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Das Kreuz der Kinder

Das Kreuz der Kinder

Titel: Das Kreuz der Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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und führt zu weit entlegeneren
Alpenpässen als diejenigen, die sich für den Weitermarsch
der jugendlichen Kreuzzügler anbieten. Der gute Bischof
Leuthold hat alles zu ihrer Bewirtung vorbereitet, aber die
feinen Rittersleut sitzen natürlich als erste an den
reichgedeckten Tischen. Sie lagern längst vollgefressen
jenseits des Flusses, wo sie abwarten, wohin der
Haupthaufen sich wendet. Die Adelssprößlinge stellen
zwar nicht einmal den zehnten Teil aller Gottesstreiter dar,
aber sie haben bislang das Rückgrat des Zuges gebildet.
Jetzt wählen sie Oliver von Arlon als ihren Sprecher, und
nichts ist Karl Ripke willkommener, als diesen Kerl, der
sich getraut hat, die Hand gegen ihn zu erheben, auf diese
Weise loszuwerden.
    Rik van de Bovenkamp richtet sich natürlich nach
seinem Freund, aber zum Erstaunen aller erklärt ›Armin‹
von Styrum, er billige die ebenso elitäre wie selbstsüchtige
Haltung der anderen Ritter keineswegs, sein Platz sei an
der Seite der Armen und Bedürftigen! Daniel wäre zwar
gern als Feldkaplan mit den Adeligen gezogen, aber
schließlich hat er seinen Auftrag zu erfüllen. Also harrt er
aus auf seinem Platz an der Seite des ›Heilers‹, schon um
diesen nicht kampflos zugunsten Ripkes zu räumen. Die
›Abtrünnigen‹, wie Niklas sie schilt, sind bereits am
nächsten Morgen verschwunden, nachdem bekannt
geworden ist, daß der Obrist den Weg entlang der Seen
gen Süden nehmen wolle.
    Der Majordomus des Emirs hatte sich persönlich in den
›Palast des Prinzen‹ aufgemacht, den Rik wie auch ›die
Gäste‹ bewohnten, um den Erzieher zu ungewöhnlich
früher Stunde zu wecken.
    »Mein Herr wünscht Euch zu sprechen, bevor Ihr Euch
zu den anderen in die Bibliothek begebt.«
Rik erhob sich, begab sich in den Hamam und ließ die
erfrischende Prozedur des Dampfbades über sich ergehen,
die er mit einem abschließenden Sprung in das
Kaltwasserbecken verkürzte. Er gedachte nicht, sich aus
der Ruhe bringen zu lassen, aber er wollte Kazar AlMansur auch nicht reizen.
Der Emir empfing ihn auf seinem Altan, er war gereizt.
Anscheinend hatte er den größten Teil der Nacht damit
verbracht, das zuletzt Geschriebene zu lesen.
»Immer nur noch die Deutschen!« maulte er sogleich
nach dem Austausch der Begrüßungsfloskeln und setzte
knurrend hinzu: »Melusine war Französin!«
Rik wollte erst verärgert reagieren, jetzt lachte er: »Das
hättet Ihr Eurem Weibe als Tochter Okzitaniens nicht
anhängen dürfen, Kazar Al-Mansur, wütend wäre sie
Euch…«
»Sie war so herrlich, wenn ihre Augen vor Wut
funkelten!« schwärmte der Emir unvermittelt. »Ich
wünschte, ich könnte es der wilden Verteidigerin von
Hautpoul unbedacht noch einmal ins Gesicht sagen: ›Ma
belle Franςaise‹!«
Von diesem Herzensaufruhr übermannt umarmte er Rik
– die Vorwürfe, die er ihm machen wollte, hatte er bereits
vergessen.
Nicht Rik: »Ich kann nur über das berichten, was mir
widerfahren –.«, brachte er das Gespräch wieder zum
Ausgangspunkt zurück. »Es sei denn, Ihr achtet mein
Schicksal als gering« – mit wenig Geschick spielte er den
Beleidigten – »führte es mich doch in Euer Haus!«
Der Emir beobachtet den Freund amüsiert, »Du wolltest
mir sicher gerade mitteilen, daß du Deutschland heute
nicht mehr betreten willst –?«
Rik kannte das Spiel.
»Ich war im Begriff, Timdal wieder das Wort zu
überlassen, denn ich weiß, der freche Mohr ist Euer
Mann!«
Kazar schmunzelte, gab sich versöhnlich. »Wir hätten
diese Madame Blanche hier behalten sollen –.«, seufzte er,
doch Rik wußte ihn zu trösten.
»Mit der Überlassung ihres Secretarius hat sie uns den
größeren Dienst erwiesen!«
Das überzeugte auch den Emir. »Dieser stille Daniel ist
das Gewicht seines schmächtigen Körpers in Gold wert,
als Schreiber und Zeuge, nur befand er sich leider – ohne
Euer Verschulden, lieber Freund – auf der falschen Seite
dieses Rhoneflusses –.«
»Ihr meint zwar den Rhein«, klärte ihn Rik auf, »aber
wir verlassen jetzt das Land der Schwaben und kehren in
das der Franken zurück –.«
Der Emir zuckte mit den Wimpern. »Ihr sprecht von
Burgund?« verbesserte er trocken. »Doch um noch bei
euch Deutschen zu bleiben, erklärt mir bitte euer
verkrampftes Verhältnis zu Armut und Reichtum, das
beides euch eine Schande deucht?«
Als Rik keine Antwort fand, ging der Emir einen Schritt
weiter. »Euch fehlen die Sklaven, das macht den Umgang
Eurer

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