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Das Kreuz der Kinder

Das Kreuz der Kinder

Titel: Das Kreuz der Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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bil Nana kommen, und sie
setzten sich.
»Der Großwesir?« stellte Kazar Al-Mansur fragend in
den Raum. »Warum sollte mein Herr Onkel
dahinterstecken?!«
»Das habe ich nicht gesagt – noch entspräche es meiner
Sicht der Dinge. Vielmehr ist anzunehmen, daß der hohe
Herr nur unvollständig oder falsch unterrichtet wurde,
sonst hätte er sich ja an Euch gewandt, an dessen Loyalität
er bisher kaum Zweifel hegen konnte –.«
»Dem Saifallah war von Anfang an unser Bestreben, die
Vergangenheit aufzuarbeiten, ein Dorn im Auge, er hält
wohl jede Beschäftigung mit anderen Religionen als die,
der er jetzt geradezu fanatisch anhängt, als Verrat am
Glauben des Islam –.«
»Ihm ist diese Chronik, die Ihr anfertigen laßt, so
zuwider wie sein früheres Christentum, am liebsten würde
er jede Spur seines vorherigen Weges im Zeichen des
Kreuzes auslöschen, jedes Zeugnis davon ausmerzen.«
»Beschriebenes Pergament ist leicht zu vernichten!«
sorgte sich der Emir und nippte besorgt an seinem
Minztee.
»Wenn er’s denn in die Hände bekam!«
Der Hafside gab sich zuversichtlich. »Erstes strenges
Befragen des Marius hat mir meinen Verdacht bestätigt,
daß Euer Moslah das Manuskript benutzen will, um Euch
anzuschwärzen wegen staatsfeindlicher Umtriebe. Also
könnt Ihr Euch darauf verlassen, daß der Saifallah es nicht
zwischen die Zähne kriegt, sondern daß das Dokument
wohlbehalten Kairo erreichen wird. Den geifernden Ulama
hat er nur mitgenommen, damit der die Anklage gegen
Euch durch kräftiges Bellen untermalt.«
»Und wie würdet Ihr, Abdal, Euch an meiner Stelle jetzt
verhalten?«
»Ihr habt Euch nichts vorzuwerfen, Kazar Al-Mansur.
Jeder Versuch einer Rechtfertigung würde Euch zum
Nachteil ausgelegt werden.«
»Wenn ich nichts unternehme, dann überlasse ich den
Verleumdern das Feld –!?«
Der Hafside wiegte sein kahles Haupt. »Seht zu, daß Ihr
die Chronik zügig zum Abschluß bringt. Es sind ja
genügend versammelt, um über das noch ausstehende
Ende dieses Wahnsinnsunterfangens Bericht zu geben.
Laßt in zwei Schichten schreiben, Marius kann durchaus
noch auf seinen Füßen stehen und seine Hände benutzen,
er soll sich mit Daniel abwechseln.«
»Und dann –?«
Der Hafside lächelte über die Verzagtheit des Emirs.
»Schickt Euren besten Mann, den Eures Vertrauens, an
den Hof des Sultans –.«
»Das ist zweifellos Rik van de Bovenkamp, der
Murabbi.«
»Eine gute, eine sehr gute Idee! Das ist der unschlagbare
Beweis Eurer Lauterkeit. Gebt ihm Karim mit!«
»Nie und nimmer!«
Der Emir war entsetzt aufgesprungen. »Eher werfe ich
mich selber dem Sultan zu Füßen, biete ihm meinen Kopf
an!«
Der Hafside drückte ihn mit seiner starken Pranke
zurück auf seine Kanaba und schaute ihm direkt in die
Augen. »Ich verpfände meine Ehre, daß beide, der Prinz
und sein Erzieher, wohlbehalten und mit Erfolg gekrönt
nach Mahdia zurückkehren werden, denn ich selbst werde
sie nach Kairo begleiten!«
Er forderte Kazar Al-Mansur auf, seinen Tee nicht kalt
werden zu lassen, und dieser fügte sich dem Mann, der als
der gerissenste Sklavenhändler der Küste galt. Er hatte
Vertrauen zu ihm. Zum Beweis führte er ihn in sein
privates Arbeitszimmer über der Sala al-Kutub, wo durch
den Trichter im Boden jedes unter ihren Füßen
gesprochene Wort deutlich zu vernehmen war.
»Ein Ohr des Dionysos«, lobte Abdal.
»Ich nehme an«, hörte der Hafside seine Sajidda Blanche
gerade kampfeslustig verkünden, »daß wir auf die
Fortsetzung meiner Aufzeichnungen angewiesen sind, ob
sie nun allen gefallen oder nicht!«
»Was Daniel, Miriam und ich«, erhob dagegen die
Styrum ihre harte Stimme, »auf unserer Reise erlebt
haben, entzieht sich Eurer Kenntnis, Sajidda Blanche, wie
auch das Schicksal der übrigen deutschen Kinder bis zum
Erreichen des Sklavenmarkts.«
»Es liegt mir fern, ›Armin‹ von Styrum«, entgegnete die
Zurückgewiesene spitz, »Euren Anteil an unserem
gemeinsamen Los zu schmälern. Doch verweilt nicht zu
lange auf dem Meer, denn die wahre Geschichte, die nun
Höhepunkt und bitterem Ende zutreibt, spielt sich auf dem
steinigen Boden von Bejaia ab!«
»Schon um Euch zu ehren, ya Sajiddati, schlage ich vor,
daß Daniel den gleichen Titel verwendet, den Ihr schon so
trefflich eingeführt habt!«

aus der Niederschrift von Mahdia
Der große Sklavenmarkt von Bejaia
Bericht der Irmgard von Styrum
    Der letzte Segler, den Gilbert de Rochefort noch nach Pisa
geschickt

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