Das Kreuz des Zitronenkraemers
Düsseldorf fliegen und den Schmuck suchen, vielleicht ist das meine einzige Chance.“
„Und ich werde Gritzfeld und Krischel aufsuchen, außerdem nochmals das Revier absuchen. Nein, Anne, du brauchst überhaupt nicht darüber nachzudenken, ich werde dich auf keinen Fall mitnehmen.“
„Aber ich könnte dir helfen, wenn du ganz allein gehst, das ist doch viel zu gefährlich, schließlich reden wir hier von einem Entführer und Mörder!“, verteidigte sich Anne. „Ich lasse dich das nicht allein machen!“
„Siehst du, genau aus dem Grund wollte ich dich aus der ganzen Sache raushalten, ich wusste genau, wie stur du darauf beharren würdest, mitzumachen.“
„Moment, Moment!“, schrie Claire dazwischen. „Keiner von euch muss das tun, schließlich habt ihr beide ja gar nichts mit der Sache zu tun. Und ich verlange von niemandem, dass er sein Leben aufs Spiel setzen soll.“
„Vielleicht solltest du doch die Polizei einschalten“, schlug Anne vor. „Auf keinen Fall!“, widersprach Claire sofort. „Dann ist Andreas tot. Wenn ich etwas verstanden habe von dem, was der Entführer verlangt, dann das.“ Claires fester Blick unterstrich die Unumstößlichkeit ihrer Entscheidung. „Aber wenn ihr mir freiwillig helfen wollt, dann wäre ich euch auf ewig dankbar. Überlegt es euch, es könnte mit Sicherheit gefährlich werden. Aber eigentlich seid ihr meine einzige Hoffnung, zumindest wenn ich den Schmuck nicht finden sollte. Und dass ich ihn finde, bezweifle ich stark.“
Claire nahm tief Luft und sah abwechselnd von Anne zu Hannes. „Wenn ihr mir helft und wir Andreas finden, biete ich euch 100 000 Euro an.“
Kapitel 6
Andreas erwachte durch die laut an den Steinwänden widerhallenden Schritte. Müde öffnete er die Augen und blinzelte in den noch fernen Lichtkegel der Taschenlampe. Er wollte sich die Hand vor die Augen halten und wunderte sich, wie schwer sein Arm war. Im ersten Moment nach dem Aufwachen war sein Gehirn noch nicht ganz funktionsfähig und hatte wohl vergessen, dass seine Hände im Gelenkbereich angekettet waren. Jetzt fiel ihm alles wieder ein.
„Hallo!“, rief er dem Licht zu: „Sind Sie das, Herr Bundestrainer?“
So nannte Andreas den Mann, seit er ihn zum ersten Mal gesehen hatte. Den Mann mit der Klinsmann - Maske. Seit diesem Tag hatte er keinen anderen Menschen mehr zu Gesicht bekommen. Er würde diesen Morgen nie vergessen. In seinem Kopf hörte er immer und immer wieder den Schuss und den verschluckten Schrei seines Bruders.
Die Lampe strahlte ihm jetzt hart und brennend mitten ins Gesicht und katapultierte Andreas aus den Erinnerungen zurück in seine jämmerliche Gegenwart.
„Wer soll ich denn sonst sein?“, fragte Klinsmann spöttisch, „Ihr Schutzengel vielleicht? Keine Angst, hier unten wird Sie außer mir niemand besuchen kommen.“
Der Schein der Taschenlampe, die der Mann nun auf einem wackeligen, alten Holztisch abgelegt hatte, verwandelte das Licht in der Höhle zu einer schaurigen Dämmeratmosphäre.
Der Mann kramte in einer altmodischen Kühltasche mit Blumenmuster und stellte Andreas sein Essen auf die Matratze. Gierig verschlang der Gefangene zwei knusprige Hähnchenbeine und mampfte anschließend das Stück Brot. Die zwei Äpfel und die Birne würde er sich für später aufheben. Schließlich gab es nur eine Mahlzeit am Tag. „Wann geben Sie endlich auf?“, fragte er kauend. „Sie können mir noch so oft diese Bilder vor die Nase halte, ich habe trotzdem keine Ahnung.“ Andreas schluckte den letzten Bissen und öffnete eine Plastikwasserflasche.
Klinsmann legte die ausgerissenen Blätter immer wieder in Andreas angekettete Hände.
Sie sahen aus, wie Ausschnitte aus irgendeiner Fachzeitschrift für Schmuckhändler. Auf mehreren Seiten waren verschiedene altertümlich aussehende Einzelstücke in Hochglanz abgebildet. Der dazugehörige Artikel handelte von Bernd. Jeden Tag musste Andreas das Gewinnerlächeln seines Bruders ertragen, der stolz hinter einem Tisch stand, auf dem alle Stücke noch mal zusammen ausgebreitet präsentiert wurden.
„Lesen Sie doch selbst, hier steht: Bernd Steinmetz. Wie oft soll ich es Ihnen denn noch sagen, damit Sie mir glauben. Ich bin Andreas. Sie haben den Falschen erwischt. Sie hätten mich erschießen sollen und Bernd entführen. Der hätte gewusst, was Sie wollen.“
„Warum sollte ich Ihnen glauben?“, bellte der Mann wie ein Kampfterrier zurück. „Eure ganze verlogene Sippschaft, ihr
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