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Das Kreuz der Kinder

Das Kreuz der Kinder

Titel: Das Kreuz der Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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emporgehoben wird.«
    Timdal dankte es ihm mit einer übertrieben tiefen
Verbeugung, wobei ihm der Schalk aus den gesenkten
Augen sprühte.

aus der Niederschrift von Mahdia
Die Schwester des Inquisitors
Bericht des Mohren
    Der Chevalier Armand de Treizeguet, der bislang nur
einfallsreichen Hirtenknaben und törichten Deutschen als
›Sankt Georg‹ erschienen ist, führt die beiden Freunde Rik
und Oliver aus dem Wald von Farlot heraus, als sie ihn
kleinmütig verzagt fragen, wie weit es noch bis Reims sei.
Er schenkt den armen Burschen eines seiner Saumpferde –
das sie abwechselnd oder zu zweit nutzen könnten, sonst
würden sie ihr Ziel in diesem Jahr kaum noch erreichen –
und verspricht auch, dem verletzten Capitán Hilfe zu
bringen, er wisse, wo er den Glatzkopf zu suchen habe,
der jetzt als Kreuzspinne getarnt auf einem Ast hocke. Das
verwundert die braven Söldner sehr – offensichtlich
besitzen auch die höheren Stände des Orléanais die Gabe
eindringlicher Vision oder ist es doch der heilige Georg?
Der Chevalier empfiehlt ihnen, sich nach den Sternen zu
richten, so könnten sie – vom Orion die Achse des
Fuhrmanns verlängert, so daß Capella zur Linken und
rechter Hand Perseus blinkt – die Richtung gen Reims
nicht verfehlen, man erkenne die Stadt schon von weitem
an den hochaufragenden Gerüsten der Bauhütten, die dort
die Kathedrale errichten.
    In der nächtlichen Stadt Bordàs, die Rik und sein
Compán Oliver nie zu Gesicht bekamen, brennen die
Häuser, an der Ulme baumeln die Gehängten, die Bevölkerung hat sich verkrochen oder ist geflüchtet. Die
siegreichen Söldner sind abgezogen mitsamt ihrer Beute.
Im Weinkeller des Burgherrn von Bordàs, der einzige Ort,
dessen Plünderung der Inquisitor verhindern konnte, findet
ein Gespräch zwischen Marie und Gilbert de Rochefort
über die Phantasien des Hirtenjungen Stephan statt. Den
hat man nach dem Verhör hinausgeschickt, damit er in der
verwüsteten Küche warte, beaufsichtigt von Luc de
Comminges, dem jungen Gehilfen des Inquisitors. Gilbert
interessieren die Spinnereien Stephans über die ihm
widerfahrenen Erscheinungen von Jesus und Sankt Georg
wenig, bemerkenswert hingegen findet er die Idee eines
Massenaufbruchs von Jugendlichen ins Heilige Land – für
geradezu löblich, angesichts der zügellos umherstreifenden Horden, die im Gefolge der Söldnerheere das
Land verunzieren, verschmutzen.
    »Elternlose als Folge eurer Ketzerkriege!« hält ihm seine
Schwester vehement entgegen. »Ein Brandstifter, der sich
als der große Extinctor feiern lassen will!«
    Der Inquisitor, der sich schon als Legat eines
zukünftigen Kreuzzugs sieht, ist die Ausfälle seiner
Schwester gegenüber seiner Tätigkeit im Dienst der
Kirche gewohnt. Trocken hält er der schönen Hofdame
vor, daß sie nichts anderes in ihrem begrenzten Sinne
habe, als kleine Mädchen zu sammeln, um das Kloster
damit zu füllen, welches sie in Rochefort als Alterssitz
errichten wolle – sie selbst als ehrbare Äbtissin! Marie
reagiert nicht empört, sondern kalt. Gewisse Kreise der
Kurie, die er verträte, seien hingegen darauf aus, die durch
ständige Kriege und Verelendung immer zahlreicheren,
streunenden Kinder zu ›dezimieren‹ – wie häßliche
Ratten! Der Inquisitor lacht sie aus, es ginge der Kirche
nicht um Vernichtung der unruhestiftenden, unnützen
Fresser, sondern darum, den verwahrlosten Nagern ein
nützliches Ziel vorzugeben – warum nicht ›Jerusalem‹!?
Als frei umherschweifende Horden seien sie nichts als
Brutstätten für künftige Kirchendiebe, gottlose Ketzerei
und noch Schlimmeres! Stephan wäre als Initiator eines
solchen Zuges – er sagt ›Rattenfänger‹ – viel wichtiger als
ein Waisenkind mehr in Rochefort oder sonstwo! Marie
gibt keineswegs klein bei.
    »Lasset die Kindlein zu mir kommen!« höhnt sie. Das
müsse dann wohl der Versucher gesagt haben – oder einer,
der begierig nach dem roten Kardinalshut strebe.
Ansonsten sei ein solch verantwortungsloses Hirngespinst
nicht zu erklären!
    Währenddessen sind im Vorraum auch Luc und Stephan
mühsam ins Gespräch gekommen. Der kleine
Domenikaner hockt oben auf der Leiter, von wo aus man
die saftigen Schinken in der Rauchkammer mit der Hand
erreichen kann. Stephan hält die Leiter bereitwillig fest,
doch Luc gelingt es nicht, auch nur eine der
fettglänzenden Schweinskeulen zu erhaschen. Der
Hirtenjunge ist der einzige, der von all den

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