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Das krumme Haus

Das krumme Haus

Titel: Das krumme Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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ist nicht das Schriftstück, das Ihr Vater von Mr Gaitskill erhielt und das er in Ihrer Gegenwart unterzeichnete.«
    »Im Gegenteil«, fiel Gaitskill ein, »ich könnte schwören, dass es das Original ist. Oben links hat das Papier einen Fleck, der an die Form eines Flugzeugs erinnert. Das fiel mir damals auf.«
    Alle sahen sich verständnislos an.
    »Und was nun?«, erkundigte sich Miss de Haviland.
    Gaitskill wurde sofort der vorsichtige Jurist.
    »Die Angelegenheit muss sorgfältig geprüft werden. An sich macht dieses Testament alle früheren Verfügungen hinfällig. Zahlreiche Zeugen sahen Mr Leonides in gutem Glauben seine Unterschrift daruntersetzen. Hm. Sehr interessant. Kein ganz einfaches juristisches Problem.«
    Taverner schaute auf seine Uhr.
    »Entschuldigung«, sagte er, »ich halte Sie auf, Sie werden essen wollen.«
    »Möchten Sie nicht mit uns essen, Chefinspektor?«, fragte Philip höflich.
    »Besten Dank, aber ich habe noch eine Verabredung mit Dr. Gray in Swinly Dean.«
    Philip wandte sich an Gaitskill: »Und Sie, Dr. Gaitskill? Sie können doch bleiben?«
    »Gern.«
    Alle standen auf. Ich schlüpfte unbemerkt zu Sophia und flüsterte ihr zu: »Soll ich gehen oder bleiben?«
    »Besser gehen«, antwortete sie.
    Ich eilte hinaus, um Taverner einzuholen.
    Josephine schaukelte an einer Tür, die zum rückwärtigen Teil des Hauses führte. Sie schien höchst vergnügt zu sein.
    »Die Polizei ist dumm«, bemerkte sie.
    Sophia kam aus dem Salon.
    »Was hast du gemacht, Josephine?«
    »Nannie geholfen.«
    »Ich glaube, du hast an der Tür gehorcht.«
    Josephine schnitt ihr eine Grimasse und lief davon.
    »Das Kind ist ziemlich schwierig«, sagte Sophia mit einem Seufzer.

11
     
    A ls ich in Scotland Yard das Büro meines Vaters betrat, hatte Taverner seinen Bericht gerade erstattet.
    »Da haben Sie’s«, schloss er mit Leidensmiene. »Kein einziges Motiv. Und alles, was gegen die Frau und ihren Verehrer spricht, besteht darin, dass sie Kulleraugen machte, wenn sie ihm Kaffee einschenkte!«
    »Na, na«, sagte ich, »da weiß ich denn doch ein bisschen mehr.«
    »So? Und was haben Sie herausbekommen?«
    Ich zündete mir eine Zigarette an und lehnte mich zurück.
    »Roger Leonides und seine Frau hatten vor, nächsten Dienstag ins Ausland zu verduften. Zwischen Roger und seinem Vater fand am letzten Lebenstag des Alten eine stürmische Unterredung statt. Der Alte hatte etwas Belastendes herausgefunden, und Roger bekannte sich schuldig.«
    Taverner lief rot an.
    »Von wem haben Sie das erfahren?«
    »Von einem Privatdetektiv, der meines Erachtens noch mehr weiß.«
    Ich erzählte genau, was ich alles erlebt hatte. Es widerstrebte mir, Roger in ein ungünstiges Licht zu setzen; denn ich dachte an sein behagliches Zimmer und seine persönliche Liebenswürdigkeit. Aber ich musste bei der Wahrheit bleiben, obwohl es möglich war, dass Josephines Aussagen nicht stimmten. »Die Kleine scheint alles zu sehen, was im Hause vorgeht«, sagte Taverner.
    »Das ist bei den meisten Kindern der Fall«, erwiderte mein Vater trocken. »Wir müssen sofort bei der Firma Nachforschungen anstellen. Wenn Roger tatsächlich Unterschlagungen begangen hat, die von seinem Vater entdeckt wurden, so hätte er allen Grund gehabt, den Alten zum Schweigen zu bringen und England zu verlassen. Zu dem Giftmord fehlte es ihm nicht an Gelegenheit, seiner Frau übrigens ebenso wenig.«
    Ich nickte.
    »Kaltblütig genug wäre sie. Und sie ging ja hinüber, um angeblich die Pfeife ihres Mannes zu holen. Roger Leonides kann ich mir als Giftmörder weniger gut vorstellen. Die Vertauschung des Insulins hat doch etwas ausgesprochen Weibliches.«
    »Es gibt viele Giftmörder«, beschied mein Vater kurz.
    Als mein Vater mich am folgenden Tag zu sich rief, fand ich Taverner wieder bei ihm vor. Diesmal sah er höchst zufrieden und leicht aufgeregt aus.
    »Die Lebensmittel-AG wackelt«, verkündete mein Vater.
    »Kann jede Minute zusammenkrachen«, fügte Taverner hinzu.
    »Ich sah gestern Abend in der Zeitung, dass die Aktien stark gefallen sind«, erwiderte ich. »Aber heute Morgen scheinen sie sich erholt zu haben.«
    »Wir mussten sehr behutsam vorgehen«, erklärte Taverner. »Keine direkten Verhöre. Wir durften ja weder unsern Auslandsreisenden warnen noch irgendwelche Unruhe hervorrufen. Immerhin konnten wir private Informationen einholen, und demnach steht die Firma kurz vor dem Zusammenbruch. Es sieht so aus, als ob die Leitung jahrelang Fehler

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