Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Kreuz des Zitronenkraemers

Das Kreuz des Zitronenkraemers

Titel: Das Kreuz des Zitronenkraemers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Bonerz , Johanna Kirchen
Vom Netzwerk:
Irgendwas musste doch faul an der Sache sein, hoffte Anne inständig. Sie hatte sich im Restaurant noch über die ständigen Blicke der Frau amüsiert. Ich glaube, diese Frau ist `ne Nummer zu groß für dich, Hannes Harenberg, dachte sie hämisch. Wahrscheinlich die betrogene Ehefrau eines superreichen Geschäftsmannes, die hier ein bisschen Trost und Abwechslung sucht. Und ausgerechnet an Hannes musste sie geraten. Aber Hannes hat selber Schuld, wenn sie ihn wieder fallen lässt wie 'ne heiße Kartoffel. „Zu mir brauchst du dann auf jeden Fall nicht gekrochen zu kommen“, brummte Anne den Telefonhörer an, der still und friedlich auf dem Couchtisch ruhte.
    Wenn er anruft, lass ich ihn zappeln, überlegte Anne voller Vorfreude, ich werde einfach nicht rangehen, er kann dem Anrufbeantworter seine blöden Ausreden erzählen.
    Er würde bestimmt noch anrufen, schließlich wusste er, dass sie stinksauer war und das hatte Hannes noch nie lange ausgehalten.
    Aber das Telefon klingelte an diesem Abend nicht mehr. Wenigstens hatten auch diese mysteriösen Anrufe aufgehört, seit sie eine Geheimnummer hatte.
     
    Nach drei Tagen rief Hannes an. Anne hörte immer ungläubiger seinem Gestammel zu. Er druckste herum wie ein Schuljunge. Dass er sich nicht gemeldet hätte, weil es da eine Sache gäbe, in die er sie nicht mit reinziehen wolle. Zu heiß. Das waren unter anderem seine Worte. Zu heiß? Was glaubte dieser blöde Kerl eigentlich? Dass Anne bei ihnen mitmachen wollte? „Vielen Dank auch,“, schnauzte sie in den Hörer, „an einem flotten Dreier mit dir und deiner neuen Schnepfe habe ich mit Sicherheit kein Interesse!“
    Hannes legte einfach auf. Das war nun wirklich die Krönung der Unverschämtheit. Anne pfefferte den Hörer in irgendeine Ecke. Wie ein Tiger lief sie in der Wohnung hin und her und konnte es nicht fassen. Erst meldet er sich überhaupt nicht, dann ruft er plötzlich an. Nach drei Tagen. Er erzählt dumme Ausreden und faselt was von „gefährlich“ und „Verwicklungen“ und dass seine Hilfe nötig wäre. Und dass er sie, Anne, unbedingt da raushalten müsste. Dass „man“ sie deshalb besser nicht zusammen sehen solle. Wen meinte er bloß mit „man“? Glaubte er etwa, die CIA oder der KGB seien hinter ihm her? Diese Tussi schien dem doofen Idioten ja gehörig das Spatzenhirn verdreht zu haben. Wahrscheinlich hatte Mrs. Superreich ihm Drogen verabreicht.
    Anne musste aus der Wohnung, sich irgendwo abreagieren. Sie zog einen Jogginganzug und ihre Turnschuhe an. Ein paar Kilometer an der Mosel entlang joggen. Danach würde sie sich bestimmt besser fühlen. Und Hannes konnte ihr gestohlen bleiben. Ein für alle mal. Er war ja noch nicht mal Manns genug, ihr einfach die Wahrheit zu sagen.
     
    Als Anne zur Haustür heraus rannte, lief sie fast in ihn hinein. Hannes hatte gerade die Hand nach der Klingel ausgestreckt. Und neben ihm stand sie. Anne musste die Kinnlade wohl bis zu den Knien runtergefallen sein, denn die ersten paar Sekunden starrten die beiden sie dermaßen erschrocken an, als hätte Anne sich in ein absurd aussehendes Monster verwandelt. Niemand sprach ein Wort. Dann fasste sich die fremde Frau ein Herz und lenkte den Blick hinter ihrer Sonnenbrille zu Annes Augen. Sie streckte ihr die Hand entgegen. „Sie sind dann wohl Frau Seifert, nehme ich an“, sprach sie mit einer dunklen und wohlklingenden Stimme, „Es tut mir sehr leid, dass durch mich, wie soll ich sagen, Missverständnisse zwischen Ihnen und Ihrem Herrn Harenberg, entstanden sind. Das wollte ich gewiss nicht. Trotzdem halte ich es nach wie vor für keine gute Idee … aber Hannes hat darauf bestanden, Sie einzuweihen. Darf ich mich vorstellen, mein Name ist Claire Steinmetz.“
     
    Anne kochte Kaffee. Hannes und Claire saßen am Esstisch, umwogen von betretenem Schweigen. In der Luft herrschte eine Anspannung, dass es kaum zu ertragen war. Anne war übernervös und fühlte sich in ihrem Sportdress sichtlich unwohl neben der eleganten Lady, die Claire Steinmetz nun einmal unzweifelhaft war.
    Claire bedankte sich für den Kaffee und sogar Hannes brachte ein krächzendes Dankeschön hervor. Verlegen rührte er in seiner Tasse herum.
    „Sie heißen also Steinmetz“, wandte Anne sich endlich der Dame zu. „Ich liege wohl richtig, wenn ich denke, dass Sie die Frau des, nun ja … des Ermordeten sind, oder nicht? Der hieß doch auch Steinmetz. Und die ganze Geheimniskrämerei hat wohl etwas mit dem Mord zu tun, hab ich

Weitere Kostenlose Bücher