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Das Kreuz der Kinder

Das Kreuz der Kinder

Titel: Das Kreuz der Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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zehn schönsten Huris aus dem Paradies
und noch hundert Tänzerinnen dazu!«
    Hedi Ben Salem war ein guter Verlierer. Er schickte
seine Diener mit einem Riesenkissen aus
golddurchwirktem Damast hinunter zum Podest.
    Blanche wurde in ihrer ganzen Pracht darauf gebettet
und hinübergetragen zu Abdal. Die Erregung hatte sich
gelegt, die Versteigerung nahm ihren Fortlauf. Entgegen
dem üblichen Verhalten von Käufern, die ihre erworbene
Ware sofort in Tücher hüllten und so den Blicken der
Menge entzogen, beließ der Hafside Blanche auf ihrem
Prunkkissen so wie sie war, sollten sich die Leute doch
das Maul zerreißen, die Augen verdrehen! Zufrieden
betrachtete er von oben den schönen Körper der Blanche
und freute sich, daß dem Greis an seiner Seite schon
wieder der Speichel in den Bart troff.
    Eine der nächsten in der Warteschlange war Miriam,
verglichen mit Blanche ein gar schmächtiger
Mädchenleib, wie für alle zu sehen, als man ihn seiner
Kleider beraubt, ein hübsches, etwas trauriges Gesicht mit
großen Augen, aber kaum Busen und schon gar kein
Hintern. Amüsiert bemerkte Abdal, daß zu seinen Füßen
jedoch der rüstige Zahi Feuer gefangen hatte. Er bot wie
ein Betrunkener gegen den einzigen Konkurrenten, das
war der junge Ezer Melchsedek auf der anderen Seite des
Ringes, den der Hafside stets im Auge behielt. Er hätte
ihm das junge Weib gern gegönnt, zumal er mitbekam,
wie einer der Aufseher, der durch die Reihen ging, um die
Angebote einzusammeln, sie als Jüdin bezeichnete. Er
überlegte schon, ob er eingreifen sollte, da hatte es ihm der
völlig durchgedrehte Zahi schon nachgemacht: »Ich
verdoppele!« krächzte er völlig außer Rand und Band, sein
einziger gelber Schneidezahn drohte, ihm aus dem Mund
zu fallen. Der geschlagene Ezer Melchsedek senkte den
Daumen zum Zeichen seines Verzichts. Der irre Zahi
erhielt den Zuschlag. Mit fliegender grauer Mähne stürmte
er hinauf zu seinem älteren Bruder, dem steinalten Mufti.
»Ihr müßt mir das Geld geben!« flehte er ihn an »– oder
mein Herz verbrennt!«
    Der Greis schenkte ihm keinen einzigen Blick, sondern
wandte sich gleich an den Hafsiden: »Ein junges Weib
kauft man sich in seinem Alter, wenn man zuviel Geld
hat.«
    Er wackelte mit dem Kopf. »Wenn man das nicht
aufweisen kann und auch nichts in der Hose, dann sollte
man sich einen Diener nehmen, statt Schulden zu
machen.«
    Abdal hatte verstanden. »Ich übernehme sie«, tat er
trocken kund, »aber die abgezählten Silberlinge, die Zahis
Siroual ob ihres Gewichts fast zu Boden ziehen, die will
ich haben –.«
    Zahi starrte seinen vermeintlichen Wohltäter verzückt an
und nestelte in der tiefen Tasche seiner Pluderhose, »–
denn ich werde ihm den geeigneten Diener selber
ersteigern, zu einem Preis, den der Erworbene noch bei
Lebzeiten abdienen kann!«
    Dem Hadj Zahi fiel der Unterkiefer runter, nicht vor
Enttäuschung, sondern wegen des Stübers, den ihm sein
älterer Bruder versetzte. »Bedank dich, Brüderchen!«
    Mittlerweile war Miriam bei ihnen abgeliefert worden,
und Blanche hatte ihr großzügig Platz neben sich auf
ihrem Damastkissen eingeräumt. Zahi mochte gar nicht
hinschauen.
    Inzwischen waren die letzten Frauen über die Bühne
getrieben worden, und man setzte die mehrfach
unterbrochene Versteigerung der Männer fort, so jetzt
auch die der Deutschen. Der Hafside hatte kein besonderes
Interesse an ihnen, er begab sich von seinem erhöhten Sitz
hinunter, weil er endlich Blanche aus der Nähe sehen
wollte und dabei auch ein Auge auf die Jüdin zu werfen
gedachte, bevor er sie seinem Gast Ezer Melchsedek zum
Geschenk machte. Er wählte aus seinen Kisten zwei
kostbare Gewänder für die Mädchen aus und schickte
seine Bediensten vorweg, um sie ordentlich zu kleiden.
Doch Blanche hatte weder Augen noch Ohren für ihren
neuen Besitzer, denn die neben ihr lagernde Miriam hatte
in der Reihe der angetretenen Deutschen ›Armin‹
entdeckt. Die Styrum wirkte ziemlich verloren in dem
ohnehin schon verlorenen Haufen der jungen Männer und
Knaben. Hastig tuschelnd enthüllte Miriam das
verborgene Geschlecht ›Armins‹. Blanche begriff sofort.
In ihrer Unbefangenheit zupfte sie den Hafsiden am Ärmel
und zog ihn zu sich hinunter.
    »Bitte kauft sie!« flüsterte sie ihm vertrauensvoll zu, sich
schnell verbessernd -»ihn, den da!« auf die hagere Styrum
zeigend.
    Solch Verlangen verwirrte selbst den Hafsiden. »Bin ich
Euch nicht

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