Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Kreuz des Zitronenkraemers

Das Kreuz des Zitronenkraemers

Titel: Das Kreuz des Zitronenkraemers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Bonerz , Johanna Kirchen
Vom Netzwerk:
startete.
    Die Antwort war verblüffend: „Suchen Sie auch „Zitronenkraut?“, wollte der Computer wissen.
    Na, immerhin gab es insgesamt 41 Seiten zum Thema Zitronenkreuz und Zitronenkraut zusammen.
    Mal schauen, dachte Anne und klickte sich die Seiten durch. Die Kochrezepte mit Zitronenkraut und auch dessen Wirkungsweise als wundersamer Kräuterumschlag ließ Anne außen vor und fand das Schleicher Zitronenkreuz in mehreren Abhandlungen bezüglich Wanderwegen, der schönsten Mountainbikestrecken und Reiseführern für das Moseltal.
    Moment mal, das war interessant, auf der Seite eines Kulturvereins war die Inschrift des Steindenkmals übersetzt:
    „Kinder des allhier verstorbenen PI Carove seligen Angedenkens“
    Ansonsten erfuhr Anne nicht viel Neues. Fast alles wusste sie bereits aus dem Hinweisschildchen neben dem Zitronenkreuz, welches wie Anne las, eigentlich „Zitronenkrämerkreuz“ heißt.
    Auch das Wappen war erwähnt. Ein Wagen oder Karren, auf dem Vögel sitzen und zurückschauten.
    Hey, das war ja ein Knaller! Anne fiel fast vom Stuhl. Ihr Haus war beschrieben! Also ja eigentlich nicht direkt Annes Haus, sie bewohnte ja nur eine Eigentumswohnung darin. Anne konnte es kaum fassen. Das Haus, in dem sie lebte war 1656 erbaut worden, von Ambrosius Carove, einem Zitronenhändler oder Krämer, wie es damals wohl hieß, aus Italien. Vom Comer See. Deshalb das Wappen an der Fassade des Hauses. Deshalb das Wappen über ihrem Kamin.
    Vermutlich hatte dieser Ambrosius hier in diesen Räumen gelebt! Anne schauderte, ihr war plötzlich regelrecht unheimlich zumute.
    „Paula“, rief Anne, „Paula, wo bist du?“ Paula trottete heran und schaute verschlafen zur Zimmertür herein. „Wusstest du, dass Ambrosius Carove, der dieses Haus hier gebaut hat, vor ein paar hundert Jahren beim Zitronenkreuz ermordet wurde?“, fragte Anne die Hündin.
    Paula sah Anne verständnislos an. „Das Zitronenkreuz gab es damals natürlich noch nicht, das wurde ja erst viel später von den Nachkommen errichtet, zum Gedenken“, erklärte Anne weiter.
    Paula drehte sich um und stapfte aus dem Zimmer. Tolle Hilfe bist du, dachte Anne und machte sich erneut über die Tastatur des Computers her. „Carove“, fragte sie die Suchmaschine. Klasse, 339 Seiten!
    Die erste Freude wich bald großer Enttäuschung. Der Name schien so verbreitet zu sein wie Meier oder Müller. Wenigstens vor ein paar hundert Jahren. Die letzten Seiten handelten von Menschen dieses Namens zum Ende des 17. Jahrhunderts. Dann nichts mehr. Also, keine neuen Erkenntnisse zu Ambrosius.
    Mit einem Seufzen leerte Anne ihr Rotweinglas und schaltete den Computer ab.
    Anne dachte an Jutta. Jutta war eine alte Schulfreundin, die in der Stadtbibliothek arbeitete. Vielleicht kann sie mir weiterhelfen, dachte Anne, als sie müde Richtung Schlafzimmer tappte, ich werde sie mal anrufen, die haben doch dort dieses Stadtarchiv, möglicherweise ist auf diesem Weg noch was herauszufinden.
    Anne erschrak furchtbar über das laute Bimmeln des Telefons in der stillen Wohnung. Wer ruft denn um diese Uhrzeit noch an, ärgerte sie sich. Dann spurtete sie plötzlich los, „Hannes?“ rief sie in den Hörer. In der Leitung knackte es. Aufgelegt.
    Anne war enttäuscht, scheinbar hatte sich nur jemand verwählt.
    Paulas Decke lag fein säuberlich und unberührt neben dem Bett. Paula dagegen kuschelte auf Annes frisch bezogenem Kopfkissen. „Was soll’s?“, seufzte Anne und war froh, heute Abend nicht allein zu sein. Sie packte sich einfach neben den Hund. Wenn das Hannes sehen würde, dachte sie und konnte nicht einschlafen. Schloss sie die Augen, sah sie das düstere und graue Zitronenkreuz vor sich. Mordkreuz würde besser passen, überlegte sie. Anne gruselte es. Ihre Gedanken kreisten um die Morde an dem Schmuckhändler aus Düsseldorf und an einem Zitronenhändler vor ein paar hundert Jahren. Und der hatte auch noch ausgerechnet in diesem Haus gelebt! Und dann war auch noch Hannes wegen Mordes eingeknastet! Zum ersten Mal seit Wochen vermisste sie ihn. Sie kuschelte sich an Paula. Jutta, dachte Anne, ich muss sie unbedingt anrufen … morgen … Anne fiel in einen traumreichen und unruhigen Schlaf.
     
    *
     
    Hannes zählte Stunde für Stunde und Tag für Tag. Essen, schlafen, lesen. Was für ein aufregendes Leben!
    Das Highlight der Woche bestand aus einer Befragung durch zwei Düsseldorfer Beamte. Lenz war auch mit von der Partie. Sie spielten Tonbandaufzeichnungen vor.

Weitere Kostenlose Bücher