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Das Kreuz der Kinder

Das Kreuz der Kinder

Titel: Das Kreuz der Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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sehen
und daß er sich wieder nach Rom begeben wolle.«
Irm half nach. »Er versicherte uns glaubwürdig – Rik hat
es jedenfalls geglaubt –, daß die kleinen Französinnen von
Saint-Denis schon Marseille erreicht haben müßten, sich
wahrscheinlich bereits auf ihrem Weg durch das ›geteilte
Meer‹ befänden.«
Irm genoß es, Tonfall und Sarkasmus des Monsignore
nachzuahmen. »Rik sollte sich lieber dem ›deutschen
Kreuzzug‹ anschließen, der gerade rheinaufwärts ziehe.«
»Ja«, druckste der Betroffene, »so könnten wir nach
Genua gelangen – oder einem anderen italienischen
Mittelmeerhafen«, fügte er fast entschuldigend hinzu.
»Der Herr Inquisitor sagte auch, er könne uns in Pisa ein
Schiff bereitstellen –.«
Rik war nicht wohl bei dieser Schilderung, Irm nahm
darauf keine Rücksicht.
»Rik ließ sich von dem aalglatten Kirchenmann
überzeugen, Oliver war auf jedes Abenteuer aus – und mir
war alles egal. Also wandten wir uns durch die Pfalz gen
Osten.«
»– und traft den ›Kreuzzug der Deutschen‹ in heller
Aufruhr«, übernahm jetzt der Secretarius wieder das Heft
und tauchte seinen Federkiel mit neugewonnener Energie
ins Tintenfaß.

aus der Niederschrift von Mahdia
Ripke die Ratte
Bericht des Daniel
    Der Bischof der Stadt Speyer, der berühmte Konrad von
Scharfenberg, will seinem Mainzer Oberhirten an Härte in
nichts nachstehen – auch pflegt er seine Juden selbst zu
schröpfen. Die inzwischen forscher auftretenden
Leibgardisten werden von ihm arg mißhandelt, als sie dem
Herrn Bischof mit ihren Forderungen kommen und auch
noch frech werden. Dem Ungebärdigsten läßt er die Nase
abschneiden, zwei anderen die Ohren. ›Zur Warnung‹ und
›dem Heiler zum Spott!‹ derart verstümmelt schickt er den
Fouragetrupp zurück zum Kreuzzug. Karl Ripke – außer
sich – schreit nach sofortiger Rache, Niklas ist auch gleich
bereit, ein Exempel zu statuieren, doch Daniel bringt ihn
davon ab.
    »Die Stadt ist gewarnt und gut befestigt. Wir würden uns
nur weitere blutige Nasen holen!«
Also lassen sie die Mauern von Speyer links liegen und
marschieren weiter – mit knurrenden Mägen und einer
großen Wut im Bauch. Schnell kocht der Zorn hoch, die
Unterführer und sämtliche Leibgardisten lassen Niklas
lautstark wissen, daß die nächste Judenstadt – und das ist
Worms – keine Schonung mehr erwarten solle. Eine
Revolte kündigt sich an. Karl Ripke, der Obrist, steht zwar
›besorgt‹ hinter seinem Herrn, heimlich schürt er aber den
Aufstand an den Lagerfeuern der Unzufriedenen und
Aufsässigen.
Da immer mehr junge Adelige zu dem Kreuzzug stoßen
– darunter jetzt auch die Ritter Rik van de Bovenkamp,
Oliver von Arlon und das Burgfräulein Irmgard von
Styrum – und die meisten von ihnen Pferd und Rüstung,
oft auch bewaffnete Knechte mitgebracht haben, fügt sich
auch der ›Legatus Domini‹ dem Druck und setzt sich mit
Karl Ripke und Niklas zusammen.
Daniels Plan ist, Worms in Sicherheit zu wiegen, kleine,
unscheinbare Trupps – die Krüppel und Gebrechlichen
würden sich gut zur Tarnung eignen – in die Stadt
einzuschleusen, sie in der Nähe der Tore nächtigen zu
lassen und die Wachen im Morgengrauen zu überwältigen,
während von Karl Ripke ausgesuchte Gardisten sich im
Schutz der Dunkelheit anschleichen, und dann durch die
geöffneten Tore -
    »Halt!« rief Irm. »So lief das nicht!«
»Ich weiß«, sagte zerknirscht der Secretarius, man hätte
    aber auch denken können, es täte ihm immer noch leid.
»Die blöde Dörte, die zu den Eingeschleusten gehörte, ließ
sich von Randulf in die nächste Kirche zur Beichte führen
–.«
    Irm kannte die Geschichte. »Der Priester meldete sein
ihm anvertrautes Wissen nicht etwa den Wachen des
Bischofs, sondern trommelte seine Gemeinde zusammen.
Die braven Christen beschlossen, mit den Kreuzzüglern
gemeinsame Sache zu machen…«
    Daniel legte Wert auf den genauen Hergang der
Ereignisse.
»… und ihnen die Juden auszuliefern.«
Versuchte er noch nachträglich sein Gewissen zu
reinigen? Seine bisherige Haltung sprach gegen den
tüchtigen Secretarius, der auch ungerührt fortfuhr: »Als
Ripke und seine Gardisten durch die geöffneten Tore
schlüpften, wurden sie in aller Stille von mit Knüppeln
bewaffneten Christen in Empfang genommen, die sie zu
den Häusern der Juden führten.«
Rik sah sich genötigt, sein Verhalten in jener Nacht
klarzustellen. »Als Oliver und ich als eine der

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