Das Kreuz des Zitronenkraemers
gesagt, Bernd und Andreas waren Zwillinge. Ich weiß gar nicht, wie ich die Fahrt nach Trier überhaupt überstanden habe. Aber es ist eindeutig mein Schwager Bernd der tot ist. Er hat ein recht auffälliges Muttermal am linken Unterarm. Auch wenn es vielleicht makaber klingt, ich war darüber natürlich unglaublich erleichtert. Aber Bernd da so zu sehen, als Leiche, diesen Anblick wünscht man seinem besten Feind nicht. Ich hatte vorher noch nie eine Leiche gesehen. Diese wächserne, gelbe Haut …“ Claire stockte. Dann fasste sie sich wieder und setzte ihre Erklärungen fort. „Daraufhin habe ich dann der Polizei erzählt, dass Andreas vermutlich mit Bernd zusammen gewesen sein müsste an diesem Morgen und dass er sich seither nicht mehr gemeldet hätte. Ich hätte doch nie geahnt, dass er jetzt plötzlich zu den Verdächtigen gehören würde. Aber aus der Sicht der Polizei natürlich klar. Der beim Erbe benachteiligte Bruder allein mit dem Mordopfer irgendwo im tiefen Wald und dann verschwunden. Dazu noch meine vorherige Falschaussage, von wegen Andreas sei für unbestimmte Zeit verreist.
Und am nächsten Tag hat sich dann der Entführer gemeldet. Er hat gedroht, Andreas sofort zu töten, wenn ich die Polizei einschalte.“ Die Frau drehte sich um und wandte sich wieder Anne und Hannes zu. „Ich habe ihm dann von der Vermisstenanzeige erzählt. Gott sei Dank, denn ich denke, Andreas wäre ansonsten schon tot, nach dieser Suchaktion der Polizei.“ Claire spielte an ihrem Ehering herum. „Wenn ich nur wüsste, welchen Schmuck er meint. Ich würde ihm alles geben, wenn ich nur Andreas lebend zurückbekäme. Ich habe ihm Geld geboten, viel Geld, aber davon will er nichts wissen. Er will nur diesen Schmuck, sonst nichts. Es soll sich dabei um sehr alte Schmuckstücke handeln. Und ich habe keine Ahnung. Ich kann auch niemanden fragen, die Eltern von Bernd und Andreas sind tot, die Filialleiter der Schmuckgeschäfte kennen mich noch nicht mal, aber selbst wenn, ich habe sowieso keinerlei Verfügungsgewalt. Andreas hatte sich aus dem Geschäft vollkommen herausgehalten, er hatte andere Interessen. Außerdem wüsste ich auch gar nicht, wer von denen so vertrauenswürdig wäre, dass ich ihn in die Entführungsgeschichte einweihen könnte. Bernd wäre vermutlich der Einzige gewesen, der gewusst hätte, was der Entführer will. Aber Bernd ist ebenfalls tot, deshalb denke ich ja auch, dass er sie verwechselt hat. Andreas ist der falsche Steinmetz in dieser Angelegenheit.“
Schweigen. Alle drei hingen ihren Gedanken nach. „Hast du wenigstens ein Lebenszeichen von deinem Mann?“, unterbrach Anne schließlich die Stille. Claire hob in einer verzweifelten Geste die Arme in die Luft, um sie gleich wieder fallen zu lassen. „Nein, nichts, er sagt, ich müsse ihm einfach glauben. Dort wo Andreas ist, gäbe es keinen Handyempfang. Daher könnte er ihn nicht mit mir sprechen lassen. Ich müsste ihm einfach glauben … genau das werde ich wohl tun müssen … ich werde die Hoffnung nicht aufgeben!“, antwortete Claire mit entschlossenem Blick.
„Das mit dem Handyempfang könnte ein Hinweis sein“, führte Hannes die Überlegungen fort. „Ich meine auf das Versteck, in dem Andreas Steinmetz festgehalten wird. Irgendwo unterhalb der Erdoberfläche vielleicht. Im Revier zumindest habe ich fast überall ein Netz.“
„Woher weißt du das, du hast doch dein Handy nie dabei?“, fiel Anne ein. „Außerdem könnte es auch ein Bluff sein!“ Anne runzelte nachdenklich die Stirn.
„Ich weiß das, weil wir es ausprobiert haben. Claire und ich sind am Dienstag das ganze Revier abgefahren, haben an allen erdenklichen Stellen nach Hinweisen gesucht und dabei auch ständig die Handys überprüft. Andreas kann dort eigentlich nirgendwo sein, schließlich ist ja auch das gesamte Gebiet von der Polizei durchkämmt worden, ich war ja selbst dabei.“
„Er könnte überall sein, vielleicht im Keller dieses Hauses dort.“ Frau Steinmetz wies, begleitet von einem verzweifelten Lachen, durch das Fenster auf das Geschäftshaus an der gegenüberliegenden Straßenseite „Unsere bisherige Vorgehensweise ist, so befürchte ich, vollkommen aussichtslos“, wandte sie sich an Hannes.
Der nickte zustimmend mit dem Kopf. „Ja, ich denke auch, so kommen wir nicht weiter. Ich muss ein paar Leute beobachten, an erster Stelle Martin Krischel. Vielleicht statte ich ihm auch mal einen Besuch ab“, überlegte Hannes.
„Krischel steht auf
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