Das Kreuz der Kinder
geliebten Frau verdankte. Er hoffte inständig, daß es dem
begabten Griechen auch weiterhin gegeben sein möchte,
an der Seite von Melusine zu verbleiben, nachdem diese
unvernünftigen, irrgeleiteten Christenkinder sich nun unter
irrwitzigen Bedingungen aufs Meer begeben hatten.
Kazar Al-Mansur fieberte dem Fortgang der Geschichte
entgegen. Den nützlichen Mohren Timdal hatte er
zwischen Alekos und Daniel plazieren wollen, doch wie
im wirklichen Leben verweigerte der sich einem festen
Platz, sondern bestand darauf, den Emir und seine Freunde
persönlich zu bedienen. Geschickt wie er war, vermittelte
er auch zwischen Kazar Al-Mansur und seinem Freund
Rik.
»Ich weiß«, scherzte er und bot von seinem Tablett erst
dem Prinzen, dann dem stolzen Vater an, »daß Ihr jetzt am
liebsten mit an Bord jener stinkenden Barke verweilen
würdet, wie unser dichtender Freund Alekos, doch der
Weg nach Mahdia führt auf vielfach verschlungenen
Pfaden ganz wesentlich – mit Rik über Italien und Sizilien
im besonderen!«
Der Emir schmunzelte. »Wer wüßte das nicht besser als
ich –.«
Er schaute zärtlich zu seinem Sohn hinab, der jedoch mit
dem Vertilgen eines klebrigen Törtchens beschäftigt war,
»sah ich sie doch –.« – er verschluckte einen weiteren
Hinweis auf das geliebte Weib, um den Filius nicht auf
das Gesprächsthema aufmerksam zu machen »zum ersten
Mal in den Gewässern Linosas –.«
Rik dankte dem Mohren mit einem Lächeln. »Ich will
Euch entgegenkommen, Kazar Al-Mansur, denn mein
Abstecher nach Assisi ist der Erwähnung kaum wert,
außer daß ich dort meinen Gefährten Oliver von Arlon bei
meiner Ankunft bereits antraf –.«
»Hatte er nicht den Ring?« hakte die aufmerksame
›Armin‹ sofort nach. Rik überging den Einwurf.
»Er machte mir einen recht verschlossenen, wenig
glücklichen Eindruck. Offensichtlich hatte sich Oliver in
das Hoffräulein Elgaine verliebt und litt nun unter der
bitteren Erkenntnis, wessen Frauen fähig sind, wenn sie
ihr Ziel erreichen wollen. Das Ziel war nicht er gewesen,
sondern Friedrich. Welche Rolle der Ring spielte, war
damals weder ihm – geschweige denn mir klar!«
Rik schlürfte nachdenklich den ihm angebotenen
Minztee. »Oliver war derartig niedergeschlagen, daß er
unser gemeinsam geplantes Abenteuer der Reise nach
Jerusalem keinesfalls fortsetzen wollte, er hatte sich
bereits in die Palastgarde des Bischofs aufnehmen lassen –
.«
»Dientet Ihr dort nicht auch?« hinterfragte der naseweise
Timdal. »Dieser Franz von Assisi hatte es Euch doch
angetan?«
Rik lächelte. »Dem Vorbild des ›Armen Bruders‹, wie er
sich gern nannte, wollten wir beide nicht nacheifern, noch
uns dem Wohl von Bettlern und Leprösen verschreiben.
Zumindest mir lag daran, so schnell wie möglich meine
Fahrt fortzusetzen – hatte ich doch noch immer ein Ziel
vor den Augen –.«
Sein Blick suchte über Karim hinweg den des Emirs, der
seinem Vertrauten verständig zunickte. »Der Bischof lobte
mein Verlangen, das Heilige Land zu erreichen, warnte
mich allerdings vor den Schwierigkeiten. Gerade war sein
Schützling Franziskus zu einer Pilgerfahrt dorthin
aufgebrochen. Mit wenigen, ausgesuchten ›Brüdern‹
suchte er in Ancona ein Schiff, das sie für ›Gotteslohn‹
mitnahm zur ›terra sancta‹, sie fanden auch eines, doch
kaum waren sie auf dem Meer, da trieb ein Sturm es an die
dalmatische Küste, in die Nähe der venezianischen Stadt
Zara, lief es auf eine Sandbank und löste sich in seine
Bestandteile auf. Da die Venezianer nicht einmal den
Großmut besaßen, die geretteten ›Armen Brüder‹ umsonst
zurück über die Adria zu bringen, waren sie allesamt
gezwungen, nach und nach als blinde Passagiere
heimzukehren –.«
»Aber dieser Franziskus gab nicht auf –.«, sinnierte der
Emir, »er tauchte vor zwei Jahren im Feldlager unseres
Sultans El-Kamil auf und beschwor ihn, zum christlichen
Glauben überzutreten. Unser Herrscher beschenkte ihn
reich –.«
»Stammt nicht von ihm der Ausspruch –.«, warf Alekos
grinsend ein, »›Wer so stinkt, muß ein heiliger Mann
sein!‹«
»Ich habe Franziskus nur von der Ferne gesehen –.«,
ergriff Rik wieder das Wort, »und zwar bei der Flucht
seiner ›Schwester im Glauben‹, einer jungen Adeligen
namens Clara, die gegen den Willen ihrer Familie darauf
bestand, den gleichen aufopfernden Weg der Armut und
Hinwendung zu den Kranken zu gehen wie dieser Franz.
Der Bischof deckte
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