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Das kritische Finanzlexikon

Das kritische Finanzlexikon

Titel: Das kritische Finanzlexikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günter Wierichs
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Möglichkeit vermieden werden. Dabei sollen mittelfristige Trends verschiedener Anlageklassen aktiv genutzt werden. Das Risikomanagement basiert auf drei Säulen: Weltweite Diversifikation, Stop-Loss-Systematik und Value at Risk-Steuerung. Der Fonds wird auf Basis eines vorgegebenen Maximalverlustes gemanagt. Die Begrenzung von Verlusten wird angestrebt – jedoch nicht garantiert.
    Aha!
    Vereinfacht bedeutet dies: Der Fonds investiert nach dem Dachfondsprinzip in andere Fonds, die sowohl in Aktien als auch in Schuldverschreibungen investiert sind. Auf der Suche nach Anlagemöglichkeiten ist er weltweit unterwegs. Auch → Derivate , also vor allem Optionen und Futures, sind im Programm enthalten. Generell bevorzugt man Wertpapiere, für die in den nächsten vier bis sechs Jahren positive Aussichten bestehen. Wenn bei einzelnen Werten Kursabstürze drohen, werden sie nach einem automatisierten Verfahren herausgeschmissen. Zudem berechnet man regelmäßig die aktuelle Risikoposition der Gesamtanlagen; dabei kommen Aussagen herum wie: »Mit einer Wahrscheinlichkeit von 98,5 Prozent wird das gesamte Portfolio bis übermorgen keinen Verlust von 10 Millionen Euro einfahren.« Man bemüht sich um Erfolg, kann diesen selbstverständlich jedoch nicht garantieren.
    Dies ist jetzt vielleicht ein wenig verständlicher formuliert, aber immer noch sehr allgemein und nichtssagend. Wenn Sie, lieber Anleger, Genaueres wissen möchten, schauen Sie sich doch bitte den jährlichen Rechenschaftsbericht an oder orientieren Sie sich am Rating. Fünf Sternchen sind dann »top«, ein Stern ist ein »flop«. Das gibt Ihnen natürlich keine Orientierung hinsichtlich der zukünftigen Wertentwicklung. Und genau hier liegt der Hase im Pfeffer.
    Das Kauderwelsch der Branche lässt den Laien erschaudern. Kein Wunder, dass Vanessa Gutmann frustriert ist. Auswahl, Anordnung und die ineinanderfließenden Anlagespektren – alles ist einfach viel zu komplex. Oder nehmen wir nur die Namen. Was darf es denn sein? Den Allianz Global Eq Dividend.? Den CF Eq. Global Opp. von Hauck und Aufhäuser? Oder vielleicht den DWS Klimawandel? Wer sich nur peripher für das Bank- und Börsenwesen interessiert (und das sind viele Menschen, denen man dies auch keineswegs verübeln kann und sollte), muss beim Studium der Angebote ziemlich verzweifelt sein. Es gibt offenbar viel mehr Fonds als entsprechend geschulte Anleger. Im Zweifel muss man sich halt auf das Fondsmanagement verlassen; diese Leute erhalten für ihre Bemühungen immerhin eine üppige Vergütung.
    Fondsanleger alimentieren jedoch nicht nur das Fondsmanagement. Grundsätzlich kann man bei dieser Anlageform zwei Kostenbestandteile unterscheiden. Zunächst einmal wird beim Kauf eines Fondsanteils ein Ausgabeaufschlag fällig, der bis zu 5 Prozent betragen kann. Hierbei handelt es sich um eine Vertriebsprovision für die Bank des freundlichen Beraters oder für den nicht minder freundlichen Finanzmakler. (Bei beiden muss sich ein Kunde freilich die Frage stellen, ob der Fonds angepriesen wird, weil er so tolle Aussichten verspricht, oder eher, weil er dem Vermittler hohe Vertriebsprovisionen beschert.) Hinzu kommt eine Verwaltungsvergütung, die sich im Schnitt auf etwa 0,2 Prozent bis 1,5 Prozent des Anlagevolumens belaufen kann. Auch von diesem Provisionsbestandteil kann ein Teil, wenn er einmal an die Fondsgesellschaft geflossen ist, wieder der Bank beziehungsweise dem Finanzvermittler zurückvergütet werden. Man spricht dann von Kick-Back-Zahlungen (in der Schweiz üblicherweise Retrozessionen genannt). Kick Backs sind nach höchstrichterlichen Urteilen dem Kunden mitzuteilen. Verschweigt die Bank oder der Finanzvermittler sie, handelt er rechtswidrig. Dieser Grundsatz gilt sowohl in Deutschland als auch in Österreich und der Schweiz.
    Die Finanzindustrie lässt sich also ihr freundliches Fondsangebot üppig bezahlen. Wären doch wenigstens die Produkte gut verständlich! Leider sind diese jedoch so wie der gesamte Markt: intransparent und verwirrend. Nun könnte man einwenden: Wenn ich ein Auto fahre, überlasse ich die Wartung und Reparatur des Gefährtes ja auch meiner Fachwerkstatt. Richtig – aber im Unterschied zu Geldanlagen weiß ich beim Auto wenigstens, was ich – fühlbar – habe. Ich weiß, welche Knöpfe für die jeweiligen Funktionen zu betätigen sind, und ich kann Interieur, Fahrwerk und Motoreigenschaften erleben. Bei Geldanlagen erhält der Laie im Grunde genommen nur die

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