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Das krumme Haus

Das krumme Haus

Titel: Das krumme Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Stimme. »Wie konnte Großvater das wagen? Ich bin sein einziger Enkel. Wie konnte er es wagen, mich zu übergehen? Ich hasse ihn! Ich hasse ihn! Mein Leben lang werde ich ihm das nicht verzeihen. So ein gemeiner Tyrann! Ich wünschte ihm den Tod. Ich wollte fortgehen und mein eigener Herr sein. Und jetzt muss ich mich von Sophia tyrannisieren lassen. Ich wünschte, ich wäre tot…«
    Seine Stimme brach, und er lief hinaus.
    »Keine Selbstbeherrschung«, murmelte Edith.
    »Ich verstehe gut, wie ihm zu Mute ist«, rief Magda. »Ich werde mit ihm sprechen.« Auch sie eilte aus dem Zimmer.
    »Höre, Magda…« Edith trippelte ihr nach.
    »Du hast deine Karten gut ausgespielt«, sagte Philip zu Sophia, die ihn immer noch bittend ansah, und verließ das Zimmer.
    »Das war grausam von ihm«, sagte ich. »Sophia…« Sie streckte die Arme nach mir aus, und ich zog sie an mich. »Es ist zu viel für dich, mein Liebes.«
    »Ich weiß, wie ihnen zu Mute ist«, sagte Sophia. »Großvater sah es wohl voraus und glaubte an meine Kraft. Ich will ihn nicht enttäuschen. Ich wünschte nur, dass Eustace weniger grollte.«
    »Er wird es verwinden.«
    »Glaubst du? Ich weiß nicht recht. Er ist sehr grüblerisch veranlagt. Schrecklich, dass Vater sich verletzt fühlt.«
    »Deiner Mutter hat es nichts ausgemacht.«
    »Ein bisschen doch. Es ist nicht angenehm, wenn man die eigene Tochter um Geld für eine Theateraufführung bitten muss. Sie wird mir sehr bald zusetzen, Edith Thom p son zu finanzieren.«
    »Und was wirst du sagen? Wenn es sie doch glücklich macht…«
    Sophia entwand sich mir und warf den Kopf zurück.
    »Ich werde Nein sagen! Das Stück ist schlecht, und Mutter eignet sich nicht für die Rolle. Das hieße, Geld zum Fenster hinauswerfen.«
    Unwillkürlich musste ich lachen.
    »Was ist?«, fragte Sophia argwöhnisch.
    »Ich fange an zu verstehen, warum dein Großvater dir alles vermacht hat. Du bist aus dem gleichen Holz geschnitzt wie er, Sophia.«

21
     
    I ch bedauerte einzig und allein, dass Josephine all dies nicht miterlebte. Sie hätte es so sehr genossen. Ihre Genesung schritt rasch voran, und sie wurde nun jeden Tag zurückerwartet. Gleichwohl versäumte sie noch ein weiteres wichtiges Ereignis.
    Ich befand mich eines Vormittags gerade mit Sophia und Brenda im Garten, als ein Auto vorfuhr, dem Taverner und Lamb entstiegen.
    Brenda starrte den Wagen an.
    »Da sind sie wieder«, sagte sie. »Ich dachte, sie hätten es aufgegeben. Ich dachte, es wäre überstanden.«
    Ich sah, dass sie schauderte.
    Sie hatte sich vor etwa zehn Minuten zu uns gesellt und gesagt: »Wenn ich nicht an die Luft komme, werde ich verrückt. Aber vor dem Tor lauert immer ein Reporter. Es ist wie eine Belagerung.« Übergangslos hatte sie hinzugefügt: »Du hast Laurence entlassen, Sophia. Warum?«
    »Wir haben mit Eustace andere Pläne«, hatte Sophia ruhig geantwortet. »Und Josephine kommt ja in die Schweiz.«
    »Laurence ist deshalb ganz außer sich. Er hat das Gefühl, dass du ihm nicht traust.«
    Sophia hatte nichts erwidert, und in diesem Augenblick war der Polizeiwagen vorgefahren.
    Ich glaubte zu wissen, was Taverners Ankunft bedeutete. Ich hatte Sophia nichts von den gefundenen Briefen gesagt; aber ich wusste, dass sie inzwischen dem Staatsanwalt vorgelegt worden waren.
    Taverner kam wieder aus dem Haus und schritt auf uns zu. Brenda begann zu zittern.
    »Was will er nur?«, fragte sie unruhig.
    Taverner sprach kurz und bündig: »Im Namen des Gesetzes verhafte ich Sie. Sie werden verdächtigt, am neunzehnten September Aristide Leonides mit Eserin vergiftet zu haben. Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass alles, was Sie von nun an äußern, gegen Sie verwendet werden kann.«
    Brenda verlor die Nerven. Sie schrie auf und klammerte sich an mich. Sie rief: »Nein, nein, es ist nicht wahr! Ich habe es nicht getan. Ich weiß nichts von der ganzen Sache. Es ist ein Komplott. Ich will nicht ins Gefängnis! Ich habe nichts getan…«
    Es war entsetzlich. Ich versuchte sie zu beschwichtigen, indem ich ihr erklärte, dass ich ihr einen Anwalt besorgen würde, sie solle ruhig bleiben, der Anwalt würde sich um alles kümmern…
    Taverner ergriff sanft ihren Arm.
    »Kommen Sie, Mrs Leonides. Wir wollen gleich gehen.«
    Sie wehrte sich und starrte ihn aus großen Katzenaugen an.
    »Was haben Sie mit Laurence gemacht?«
    »Mr Laurence Brown ist auch verhaftet«, erklärte er.
    Da gab sie nach. Sie schien in sich zusammenzusinken. Tränen rannen

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