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Das Kriegsbuch

Das Kriegsbuch

Titel: Das Kriegsbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Sallis (Hrsg)
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Verlust der Mutter zu berichten, um das Lösegeld für die Gefangenen zu erheben und um die Schande unseres Mitwirkens bei dieser Katastrophe auszuleben.

 
8
    Als ich Zeuge des zweiten Zusammentreffens zwischen Bodwin und König Gie wurde, war ein Jahr vergangen – ein Jahr seit unserer Ankunft im Imperium im Anschluß an den Fall der Erde.
    Wir wurden nicht gerade freundlich aufgenommen. Das Sirische Imperium war der Nachfolgestaat der er sten Terranischen Interstellaren Föderation. Die Sirianer waren daher der Meinung, daß auf den Fernen Sternen, die sich während des Interregnums von der Förderation gelöst hatten, nur Barbaren lebten. Das Imperium hatte das Königreich Terra nur geduldet, weil es auf seine Veranlassung hin als Pufferstaat zwischen den Kernwelten des Imperiums und den äußeren Planeten der Throngi gegründet worden war. Da die hundert Jahre währende Nachbarschaft der terranischen Lebensweise einen leicht sirischen Anstrich gegeben hatte, waren wir ihnen vielleicht ein wenig erträglicher als die Neulinge und Pilger. Als Flüchtlinge stellten wir jedoch ein Problem dar und stießen auf Ablehnung, zumal unsere Geschichte überall von den Fernen Sternen Pilger heranfluten ließ, die das Imperium als Sprungbrett für einen neuen Pilgerzug zur Befreiung der Erde von den Throngi zu benutzen hoffen.
    Wenn uns die Sirianer schon nicht gerade freundlich behandelten, so wurden wir von den Pilgern geradezu gehaßt. Sie kamen nach Proxima Centauri und entsetzten sich über die Dekadenz, die sie hier auf den Kern welten des Imperiums vorfanden. Besonders schockier te sie die Tatsache, daß die Throngi sich im Schutz der Handelskommission des Imperiums frei in den hauptstädtischen Straßen bewegen konnten. Schließlich stießen sie auf uns und ließen ihren Groll an uns aus. Zehn Jahre lang hatten sie sich nicht um uns gekümmert, während wir die Throngi mühsam in Schach hielten. Erst als die Erde verloren war, stellten sie fest, wie teu er sie ihnen gewesen war, und sie haßten uns wegen ihres Verlustes.
    Also versteckten wir uns und versuchten möglichst zurückgezogen zu leben. So hörten wir auch erst einige Monate später, daß Gie nach Centauri gekommen war. Trotz der Knausrigkeit des Imperiums war das Lösegeld zur Befreiung der wichtigen Gefangenen aufgebracht und bezahlt worden. NNkh Hmmmhh, der throngische Admiral, hatte sie mit größter Zuvorkommenheit behandelt – mit der Ausnahme Renals von Chatlan, den er wegen seiner Kriegsverbrechen an den Throngi eigenhändig zerfetzt und vertilgt hatte. Er hat te König Gie in seinen Haushalt aufgenommen und für ihn gesorgt und ihm sogar noch vor dem Eintreffen des Lösegelds den Abzug gestattet – nachdem Gie geschworen hatte, niemals wieder die Waffen gegen die Throngi zu erheben.
    Als wir von diesem Nichtangriffspakt hörten, rech neten wir fast damit, daß sich König Gie unserer klei nen Kolonie von Ausgestoßenen anschließen würde, denn zweifellos hatten die Pilger mit einer solchen Vereinbarung wenig im Sinn. Als er dann schließlich kam, verlief sein Besuch jedoch ganz anders.
    Eines Abends, als wir eben zu Bett gehen wollten, erklang das Türsignal. Damals teilte ich einen Raum mit Bodwin, Telfan und drei früheren Mitbürgern. Einer dieser drei ging zur Tür und kehrte mit einer Gestalt zurück, die in den Umhang eines centaurischen Wächters gehüllt war – König Gie. Wir sechs beugten respektvoll den Kopf, denn unabhängig von unserer persönlichen Meinung war dieser Mann immerhin, dem Titel nach, der König von Terra. Wir schwiegen eine Zeitlang und dachten an die Umstände unseres letzten Zusammentreffens. Dann sagte der König: »Lord Bodwin, ich werde direkt zur Sache kommen. Ich möchte, daß Sie Titel und Lehnschaft wieder annehmen und mich begleiten. Meine Soldaten haben die Satelliten Plutos in ihre Gewalt gebracht. Sie werden von den Throngi belagert, halten aber durch, bis die Pilgerflotte bereit ist. Wir haben unseren Brückenkopf und können die Erde wiedererobern – aber wir brauchen Ihre und Lord Telfans Erfahrung …«
    »Aber Euer Eid …«, wandte Bodwin ein.
    »Er wurde unter Druck gegeben – und gegenüber Fremden, die dem Glauben der Mutter nicht anhängen. Kann ein solcher Eid bindend sein?«
    Ich hielt den Atem an. Gies Äußerung war wohl ver söhnlich gemeint, aber wie ich Bodwin kannte, sagte er jetzt bestimmt etwas, das uns eine lebenslange Ächtung einbrachte. Doch zu meiner größten Verwunderung

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