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Das Kreuz der Kinder

Das Kreuz der Kinder

Titel: Das Kreuz der Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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Gottes Willen auf
Erden durchzusetzen. Nur, wenn Friedrich die deutsche
Königskrone erringt, wird die ›terra sancta‹ samt
Jerusalem gerettet werden vor den Ungläubigen!«
    Dem Bischof ist es auf Anhieb gelungen, seine jugendlichen Zuhörer in den Bann zu schlagen, sie hängen an
seinen Lippen. »Vergeßt Euer törichtes, ja vermessenes
Unterfangen und gesellt Euch – als ›Ritter der Ersten
Stunde‹ zu König Friedrich von Sizilien, dem jetzt zu
Konstanz auch die Insignien des Deutschen Reiches
winken!«
    Herr Walther sieht, daß er gewonnenes Spiel hat. »Steht
dem Staufer bei, Ihr Söhne Schwabens, auf daß er dem
Welfen Otto, diesem Kaiser ohne Fortune, das Zepter aus
der Hand windet – es wird Euer Schade nicht sein! Und
was Jerusalem anbelangt, hat Herr Friedrich dem Papst
geschworen, daß er selbst einen gewaltigen Kreuzzug
dahin führen wird. Da seid Ihr dann dabei, als des neuen
Kaisers hochgeschätzte Paladine –.«
    Der Bischof vermerkt mit Befriedigung, daß die ersten
schon ihre Pferde wenden. »Stürmt ihm nach!« ruft er mit
Emphase. »Auf nach Konstanz! Es geht um Krone und
Thron!«
    Da hält es die Burschen aus Schwaben nicht länger, sie
schlagen sich lachend auf die Schultern. »Das ist ein Ziel
nach unserem Sinne!« brüllen sie begeistert. »Handfest,
voller Ruhm und reichen Lohn! Hussah!«
    Und schon galoppieren sie dem ›Königsritt‹ des jungen
Friedrich hinterher, damit sie an seiner Seite die hohe Ehr
gewinnen! Nur die beiden Franken hat keiner
aufgefordert; Oliver und Rik bleiben zurück, unter dem
mitleidigen Blick des Bischofs und seines Gefolges, die
jetzt nach Chur hinein heimreiten.
    Die Freunde setzen ihren Ritt an der Stadt vorbei gen
Süden fort. Ihnen hatte – trotz der dringlichen
Aufforderung – der Sinn nicht im geringsten danach
gestanden, sich in die ewigen Auseinandersetzungen
zwischen den schwäbischen Staufern und den sächsischen
Welfen hineinziehen zu lassen. Rik will seinen Traum
nicht aufgeben, die entschwundene Melusine de Cailhac
doch noch an den Gestaden des Mittelmeeres
wiederzufinden, und Oliver wünscht alles andere, als sich
als ›Paladin‹ für irgendeinen Herrscher zu schlagen: Er
will Arzt werden – und zwar ein berühmter! Und die
großen doctores lehrten allesamt im Süden, von der
Schule zu Salern bis an den Hof von Palermo.
    »Vielleicht hättet Ihr doch die Freundschaft des jungen
Friedrich suchen sollen?!« bemerkt Rik im Weiterreiten zu
seinem Gefährten. »Er hätte Euch die Türen zur
›Universitas medicinae‹ öffnen können!«
    Oliver lächelt versonnen. »Entscheidend bei der
Berufung zum Arzt ist nicht die ›Empfehlung‹ von
höchster Stelle, sondern allein Begabung, Fleiß und
Wille!«
    Offen sieht er Rik an. »So, wie Ihr nie Dombaumeister
werdet, denn Euer Verliebtsein und Euer Träumen hindern
Euch am zielstrebigen Durchsetzen Eures Knabenwunsches.«
    Um nicht betroffen zu wirken, gibt Rik dem Freund
lachend zurück: »Wenn das als Zauberspruch seine
Wirkung entfaltet, dann sollt Ihr, Oliver, nie eine Frau
finden, die Ihr glücklich machen könnt!«
    Oliver stößt das Zeichen des Hornes erschrocken gegen
Rik, zieht es dann vor, in dessen Lachen einzufallen, kratzt
sich aber doch abergläubisch am Gemächte. Beim
Passieren von Tiefencastel warnt sie der Burgvogt vor
dem Septimer-Paß, den Friedrich aus Italien
hergekommen, dort sei in der Nacht Schnee gefallen. Sie
sollten lieber den Umweg über den tiefer gelegenen Julier
nehmen.
    Oliver grinst Rik an. »Nachdem Ihr mir schon die Eier
verhext habt, kann ich sie mir auch abfrieren: Ich geh den
kürzesten Weg!«
    »Mir kann keine Gewalt der Natur etwas anhaben«,
antwortet Rik ernsthaft, »denn sowohl für die berufliche
Enttäuschung als auch für die Nichterfüllung meines
Liebestraums, muß mich der Böse schon am Leben
erhalten, denn wo bliebe sonst die Höllenpein!«
    Bei Bivio schlagen sie also den direkten Weg gen Süden
ein, der nach Überwindung des alten Römerpasses im
Bergeil münden würde. Tatsächlich ist reichlich
Neuschnee gefallen.
    »Im sonnigen Italien –.«, versucht Oliver seinen
Gefährten aufzuheitern, »– dient mein älterer Bruder beim
Bischof Guido von Assisi. Dort können wir dann die
Beine langstrecken, in wohliger Wärme und vom guten
Wein –.«
    Ein Steinschlag geht vor ihnen nieder. Der frische
Schnee birgt überall die Gefahr von Staublawinen, denen
die Unerfahrenen bisher nur

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