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Das Kreuz des Südens - Exodus aus Europa. Ein Zukunftsroman

Das Kreuz des Südens - Exodus aus Europa. Ein Zukunftsroman

Titel: Das Kreuz des Südens - Exodus aus Europa. Ein Zukunftsroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Scharf
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gleichsam den weiten Kreisen, die ein ins Wasser fallender Kieselstein zieht, verbreitete und die Menschen aufatmen ließ.

    Langsamer als gewöhnlich, so schien es Thomas, war die letzte dreiviertel Stunde vergangen. Er suchte fieberhaft den Horizont – oder das, was er in der Dunkelheit dafür hielt – mit den bloßen Augen nach einem größer werdenden Lichtpunkt ab, denn er hatte mit seiner Schwester Scarlett gewettet, er würde gewiß derjenige sein, welcher das Schiff als erster in der Entfernung ausmachen könne. Er starrte wie besessen in die Nacht hinaus und wendete sich nicht einen Augenblick ab, denn er wettete zwar selten, aber wenn er es tat, dann setzte er alles daran, die eingegangene Wette zu gewinnen und sich nicht zu blamieren. Er ließ seine Argusaugen immer wieder langsam von einer Seite zur andern gleiten, wobei er ab und an Punkte für eine Weile fixierte und sie gleichsam förmlich zu durchdringen suchte. Es war anstrengend und ermüdend, aber aufzugeben war nicht nach seinem Geschmack.
    Und tatsächlich sollte sich seine Beharrlichkeit am Ende bezahlt machen, denn er bemerkte lange vor seiner Schwester, ja vor allen anderen, einen winzig kleinen, hellen Punkt weit draußen auf dem Meer, der sich zwar nicht zu bewegen schien, den er aber nicht mehr aus den Augen ließ, denn, einst verloren, war es sehr schwer, ihn wieder einzufangen. Noch, so beschloß Thomas, würde er die Entdeckung, die er gemacht hatte, für sich behalten und abwarten, bis er mehr erkennen könnte, denn er wollte nicht für eine Gans ausgeben, was in Wahrheit ein Ochs war, und sich damit die größere Blöße geben, als wenn er geschwiegen hätte. Er kniff die braunen Knopfaugen zusammen und sah angestrengt auf das Pünktchen am Horizont, da erkannte er, daß aus einem Punkte allmählich zwei, dann drei wurden – die Navigations- und Positionslichter eines Schiffes! Diese beiden Begriffe hatte der Knabe einmal irgendwo aufgeschnappt, er wußte selbst nicht mehr wo. Doch welches der Lichter, die er in der Ferne sah, nun welchen Zweck erfüllte, das vermochte er nicht zu sagen. Allein er war sich nun jedenfalls sicher, daß das Schiff sich näherte, und so zupfte er seine Schwester, die einige Meter hinter ihm stand, am Ärmel, wies ihr mit ausgestrecktem Arm und Zeigefinger die Richtung, in welche sie blicken sollte und sagte triumphierend: „Der Punkt geht an mich, Scarlett, kein Zweifel!“ Dabei strahlte er über sein ganzes sommersprossiges Gesicht und freute sich.

Kapitel VII

    Sehr rasch hatten sich die Passagiere aus Deutschland, Frankreich, Belgien und den Britischen Inseln auf dem Schiff eingelebt. Die „Samantha II“ würde für sechs Wochen, so war es berechnet worden, ihr Zuhause sein. Natürlich waren nicht alle auf Anhieb seefest, und so gab es ein stetiges Kommen und Gehen an der Reling, als das Schiff nur einen Tag, nachdem es bei Plymouth die Anker gelichtet hatte, im Atlantik vor der spanischen Küste in ein kleines Unwetter geriet. Eigentlich konnte von Sturm keine Rede sein, es handelte sich lediglich um etwas Dünung von der Seite und später von achtern, so daß der „Dampfer“ ein wenig rollte, sich dabei aber nicht mehr als fünfzehn Grad neigend.

    Erik gehörte zu jenen, denen der „Schwell“ zunächst gewaltig zusetzte. Dieses immerwährende, niemals enden wollende Auf und Ab wäre ja noch zu ertragen gewesen, doch das damit einhergehende Abfallen nach Backbord und Steuerbord machte die Sache unerträglich. Er war ganz grün im Gesicht und schämte sich dafür, wenn er seine Mutter und seinen Vater ansah, denen das alles scheinbar nichts anhaben konnte. Beinahe ärgerlich wurde er, wenn er von den Matrosen, die an Deck bei diesem Wetter immer noch arbeiteten, hörte: „Immer viel essen, den Magen beschäftigen.“ Diese Weisheit wurde ihm von allen Seiten zugetragen, aber jedes Mal, wenn er es hörte, dachte er bloß: „Ihr habt gut reden. Viel essen soll ich, sagt ihr. Was hat das denn für einen Nutzen, wenn die Mahlzeit, wenn ich sie herunter habe, wieder denselben Weg herausnimmt?“ Außerdem war ihm gar nicht nach essen, eher schon nach schlafen, denn Seekrankheit machte unglaublich schläfrig. Nur, er konnte kaum ein Auge schließen, da sich alles bewegte und er darum ständig von der Pritsche zu rollen drohte, auf der er lag. So versuchte er es denn mit frischer Luft und begab sich für längere Zeit an Deck, wo ihm der Wind um die Ohren blies und feine Tröpfchen von

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