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Das Kreuz der Kinder

Das Kreuz der Kinder

Titel: Das Kreuz der Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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auf dem die Ware zu besichtigen
war, bevor sie meistbietend versteigert wurde.
    Unter den interessierten Händlern, die von weither
kamen, ragte Abdal der Hafside sichtbar heraus, schon
weil sich um ihn ein Gürtel respektvollen Abstands gelegt
hatte, den nur seine engsten Mitarbeiter und Freunde zu
überwinden wagten. Der Hafside kam nicht oft zum Markt
von Bejaia, denn er pflegte seinen Bedarf daheim auf dem
von Tunis zu decken, den er unangefochten beherrschte.
Hierhin, an die Berberküste, schickte er nur allfällige
Massenware, so wie er es auch ablehnte, mit zweifelhaften
Zwischenhändlern wie ›Guillem dem Schwein‹ und dem
›Eisernen Hugo‹ aus Marseille zusammenzuarbeiten. Er
unterhielt seine eigene Flotte, die er nur gezielt für
Piraterie einsetzte. Der Anlaß seines Erscheinens war der
Besuch eines jüdischen Geschäftsfreundes aus Alexandria.
Der schon betagte Abraham Melchsedek hatte ihm seinen
Sohn Ezer geschickt, damit der Hafside den jungen Mann
ins Geschäft einführe. So hatte er ihn mit nach Bejaia
genommen, doch der hitzköpfige Ezer wollte seinem
Gastgeber beweisen, daß er durchaus schon in der Lage
war, ohne Anleitung oder Hilfestellung sich auf einer
solchen Auktion zu bewegen, und hatte deshalb genau auf
der gegenüberliegenden Seite Aufstellung genommen.
Abdal, der mit dem steinalten Mufti zusammen auf den
oberen Stufen saß, behielt den Alexandriner dennoch im
Auge. Der weise Greis an seiner Seite war nach seinem
aufsehenerregenden Urteilsspruch über den ›Propheten‹
der jungen Christen – sitzen geblieben, weil sein jüngerer
Bruder, der Hadj Zahi Ibrahim, noch eine weiche
»Wärmepfanne fürs Bett« zu erstehen verlangte. Der
›jüngere‹ Bruder war ein rüstiger Mittsiebziger mit
strähnigem grauen Haar und nur noch einem, dafür
hervorstehenden Schneidezahn. Er stand unten, am Fuß
der Tribüne, und trat aufgeregt von einem hageren Bein
aufs andere.
    Die jungen Mädchen werden zum Podest gebracht, in
langer Doppelreihe stehen sie wartend schon zur Schau,
bevor ihnen, mit dem Schritt nach oben, die Stoffetzen
weggerissen werden, mit denen sie mühsam ihre Blöße
bedecken. Laut werden ihre Vorzüge gepriesen, durch
derbe Griffe auch unterstrichen. Das Volk johlt, die ersten
Angebote fliegen hin und her, wobei die gewieften
Händler sich dem Versteigerer durch Handzeichen
bemerkbar machen, so daß unerfahrene Bieter schnell das
Nachsehen haben. Der erfahrene Hafside hält sich zurück,
doch dann betritt Blanche die Szene. Sie läßt selbst alle
Hüllen gleiten, bevor die Hände der Aufseher nach ihnen
greifen können. Nackt – kama khalaqaha Allah – tritt sie
auf das Podest. Was für andere der Augenblick
schlimmster Erniedrigung wäre, gerät ihrem sinnenfrohen
Körper zum natürlichen Triumph, das Blondhaar
unterstreicht die sanften, üppigen Rundungen, ihr weißes
Fleisch lädt ohne jede Scham den Betrachter zum
Schwelgen in kühnsten Träumen ein. Wie ein Orkanregen
prasseln die Angebote auf sie ein, diesmal bieten auch alle
Händler, der Kabir at-Tawashi für seinen Vorgesetzten,
den Oberhofkämmerer des Sultans – doch welchen Preis
der Eunuch auch nennt, Abdal der Hafside überbietet ihn.
    Für Ahmed Nasrallah wird es zur Frage des Prestiges,
längst sind die meisten Bieter ausgestiegen, so der junge
Ezer Melchsedek aus Alexandria, der unerschrocken
mithielt, obgleich er nicht weit von dem Fleischberg aus
Tunis stand und in seinem Rücken das Mißvergnügen des
Gefolges von Hedi Ben Salem wie Pfeile zu spüren
bekam. Ausschlaggebend war für ihn die späte Einsicht,
daß er gegen seinen Gastgeber bot. Auch der rüstige Hadj
Zahi Ibrahim hatte bedenkenlos jeden Preis überboten, bis
sein älterer Bruder, der greise Mufti, ihn zurückpfiff. So
standen sich jetzt nur noch der Obereunuch und der
Hafside gegenüber, und die gebotene Summe überstieg
alles, was seit Menschengedenken hier für ein einzelnes
Weib erzielt worden war – und Abdal verdoppelte.
Betretenes Schweigen legte sich über die Arena. Das
mochte der Ouazir al-Khazna gut und gern als Affront
gegen seinen höchsten Herrn, den Sultan von Marrakesch,
betrachten, doch er lächelte und gebot seinem Vertreter
Einhalt: »Geht hinüber zu Herrn Abdal und kassiert im
Namen des Sultans den stolzen Preis: Die Frau gehört
ihm!«
    Ahmed Nasrallah zögerte, unwillig. »Völlig
überbezahlt!« erläuterte der Ouazir gnädig. »Von dem
Geld kaufe ich die

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