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Das Kreuz der Kinder

Das Kreuz der Kinder

Titel: Das Kreuz der Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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offen erklären, daß der am Kreuz
gestorbene Dieb, der einzige und liebste treue Gefährte
ihrer Jugend gewesen und daß sie ihn als solchen stets in
Erinnerung behalten werde.«
    Er verneigte sich vor Blanche und vor Abdal, der jetzt
hinter seine Sajidda getreten war.
Miriam ergriff das Wort. »Es zeugte von der Größe
unseres Freundes Abdal –.«, wandte sie sich dem Emir
und Rik zu, »daß, als er hörte, Daniel, der gerade zum
Verkauf stand, sei der Bruder des Étienne, sich sofort
erbot, ihn freizulösen –.«
»Dazu kam es aber nicht!«
Alekos mischte sich ein. »Ezer Melchsedek verlangte
vom Hafsiden, sich erkenntlich zeigen zu dürfen, indem er
das übernehme. In seinem Eifer kaufte er jedoch mich frei,
der neben Daniel in der Schlange stand. Es bedurfte eines
Machtworts des Hafsiden, bis endlich auch Daniel – statt
des drohenden Loses eines Galeerensklaven – die
Tätigkeit eines ›Mussa’ad‹ aufnehmen konnte.«
»Das eines Schreibsklaven!« fauchte Daniel von seinem
Pult her, »– der sich die Finger wund –.«
In das einsetzende Gelächter der Versammelten, das
auch die enorme Anspannung aller löste, dröhnte der Baß
des Hafsiden. »Das hat ja nun ein Ende.«
Er wandte sich an Rik und den Emir: »Mit dem Ergebnis
könnt Ihr allemal –.«
Er brach ab, weil ihm Kazar Al-Mansur durch
energisches Kopfschütteln andeutete, den Plan nicht hier
vor allen zu erörtern.
Die Styrum, die sich bislang bemerkenswerterweise
zurückgehalten hatte, nutzte die Gelegenheit, in die
Richtung des Chronisten Alekos zu verkünden: »Etwas
anders, als Ihr es mit Eurer Häme darzustellen beliebtet«,
sagte sie maliziös, »nimmt sich die Wahrheit aus, daß
nämlich mein Hadj Zahi Ibrahim, auch nach Verlust des
zugegebenermaßen häßlichen Zahns, sich als ein tief
gütiger und weiser Mensch erwies, der mir ein
verständnisvoller Lebensgefährte wurde und bald darauf
die Nachfolge seines verehrten Bruders mit Würde antrat.«
»Auch dem ist nichts hinzuzusetzen«, sprach der Hafside
und drängte resolut den Emir und Rik aus dem Saal der
Bücher.
    Schon am nächsten Tag stach das Flagschiff des Hafsiden
in See. Mit reichem Gepäck und noch reicheren
Geschenken gingen der junge Karim und sein Murabbi
Rik van de Bovenkamp an Bord. Der besorgte Vater
begleitete seinen Sohn bis an den Hafenkai und trug ihm
zum wiederholten Mal auf, nicht zu vergessen, daß und
wie er den Großonkel zu grüßen und seine Ergebenheit
zum Ausdruck zu bringen habe. Timdal, der sich als
Leibdiener zur Verfügung gestellt hatte, konnte sich ein
Grinsen nicht verkneifen, was Karim erleichtert aufnahm.
Rik war mit dem Einrichten der Unterkünfte vollauf
beschäftigt, zumal auch Miriam auf diesem Schiff die
Heimreise wieder antrat. Der Hafside schritt wie ein
verantwortungsvoller Kapitän das Schiff ab und
überzeugte sich selbst vom einwandfreien Zustand der
Takelage, der Taue und des Segeltuchs.
    Da trat Timdal zum Emir und verbeugte sich: »Ich weiß,
werter Herr«, sprach er fast feierlich, »was Euch noch am
rechten Abschluß der Chronik mangelt und was für Euer
Leben gerade diese Ereignisse bedeuten. Ich habe mir
erlaubt, sie Euch aufzuzeichnen.«
    Er übergab Kazar Al-Mansur eine in Leder gebundene
Mappe.
Der Hafside, der hinzugetreten war, runzelte die Stirn.
»Ich dachte, Ihr könntet nicht schreiben?!«
Der Mohr griente. »Ach, Herr Abdal, man muß sich ja
das Leben nicht unnötig erschweren!«
Mit einem flinken Satz an Deck brachte er sich in
Sicherheit. Die Herren lachten.
Der Emir umarmte ein letztes Mal seinen Sohn und dann
– sehr lange – Rik. Er sagte nichts, nur der Druck seiner
Arme beschwor den Freund, auf Karim achtzugeben.
Doch Abdal verstand.
»Wie gering achtet Ihr mein Wort, Kazar Al-Mansur«,
spöttelte der Hafside, »daß Ihr Euch nicht fest darauf
verlaßt?!«
Beschämt ließ der Emir von Rik ab und küßte Abdal auf
beide Wangen. Dann gab er das Zeichen, die Taue zu
lösen. Kurz darauf passierte das große Schiff die schmale
Hafeneinfahrt von Mahdia. Draußen, vor den Felsen,
wartete schon die Flotte des Hafsiden. Sie würde das
Schiff weit über die Große Syrte hinaus begleiten, bis es in
den Machtbereich des Sultans von Ägypten eintrat, dessen
Banner Abdal schon gehißt hatte. Kazar Al-Mansur stand
mit all den anderen, die sich zur Verabschiedung auf den
Zinnen der Mauer eingefunden hatten, und schaute ihm
nach, bis es am Horizont gen Osten Richtung

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