Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Kreuz des Zitronenkraemers

Das Kreuz des Zitronenkraemers

Titel: Das Kreuz des Zitronenkraemers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Bonerz , Johanna Kirchen
Vom Netzwerk:
wissen.
    „Na dem, der in der Zeitung steht. Heute Morgen, also der Mord, der war gestern, heute steht es in der Zeitung. Ein Düsseldorfer, ermordet an der Mosel, oben am Moselhöhenweg, am Zitronenkreuz … “ „Nein, tut mir leid“, unterbrach Herr Schönemann, davon hätte er noch nichts gehört.
    „Oh“, entschuldigte sich Anne, „tut mir leid, ich weiß auch nicht, warum ich Sie damit belästige, ich fühle mich nur irgendwie so betroffen.“
    „Ja, ja“, gab der Ladenbesitzer zurück, „wir leben schon in einer schlimmen Zeit, ein Menschenleben ist doch gar nichts mehr wert, alte, wehrlose Frauen werden für 5 Mark, äh, Euro auf offener Straße erschlagen.“
    „Was ich Sie eigentlich fragen wollte … also einen wirklich netten Laden haben Sie hier“, stotterte Anne. „Oh, vielen Dank, ich erfreue mich auch eines großen Kreises treuer Stammkunden“, lächelte der Verkäufer zurück.
    „Also, ich wollte Sie wegen des Wappens auf Ihrem Schaufenster befragen.“
    „Welches Wappen?“, wunderte sich Herr Schönemann. „Dieser Karren, mit den Vögeln drauf. Wissen Sie, was das Wappen bedeutet?“ Anne wartete gespannt.
    „Bis jetzt hab ich noch nicht mal gewusst, dass es sich dabei um ein Wappen handeln soll… Wissen Sie, ich habe den Laden vor Jahren übernommen, dieses Zeichen denke ich, ist so eine Art Logo für dieses Geschäft, ich hab’s halt mit übernommen.“
    „Ach so, schade“, meinte Anne enttäuscht, „es ist nämlich so, auf dem Haus, in dem ich wohne und sogar in meiner Wohnung selbst befindet sich eben solch ein Zeichen. Aber in Stein gemeißelt, ziemlich alt. Ich hätte einfach gern gewusst, was es bedeutet. Und als ich das Wappen jetzt auf Ihrem Schaufenster sah, dachte ich … “
    „Ja, es tut mir sehr leid, wie gesagt, ich weiß es nicht. Aber machen Sie sich mal nicht zu viele Gedanken, dann würden sie ja hier bei uns in Trier überhaupt nicht mehr fertig. Schließlich leben wir in der ältesten Stadt Deutschlands. Nennen Sie mir mal ein Haus, auf dem nichts Altertümliches prangt, unsere Stadt ist doch voll davon.“
    Da hatte er wohl Recht, überlegte Anne. Jeden Tag zogen Touristenströme durch die Stadt und bewunderten Denkmäler aus einem Zeitraum von über 2000 Jahren. Wenn man hier wohnte, lief man mit geschlossenen Augen durch die Straßen. Einmal war Anne in den Kaiserthermen, allerdings in der Grundschule, ein Klassenausflug. Sonst hatte sie noch keine der vielen Sehenswürdigkeiten besichtigt. Doch, das Amphitheater. Nein, Besichtigung konnte man das eigentlich nicht nennen, sie war mal dort zu einem Open-Air- Konzert.
    „Ja, das stimmt wohl. Wissen Sie was, ich nehme noch ein Kilo von den italienischen Trauben aus ihrem Angebot.“
    „Sehr gern, wenn das dann alles wäre, packe ich Ihnen die Sachen ein.“
    Das schrille Ertönen der Ladenglocke ließ Anne zusammenfahren. „Guten Tag Frau Mertens“, rief Herr Schönemann erfreut seiner neuen Kundschaft zu.
    Der Verkäufer lächelte Anne noch einmal an und schob das Wechselgeld und ihre Einkäufe in einer Papiertüte über die Ladentheke.
    „Na kleiner Mann, magst du eine Lakritzschnecke …?“, hörte Anne noch den netten Herrn zu einem kleinen Jungen sagen, der an der Hand von Frau Mertens hing, und zog die Ladentür hinter sich zu.
     
    Schade, dass der nette Herr Schönemann ihr nicht weiterhelfen konnte, wegen des Wappens. Wäre ja auch zu schön gewesen. Sie würde sich anderweitig schlau machen, gleich heute Abend. Ein wenig im Internet recherchieren. Da musste doch was rauszufinden sein, dieser dämliche Vogelkarren ließ sie nicht mehr los.
     
    *
     
    Hannes empfand das laute Hupen um sechs Uhr, wohl das Wecksignal, als reinste Erlösung. Appetitlos knabberte er an seinem Frühstück herum und beschloss, später die Möglichkeit des Freigangs zu nutzen. Ein sympathischer Wärter begleitete ihn auf den tristen Innenhof. Hannes nutzte die Möglichkeit zu laufen. Besser gesagt, er rannte! Obwohl sonst eher der gemütliche Typ, rannte und rannte er. Immer in Achtertouren durch den durch hohe Gitter vorgeschriebenen Weg. Wie ein Hamster im Laufrad. Nach vierzig Minuten war Hannes klitschnass, seine trübsinnigen Gedanken jedoch von der frischen Luft wie weggeblasen. Abgekämpft wurde er zurück in seine Zelle geführt. Erschöpft fiel er in Tiefschlaf. Das Mittagsessen verpasste er und wurde erst von Wilhelm Lehnertz wieder geweckt. Ungeduldig rüttelte der Anwalt an Hannes Schulter.
    „Liebe

Weitere Kostenlose Bücher