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Das krumme Haus

Das krumme Haus

Titel: Das krumme Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Giftmörder zu bezeichnen, so war es doch durchaus möglich, dass Josephine einen begründeten Verdacht hegte. Was ich für kindlichen Unsinn und Wichtigtuerei gehalten hatte, konnte recht gut etwas ganz anderes sein. Es war immerhin denkbar, dass Josephine mit ihrer Vorliebe für »detektivische« Betätigung auf eine Spur gestoßen war, die sie selbst nicht richtig abzuschätzen wusste.
    Nur zu gut entsann ich mich des knackenden Zweiges im Garten. Da hatte ich gleich das Vorgefühl einer drohenden Gefahr gehabt. Ich hatte instinktiv reagiert; aber später war mir mein Argwohn übertrieben vorgekommen. Stattdessen hätte ich mir vorhalten sollen, dass es sich um einen Mordfall handelte, dass der Täter um seinen Kopf zitterte und dass er keinesfalls zögern würde, noch ein Verbrechen zu begehen, wenn er sich dadurch in Sicherheit bringen konnte.
    Vielleicht hatte Magda aufgrund eines mütterlichen Instinkts gespürt, dass Josephine in Gefahr war, und so ließ sich auch die fieberhafte Hast erklären, mit der sie das Kind in die Schweiz schicken wollte.
    Sophia kam uns schon entgegen. Sie berichtete, dass Josephine ins Krankenhaus gebracht worden sei. Dr. Gray wollte so bald wie möglich das Ergebnis der Röntgenaufnahme mitteilen.
    »Wie ist es denn geschehen?«, erkundigte sich Taverner.
    Sophia führte uns hinter das Haus und durch ein Tor in einen kleinen, verlassenen Hof. Sie wies auf ein Gebäude im Winkel, dessen Tür offen stand, und erklärte: »Das ist das ehemalige Waschhaus. Unten an der Tür ist ein Katzenloch, in das Josephine sich immer stellte, um mit der Tür zu schaukeln.«
    Das Waschhaus war klein und ziemlich dunkel. Es enthielt ein paar Kisten, etliche alte Schläuche, zerbrochene Gartengeräte und beschädigte Möbel. Gerade hinter der Tür lag ein marmorner Türhalter.
    »Das ist der Türstopper vom Eingang«, sagte Sophia. »Er muss oben gelegen haben.«
    Taverner griff zur oberen Türkante hinauf. Es war eine niedrige Tür, die ihn nur um etwa dreißig Zentimeter überragte. Versuchsweise bewegte er sie hin und her. Dann bückte er sich und betrachtete den kleinen Marmorblock, rührte ihn jedoch nicht an.
    »Hat jemand ihn aufgehoben?«, fragte er.
    »Nein«, erwiderte Sophia. »Ich habe es nicht zugelassen.«
    »Sehr gut. Wer hat das Kind gefunden?«
    »Ich. Josephine kam um ein Uhr nicht zum Essen. Nannie rief sie. Eine Viertelstunde früher war Josephine durch die Küche in den Hof hinausgelaufen. Nannie sagte: ›Sie wird Ball spielen oder wieder an der Tür schaukeln.‹ Ich sagte, ich würde sie holen gehen.«
    »Wer kannte ihre Spielgewohnheiten?«
    Sophia zuckte die Schultern.
    »Wohl alle im Haus, vermute ich.«
    »Wer sonst benutzt das alte Waschhaus? Der Gärtner?«
    Sophia schüttelte den Kopf.
    »Es geht selten jemand hinein.«
    »Vom Haus aus sieht man diesen Hof nicht«, murmelte Taverner vor sich hin. »Man konnte gut unbemerkt hierher schlüpfen und die Falle stellen. Aber die Wahrscheinlichkeit…« Er brach ab und bewegte die Tür wieder hin und her. »Ganz ungewiss. Entweder oder. Man müsste eher damit rechnen, dass das Ding nicht trifft. Aber sie hat Pech gehabt. Sie wurde getroffen.«
    Sophia schauderte.
    Er betrachtete den Boden, der verschiedene Eindrücke aufwies. »Sieht aus, als ob man erst Versuche angestellt hätte… um auszuprobieren, wohin das Ding fällt. Das Geräusch war im Hause sicher nicht zu hören.«
    »Nein, wir hörten nichts. Wir hatten keine Ahnung, dass etwas geschehen war, bis ich herkam und Josephine bewusstlos vorfand.«
    Sophias Stimme war brüchig.
    »Ist das ihr Halstuch?«
    Taverner deutete auf ein kariertes Wolltuch, das am Boden lag.
    »Ja.«
    Sorgfältig hob er mit dem Wolltuch das Marmorstück auf.
    »Vielleicht sind Fingerabdrücke darauf«, sagte er; aber sein Ton klang wenig hoffnungsvoll. »Der Täter wird sich wohl in Acht genommen haben.« Er wandte sich an mich: »Was schauen Sie so?« Ich betrachtete einen Holzstuhl, dessen Lehne zerbrochen war und der bei den ausrangierten Möbeln stand. Auf dem Sitz war etwas Erde.
    »Sonderbar«, sagte Taverner. »Auf dem Stuhl hat jemand mit schmutzigen Schuhen gestanden. Wozu nur?« Er schüttelte den Kopf. »Wann fanden Sie sie eigentlich, Miss Leonides?«
    »Es muss fünf nach eins gewesen sein.«
    »Weiß man zufällig, wer als Letzter hier im Waschhaus war?«
    »Keine Ahnung. Wahrscheinlich Josephine. Ich weiß, dass sie nach dem Frühstück an der Tür schaukelte.«
    Taverner

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