Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Kreuz der Kinder

Das Kreuz der Kinder

Titel: Das Kreuz der Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
Vom Netzwerk:
wollte, um Styrum in seinen Besitz zu
bringen!«
Daniel fügt sich dem Willen von Irm und kehrt mit ihr
zur Burg zurück. Sie finden Rik und Oliver noch wach,
weil diese sich Sorgen gemacht haben, Sorgen, die jetzt
beim nächtlichen Umtrunk sich in helles Gelächter
auflösen, als Irm den Auftritt Ripkes zum Besten gibt. Die
beiden Ritter erkennen sofort in der Figur ihren ›Capitan‹
wieder, der offensichtlich den Wald von Farlot überlebt
hat und jetzt aus wütenden Bauern und aufgebrachtem
Landadel wilde Sarazenen und perfide Heiden knetet, sich
selbst als großer Kriegsheld und Märtyrer des Glaubens
verkauft!
Doch so sehr sie auch über ihren plumpen Söldnerführer
lästern, in Daniels Hirn hat sich längst die Idee
festgefressen, daß – anders als der grobschlächtige Ripke
– der fanatische Niklas genau sein Mann ist! Er wird ihn
aufsuchen, sich an ihn hängen und ihn nach Köln
dirigieren, so wie es die Vorsehung bestimmt hat. Er darf
hier, auf Styrum, nicht länger seine wichtige Mission
vertrödeln, mit diesem Fräulein Irm, die lieber ein Armin
wäre, mit Oliver, der von seiner Berufung zum medicus träumt, und Rik, der sein törichtes Herz auf einer
brennenden Burg verloren hat und immer noch an jenem
Burgfräulein hängt.
Am nächsten Morgen bricht Daniel auf. »Mich deucht«,
verrät er Rik beiläufig beim Abschied, »ich habe Eure
Melusine in Paris kennengelernt, in Gesellschaft meines
mißratenen Bruders Étienne und dessen leichtlebiger
Gefährtin namens Blanche… Sie waren im Begriff nach
Marseille aufzubrechen –.«
Wenn bislang keine Gewissensbisse den entlaufenen
Meßdiener plagten, so hat er jetzt wenigstens Angst um
seines Leibes Unversehrtheit auszustehen, denn Rik
springt ihm an die Gurgel und schüttelt ihn heftig wie
einen jungen Hund, der seine Notdurft auf dem Teppich
verrichtet hat. »Das hast du die ganze Zeit über gewußt!«
brüllt Rik ihn an, mit solcher Heftigkeit den Schmerz
übertönend, den Daniel ihm zugefügt. »In Paris, selbst
noch auf Rochefort wäre Zeit gewesen, ein solches
Unglück aufzuhalten, Melusine vor diesem
Wahnsinnsunterfangen zu bewahren!«
Oliver fällt seinem Freund in den Arm, der läßt den
erschrockenen Meßdiener fallen wie einen nassen Sack.
»Warum?« keucht er. »Warum nur, hast du geschwiegen,
mich hintergangen, mein Glück zerstört?«
»Weil ich Eure Begleitung auf dieser Reise nicht missen
wollte!«
Trotzig bekennt sich Daniel zu seiner Eigensucht, ja er
beruft sich auf seinen ›höheren‹ Auftrag. »Es war Gottes
Wille, daß die Kinder von Saint-Denis dem erleuchteten
Stephan folgen sollten, für den er in Marseille sogar das
Meer teilen wird«, trumpft Daniel auf. »Gottes Wille
führte mich zu diesem Niklas, der ebenfalls Großes
vollbringen wird – Ihr, Rik, seid nur sein Werkzeug und
habt kein Recht, Gott in die Hand zu fallen, um irdischer
Liebschaft willen –.«
Daniel rettet sich mit einem Sprung in die Kutsche,
bevor Rik ihm in die Eier treten kann, und diesmal geht
Oliver nicht dazwischen.
»Verlogen wie alle Pfaffen!« schickt er dem Enteilenden
hinterher. Daniels Kutsche entschwindet von Styrum,
wohl auf dem Weg nach Köln. »Ich hatte immer noch
gehofft –.«, seufzt Rik, als Oliver ihm beschwichtigend
die Hand auf die Schulter legt, »jetzt werd’ ich sie niemals
wiedersehen!«
»Ein wahrhaft Liebender gibt nicht auf!« sagt da die
knochige Irm, als ›Armin‹ in Lederwams und hohen
Schaftstiefeln. Tränen stehen ihr in den Augen. »Mich seht
Ihr zur Reise bereit, Rik, warum ziehen wir nicht los, in
den Süden, nach Marseille?«
Sie sieht, daß Rik ihr nicht widerspricht. »So schnell teilt
sich das Meer nicht!« stachelt sie den Verliebten an, ohne
auf die gerunzelte Stirn ihres Cousins Oliver zu achten.
Dieser Rik gefällt ihr ausnehmend gut, ein Mann, der
Gefühle zeigt, und auf einer so langen Reise kann man
sich schließlich näherkommen.
Rik lächelt ihr dankbar zu.
    Mitten in der Nacht kam überraschend Timdal zurück. Der
kleine Mohr grinste verschmitzt, als der Emir ihn wieder
in die Bibliothek schob. Rik kam nicht dazu, ihn
auszufragen, weil Kazar Al-Mansur unvermittelt das Wort
an Daniel richtete.
    »Ich bin erschüttert, zutiefst erschrocken – und auch
bekümmert«, sprach der Emir, mühsam beherrscht – Rik
fühlte sich sogleich übergangen –, »über alles, was ich
bisher lesen mußte! Welche Krankheit –.« er suchte nach
dem richtigen

Weitere Kostenlose Bücher