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Das Kreuz der Kinder

Das Kreuz der Kinder

Titel: Das Kreuz der Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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treibendes Holz drängt zu den
Flüssen, bis wir ein einziges riesiges Floß bilden, das
keiner mehr aufzuhalten vermag! Dann müssen sie uns
ziehen lassen!«
    »Und wohin?!« ruft eine Stimme. Es ist die von Armin,
doch sie geht in dem begeisterten Gegröle unter.
»Laßt uns Jesus Christus folgen!« schreit ein anderer.
»Wir sind sein Volk! Herr, errette uns, führ uns Deinen
Weg!«
Sie springen auf Tische und Bänke, fallen einander in
die Arme, tanzen und singen. Sie lassen Niklas, ihren
›Scharer‹, hochleben, sie greifen nach ihm und stemmen
ihn in die Höhe, tragen ihn auf den Schultern. Es gelingt
ihm nicht mehr, sich noch Gehör zu verschaffen, er kann
nur mit den Armen herumfuchteln, was ihren Taumel zur
Raserei anschwellen läßt.
»Scharer befiehl, wir folgen dir!« brüllen sie sich
gegenseitig an.
›Armin‹ von Styrum gibt seinen Leuten ein Zeichen, und
unauffällig verlassen sie den ›Schwarzen Bock‹.
    »Sorgt doch mal dafür«, wandte sich Daniel, der
Mussa’ad, vertraulich an Rik, als Irm die Bibliothek zu
Mahdia kurz verlassen hatte, »daß Euer Freund und Emir
die herrische Dame zu einem längeren Rundgang einlädt,
Besichtigung der Festungsanlagen..«
    Daniel druckste herum, »… denn die von ›Armin‹ so
glatt wie geschliffen vorgetragene Eifellegende mag ich so
nicht hinnehmen schon um der Wahrhaftigkeit willen, der
wir doch alle verpflichtet sind!«
    Rik schluckte, um dann ein nachsichtiges Lächeln
aufzusetzen. »Ich befürchte nur, daß Kazar Al-Mansur von
der Vorstellung entsetzt sein könnte, allein mit einer Frau
zusammen zu sein, von der er nicht sicher weiß, ob sie
nicht doch ein Mann ist.«
    »Beschwört ihn,« – Daniel ließ nicht locker – »der
Wahrheitsfindung dieses kleine Opfer zu bringen. ›Armin‹
macht nicht den Eindruck, als würde sie ihm an die
Leibwäsche gehen…« – der Secretarius erlaubte sich ein
anzügliches Grinsen – »eher schon Euch, Rik, wenn ich an
die Abende auf Burg Styrum erinnern darf.«
    Riks Lächeln verschwand. »Ah!« seufzte er ergeben.
»Daher weht der Wind! Das ›kleine Opfer‹ bin also ich,
Erpresser!«
    Daniel tat so, als senke er betrübt das Haupt, dabei blieb
er unerbittlich.
Rik sandte dem Emir ein paar Zeilen, im Gespräch
mochte er ihm das Ansinnen nicht unterbreiten. Daniel,
der Mussa’ad, zögerte den Beginn der Niederschrift
hinaus, als wolle er erst sichergehen, daß sie ungestört
blieben.
»Ihr mögt Euch entsinnen – oder auch nicht –, daß, als
mir die Ehre widerfuhr, von Euch und Eurem Freund
Oliver von Arlon auf Burg Styrum eingeführt zu werden,
die Burgherrin Irmgard bereits in höchsten Tönen –.«
»›Armin‹ war stets um eine tiefe Stimmlage bemüht!«
stellte Rik richtig, immer noch unwillig, doch Daniel
überging den Einwand, »– sich geradezu vor Begeisterung
überschlagend von diesem Sohn eines Kesselflickers
schwärmte…«
»Ich erinnere mich nur, daß sie, die Olivers Cousine war,
uns zu überreden versuchte, diesen Niklas anzuhören, nur
einmal sollten wir den Worten des Gottgesandten
lauschen, dann würden auch wir in seinen Bann gezogen –

Rik lachte ob dieser Vorstellung, aber es klang wenig
überzeugend. »Weder Oliver noch ich leisteten der
Einladung Folge!« stellte er befriedigt fest.
Daniel hatte sich kaum Notizen gemacht, übernahm aber
jetzt selbst die ins Stocken geratene Erzählung.

aus der Niederschrift von Mahdia
Niklas der Scharer
Bericht des Daniel
    Da die Herren Oliver von Arlon und Rik van de
Bovenkamp, die edlen Ritter, der Dame das Geleit
verweigern, hält sich das Fräulein von Styrum an den
›Legatus Domini‹ aus Paris – so hat sich der Meßdiener
von Saint-Denis gleich bei der Ankunft eingeführt.
Immerhin verfügt er über eine hochherrschaftliche
Kutsche samt Pferdeknechten! Erstaunt erlebt Daniel die
Verwandlung Irms in ›Armin‹ mit, kaum daß er den
Vorschlag akzeptiert hat, die Herrin der Burg ohne jedes
Gefolge in eine armselige Spelunke zu geleiten, wo das
gemeine Volk verkehrt. Daniel verspricht sich von diesem
Besuch nichts, andererseits nagt an ihm sein schlechtes
Gewissen, untätig auf Styrum zu hocken, anstatt nach
Köln weiterzureisen, so wie sein Auftrag lautet. Über die
Erfüllung seiner Mission, die Botschaft eines ›Kreuzzuges
der Kinder‹ an den Rhein zu tragen, hat er sich weder
Gedanken gemacht, noch besitzt er die geringste
Vorstellung davon, wie er – der einfache

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