Gärtners sah. »Deswegen hat mir der
Chevalier ein Dokument überlassen, das kann Marius dann
wenigstens verlesen, bevor es – wunschgemäß – in die
Chronik aufgenommen wird.«
    Jetzt riß dem Emir der Geduldsfaden. »Das hat nun
wahrlich Zeit!« rief er. »Timdal soll nun endlich die
Geschichte zu Ende bringen, an der mein Herz hängt!«
    Der Mohr nickte bereitwillig. »Es fügt sich Stein für
Stein zum großen Mosaik«, sagte er bedächtig. »Weder
Ihr, Kazar Al-Mansur, noch wir, übersehen alles – vertraut
also dem ›Großen Pflücker‹, wie Daniel es so trefflich
formulierte –.«
    »Fangt an, Timdal«, schaltete sich Rik ein, als die
Unmutsfalte auf der Stirn des Emirs erschien, »einfach da,
wo Ihr aufgehört!«
    Der Mohr bockte. »Einfach ist Euer Wunschdenken«,
beschied er den Murabbi al-Amir und gab Daniel das
Zeichen zum Beginn.

aus der Niederschrift von Mahdia
Die Mißgunst der Templer
Bericht des Mohren
    Pol war in Palermo den arabischen Ärzten des Staufers
übergeben worden, die sofort mit Hingabe und Kundigkeit
die Behandlung der schweren Kopfverletzungen in die
Wege geleitet hatten. Mittlerweile machte seine Heilung
bereits gute Fortschritte. Pol hatte sich, kaum daß er das
Bewußtsein wiedererlangt, seinem Erinnerungsvermögen
zum Trotz, als Ritter ausgegeben, der auf dem Weg ins
Heilige Land in die Hände von Piraten gefallen war. Die
Doctores, wenngleich samt und sonders gläubige
Muslime, waren in erster Linie ihrem König Friedrich treu
ergeben und entschiedene Gegner des Gesindels, das von
Mahdia aus das Meer und die Küsten Siziliens unsicher
machte. So erfuhr Pol, daß seine Leidensgenossen mit
größter Wahrscheinlichkeit zum berüchtigten Sklavenmarkt von Bejaia verbracht worden seien, dem größten
seiner Art an der Berberküste zwischen dem Djebel alTarik und der lybischen Wüste von Benghazi. Das galt
also auch für seine Melou, von deren Rettungsversuch und
ihrer anschließenden Aufnahme an Bord der Galeere des
Großwesirs er nichts mehr mitbekommen hatte. Sie
wiederzufinden und zu befreien, wird die heimliche
Triebfeder seiner rasch fortschreitenden Genesung. Die
Ärzte sind stolz auf ihren Patienten.
    Nur gestützt auf ihren ergebenen Mohr Timdal hielt
Melusine de Cailhac ihren Zeltplatz mitten auf der
Hafenmole von Linosa, den Templern und ihrem Komtur
zum Tort. Nach anfänglichen Querelen ignorierte der
Orden die Anwesenheit der jungen Dame in der Hoffnung,
daß die Zeit der beste Verbündete sei, um die Aufsässige
mürbe zu machen. Das Kalkül ging schneller auf, als beide
Seiten erwarteten. Kazar Al-Mansur, der junge Emir von
Mahdia, hatte den heimkehrenden ägyptischen
Flottenverband so lange begleitet, wie sein mächtiger
Onkel, der Großwesir es verlangte, dann war er eiligst

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