Das Kreuz des Zitronenkraemers
haben, vielleicht sitzt das Schwein ja gerade bei ihr in der Wohnung.“
Hannes rannte die Treppen hoch in sein Jagdzimmer und zog kurz entschlossen seine beiden Kurzwaffen aus dem Tresor. „Steck dir die in die Tasche“, rief er und drückte Peter eine 9mm Luger mit Holster und Munition in die Hände. „Aber ich weiß doch gar nicht wie ...“
„Das wird dir im Notfall schon einfallen“, herrschte Hannes ihn an. „Nun komm schon!“, schrie er nervös und sprang in den Wagen.
„Was ist mit dieser Claire?“, gab Peter noch zu bedenken. „Die muss halt warten!“, rief Hannes und startete den Wagen. Mit quietschenden Rädern verließen sie den Hof Richtung Reitstall.
Ein grüner Kleinwagen kam ihnen auf dem schmalen Wirtschaftsweg entgegen. Hannes nahm das Gas nicht zurück. Sollte er doch in den Graben fahren. Das tat er auch. Seine Hupe hallte Hannes noch nach der Kurve nach. Schwungvoll bog er auf die Kieseinfahrt ein und ging direkt neben dem kleinen Holzhaus in die Eisen.
„Verdammt noch mal!“, rief Barbara wütend, die gerade um die Ecke kam. „Wie oft soll ich euch noch sagen, dass ihr auf den Parkplätzen parken sollt. Jetzt muss ich schon wieder die Fenster putzen!“
„Es tut ihm leid“, antwortete Peter für Hannes, „Aber Anne ist wahrscheinlich in Gefahr, hast du noch einen Wohnungsschlüssel von ihr?“
„Wie? Was ist denn mit ihr? Kommt doch erst mal rein.“
„Dafür ist jetzt keine Zeit! Hast du die Schlüssel oder nicht?“
„Ja, sicher. Ich hol sie sofort.“ Sie verschwand im Haus. Peter und Hannes folgten. „Was ist denn hier los?“, fragte Marie, die gerade an ihren Hausaufgaben saß. „Ist was mit Anne? Da fällt mir gerade ein, ich glaube, ich habe ihr Handy gefunden. Warte, hier ist es.“
Sie griff auf die Ablage neben der Haustür. „Ich habe es bei der Grube Morgenstern gefunden. Du weißt doch, der alte Stollen bei Schweich. Da seid ihr doch gestern auch lang geritten, oder?“ Sie drückte Hannes ein modernes Gerät in die Hand. „Es müsste eigentlich ihres sein. Ihre Initialen sind eingraviert. Der Akku ist leider leer, sonst hätte ich es schon probiert.“
Aufgeregt griff Hannes nach dem Handy. „Wann hast du es gefunden?“, fragte er.
„Gestern auf dem Nachhauseweg“, antwortete Marie. „Wir sind die Galoppstrecke hochgejagt und ich habe beim Stollen auf meine Freundin gewartet. Ich musste mal für kleine Mädchen, also hab ich mich in die Büsche verdrückt. Als ich da so gehockt habe, habe ich was in der Sonne blinken sehen.“ Hannes schaute genauer hin. Sicher, die Initialen stimmten, aber es war nicht Annes Handy. Konnte ja auch gar nicht sein, schließlich hatte sie ihn gegen Mittag ja noch mit ihrem anrufen wollen. Wo sollte sie nur stecken? Hoffentlich hatte sie sich nicht mit diesem Irren getroffen. Hannes legte das Telefon zurück auf die Ablage. „Das ist nicht Annes Handy“, sagte er und griff nach dem Schlüssel, den Barbara inzwischen gefunden hatte. Ohne eine weitere Erklärung machte Hannes auf dem Absatz kehrt und sprang wieder ins Auto. Hoffentlich war auf den Straßen nicht zuviel Verkehr. Er wollte so schnell wie möglich Trier erreichen.
Wie besessen fuhr er den schmalen Wirtschaftsweg zurück Richtung Bekond. Der grüne Wagen hing immer noch im Graben. Hannes erkannte Tom, der ihm am Randstreifen entgegenkam. Wütend zeigte er den Vogel, als Hannes mit stark überhöhter Geschwindigkeit an ihm vorbeiraste. Aber das war Hannes im Moment wirklich egal.
*
Ruckelnd fuhr Anne los, sie musste sich erst an das Auto gewöhnen. Anne würgte den Wagen ab. Sie lachte gequält. Erneut startete sie den Motor. Mit einem holprigen Satz sprang der alte Fiat nach vorn. „Autobahn Richtung Schweich“, gab der Kaufmann die Richtung vor.
Anne fuhr vom Verteilerkreis ab. Der Auspuff dröhnte unsagbar laut in ihren Ohren. „Hoffentlich fällt er ab“, betete Anne. „Oder wir kommen in eine Polizeikontrolle.“ Nichts dergleichen geschah. Die Fahrt blieb ohne Zwischenfälle. Der Mann wies Anne an, hinter Schweich die Ausfahrt zu nehmen. Sie warteten gerade an der Kreuzung beim Leinenhof, als es in Annes Handtasche zu singen begann. Schönemann nahm ihr Handy aus der Tasche heraus und betrachtete das Display. „Aha, das kommt ja wie gerufen“, meinte er regelrecht fröhlich. „Leider muss Ihr Freund noch etwas warten, wir werden ihn später zurückrufen.“ Immer wieder und wieder spielte Annes Klingelton. Hannes gab also
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